ISTE und Freunde - zusammen erfolgreich arbeiten. So titelte die Einladung der nunmehr 62. Winterarbeitstagung, die federführend alljährlich vom Industrieverband Steine- und Erden Baden-Württemberg (ISTE) in Kooperation mit dem Bayerischen Industrieverband Steine und Erden (BIV) organisiert wird. Den thematischen Mittelpunkt bilden regelmäßig Aspekte der aktuellen und künftigen Gewinnung von Gesteinsrohstoffen in den süddeutschen Bundesländern, festgemacht an der Rohstoffsicherungssituation in der Region. Das Dauerthema hat seine Berechtigung, denn die Sicherung der heimischen Ressourcen ist eine Aufgabe von volkswirtschaftlich weitreichender Bedeutung, wenn die Bauaufgaben der nächsten Jahre durch eine ausreichende Rohstoffversorgung abgesichert sein sollen. Unter ökonomischen und ökologischen Aspekten ist dabei eine verbrauchsnahe Gewinnung und Weiterverarbeitung dieser Rohstoffe zwingend. Die systematisch vorsorgende Rohstoffsicherung verdient deshalb mehr Aufmerksamkeit, als sie derzeit von Regionalplanern und Genehmigungsbehörden erhält. In Räumen wie der rohstoffträchtigen Region Donau-Iller, wo Regionalplanungen und Grenzlage zwischen Bayern und Baden-Württemberg zusammenfallen, machen sich ISTE und BIV traditionell gemeinsam stark. Im Zuge der Fortschreibung der Planungsgrundlage haben die Verbände deshalb ihre Zusammenarbeit deutlich verstärkt und streben auf Basis der aktuell von betroffenen Unternehmen beigesteuerten Datenlage eine branchenorientierte Weiterentwicklung der Raumplanung an.
Unternehmen der Steine- und Erden-Industrie investieren kontinuierlich in moderne, emissionsarme und energiesparende Anlagen- und Fahrzeugtechnik. Schon so manches Projekt, auch das war Gegenstand der Tagung, wurde wegen seiner besonders ressourcenschonenden Ausrichtung aus dem Umweltinnovationsprogramm des Bundesumweltministeriums gefördert. Für derartige Investitionen benötigen die Unternehmen allerdings eine Ausgangslage, die diese Investitionen wirtschaftlich rechtfertigt. Ist diese mit der Genehmigung von Gewinnungsflächen gegeben, resultiert daraus in mehrfacher Hinsicht ein lokaler und regionaler Mehrwert. Mit den gewonnenen Roh- und den produzierten Baustoffen werden anspruchsvolle Bauvorhaben wie etwa der Albaufstiegstunnel oder das Bahnprojekt Stuttgart-Ulm umgesetzt. Beide anspruchsvollen Projekte waren Gegenstand von Referaten. Generell muss deshalb auch die Frage gestellt werden, warum für eine ausreichende vorsorgende Rohstoffsicherung derart viele Hemmschwellen in den Amtsstuben zu überwinden sind, wo doch hinlänglich nachgewiesen ist, dass Steine- und Erdenbetriebe lediglich nachfrageorientiert produzieren und noch dazu im Zuge der Kompensation ihrer Eingriffe Hervorragendes leisten. Der Ausgleich ist landesspezifisch bereits geregelt und genehmigungsseitig festgeschrieben. Im Grunde bedarf es dafür also keiner Kompensationsverordnung, wie sie für jedweden Eingriff auf Bundesebene geplant ist. Falls sich diese Verordnung aber - anders als es der jetzige Entwurf vermuten lässt - an der Lebenswirklichkeit orientiert und wie die bereits in Kraft getretene Bayerische Kompensationsverordnung einen verträglichen Interessensausgleich schafft, ohne die wirtschaftliche Beweglichkeit der Unternehmen auf's Spiel zu setzen, wird sie als künftige Leitlinie Akzeptanz finden.
Soziales Umfeld im Blick
Nachhaltigkeit im Handeln gehört generell zu den Grundprinzipien verantwortungsbewusster Rohstoffunternehmen. Hinlänglich bekannt und vom dynamischen Naturschutz anerkannt sind die vielfältigen Zusatzleistungen der Betriebe im Sinne des Artenschutzes. Dass außerdem der Mensch im Umfeld der Roh- und Baustoffunternehmen von interessanten Angeboten profitiert, wurde einmal mehr anhand beeindruckender Beispiele deutlich. Ob Kunst im Steinbruch, das Klassenzimmer am Baggersee, die aktive Beteiligung an Gartenschauen, geführte Exkursionen und Werkstouren oder die Kooperation mit Geoparks - genutzt werden viele Wege, um soziale Verantwortung über die Schaffung von Arbeitsplätzen hinaus mit Taten zu untermauern. Die vorgestellten Beispiele lieferten vielgestaltige Inspirationen.
Weitere gab es jenseits der Kernthemen mit Referaten zur Transportlogistik, zur Qualität industriell verarbeiteter Lebensmittel und zum Umgang mit der Zeit in einer Welt stetigen Wissenszuwachses.
Tanja Gönner, einstige baden-württembergische Umwelt- und später Verkehrsministerin, war über viele Jahre Ansprechpartnerin des ISTE. Aus der von beiden Seiten geschätzten Zusammenarbeit erwuchs eine stabile Vertrauensbasis. So ist auch zu verstehen, warum die einstige Politikerin und jetzige Vorstandsvorsitzende der GIZ - Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, auf der Tagung zum Thema "Rohstoffe - Fluch oder Segen" referierte. Zum Fluch würden Bodenschätze immer dann, wenn sie vor allem für den Export gedacht seien, ohne dass ein Land eigene Wertschöpfungsketten darauf aufbaut. Eine Aussage, die bewusst machen sollte, welchen Wert wir in Deutschland unseren (noch) funktionierenden Wertschöpfungsketten beimessen sollten ohne sie durch eine verfehlte Rohstoffsicherungspolitik leichtfertig aufs Spiel zu setzen.
Fach-Premiere für Rockstars
Wie wird man interessant? Unter dem Druck des demographischen Wandels mit zunehmendem Fachkräftemangel als fatale Folge stellen sich viele Industriebereiche diese gleichlautende Frage. Zu den Gewinnern wird gehören, wer es versteht seine herausragenden Qualitäten zu verdeutlichen, um im Wettbewerb mit anderen Branchen bei der Ansprache von Schülern in der Berufsorientierung die Nase vorn zu haben. Genau das schafft der jugendgerecht inszenierte Werbefilm: "Dein Abenteuer-Arbeitgeber - Rockstars gesucht".
Der auf Initiative des ISTE entstandene Kurzfilm ist auch als Kinospot-Konzentrat verfügbar und alles andere als "trockener Stoff". Landes- und Bundesverbände der deutschen Steine- und Erden-Industrie haben sich an diesem großartigen Projekt beteiligt und partizipieren mit eigenem Abspann. Der Film ist über den Steine- und Erdenkanal auf youtube leicht zu finden und hat in kürzester Zeit bereits ein beachtliches Ranking durch zahlreiche Zugriffe erreicht. Premiere vor jenem Fachpublikum, das auf der Suche nach neuen "Rockstars" - also technisch versierten Fachnachwuchs für Steinbruch und Kiesgrube - ist, hatte der Streifen direkt zur Eröffnung der Winterarbeitstagung und erntete erwartungsgemäß Begeisterung. ISTE-Hauptgeschäftsführer Thomas Beißwenger hat gemeinsam mit dem Arbeitsausschuss Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes damit nach dem Geokoffer für den Geographieunterricht in Baden-Württemberg einmal mehr einen Meilenstein für breitenwirksame Branchenwerbung gesetzt. Daneben hat die wichtige Branche der Steine- und Erden-Industrie mit dem Film auch klargestellt, dass sie alles andere als langweilig ist. Wer solch einen Film produziert hat Humor, versteht was junge Leute wollen, tut etwas gegen den Fachkräftemangel und glaubt an seine eigene Zukunft. Die Segel dafür, das hat die 62. Winterarbeitstagung untermauert, sind gesetzt.