FondsSuperMarkt: In Ihrem Factsheet stellen Sie den LOYS Global MH als aktiven Mischfonds dar. Aktuell scheint der Fonds jedoch ausschließlich in Aktien, nicht in Anleihen investiert zu sein, weshalb er von einer bekannten amerikanischen Ratingagentur auch als Aktienfonds kategorisiert wird. Helfen Sie uns bitte bei der Einordnung des Fonds!
Dr. Christoph Bruns: Der rechtliche Mantel des LOYS Global MH ist weit geschneidert, damit das Fondsmanagement möglichst viele Freiheitsgrade hat. Seine rechtliche Qualifizierung als Mischfonds erlaubt große Flexibilität, etwa auch den Kauf von Anleihen. Sollten die Renditen für langlaufende Anleihen nach zwei Krisenjahren weiter steigen und attraktive Niveaus erreichen, dann wird das Fondsmanagement zugreifen.
Schaut man aktuell auf das Portfolio des LOYS Global MH, so entspricht seine Aufstellung derjenigen eines konservativen Aktienfonds. Das ist jedoch eine Momentaufnahme. Wichtiger ist: Hier wird bewusstes aktives Management zugunsten der Kunden betrieben.
FondsSuperMarkt: Wofür steht der Zusatz „MH“ im Fondsnamen?
Dr. Christoph Bruns: Aus der Auflegungszeit vor 2005 stammt noch der Namenszusatz MH, der für Master Hedge steht. So hieß seinerzeit die Kapitalverwaltungsgesellschaft, mit der wir den Fonds aufgelegt haben.
FondsSuperMarkt: Ihr Haus Loys ist als wertorientierter Vermögensverwalter bekannt. Woran orientiert sich ihr Value-Ansatz?
Dr. Christoph Bruns: Ein wertorientierter Ansatz kümmert sich vor allem um die Bestimmung des Wertes von Aktien. Das ist heute selten zu finden, denn kurstechnische und thematische Ansätze dominieren das Anlagegeschehen. Ein Bonmot von Oscar Wilde trifft die Sache ganz gut: „Heute kennt man von allem den Preis und von nichts den Wert.“ Nun ist aber klar, dass die Orientierung an Preisen riskant ist, denn dadurch kann der Zusammenhang zwischen Wert und Preis aus dem Blick geraten. Ich hingegen analysiere Aktien bezüglich ihres ökonomischen Wertes und kann dann eine geeignete Kauf- und Verkaufsdisziplin festlegen. Käufe nehme ich z. B. nur vor, wenn der Kurs einer Aktie mindestens 30% unterhalb des von mir ermittelten Wertes liegt. Obendrein beschränke ich mich auf profitable Unternehmen mit langjährigen positiven Historien. Zudem nimmt gründliche Bilanzanalyse im Rahmen meiner Untersuchungen einen breiten Raum ein.
FondsSuperMarkt: Die wichtigen Aktienindizes sind im bisherigen Jahresverlauf, für viele Marktteilnehmer überraschend, trotz konjunktureller Abkühlung gestiegen. Wie sieht es aktuell mit den Bewertungen der Unternehmen aus?
Dr. Christoph Bruns: In der Tat scheinen die großen Aktienindizes auf einen robusten Börsenjahrgang zu verweisen. Aber ein zweiter Blick offenbart mancherlei Verzerrungen an den Aktienmärkten. Oft sind es nur eine Handvoll Aktien, die für den Aufschwung gesorgt haben. Denken Sie daran, dass Microsoft, Meta, Nvidia und Alphabet jeweils um mehr als 30% angestiegen sind.
FondsSuperMarkt: Blickt man näher ins Fondsportfolio des LOYS Global MH, stellt man fest, dass der Fonds (nicht verwunderlich für einen wertorientierten Ansatz) vor allem in Aktien aus der zweiten Reihe investiert. Wie hängt dieser Befund mit Ihrem spezifischen Investmentansatz zusammen?
Dr. Christoph Bruns: Der LOYS Global investiert sein Geld dort, wo die Aussichten auf angemessene Renditen und die Sicherheit des eingesetzten Kapitals am ehesten gewährleistet sind. Derzeit finde ich bei Unternehmen aus der zweiten und dritten Börsenreihe attraktivere Rendite / Risiko Kombinationen. Unternehmensgröße ist kein Wert an sich. Gerade der heutzutage weitverbreitete Abgesang auf europäische und deutsche Unternehmen bringt in diesen Größenklassen gute Chancen mit sich.
FondsSuperMarkt: Deutsche Aktien machten per Ende August rund 30% des Fonds aus, gefolgt von japanischen mit 20%. US-Aktien hingegen tauchen unter den Top-Ländern nicht auf. Wie kommt das?
Dr. Christoph Bruns: Fangen wir mit Japan an: Dort hat sich ein ungewöhnlich günstiges Szenario eingestellt. Die Inflation ist niedrig, die Nullzinspolitik wird fortgeführt, der schwache Yen sorgt für starkes Exportwachstum und eine zunehmende Anzahl von Unternehmen entdeckt den ´Shareholder Value´-Gedanken für sich. Anders sieht es in den USA aus. Dort ist der Gesamtmarkt teuer und die Bilanzen sind mitunter strapaziert. An exzessiv bewerteten Unternehmen fehlt es auch nicht, und das Thema Zinsanstieg ist in den Vereinigten Staaten angesichts der hohen Verschuldungen von Staat, Unternehmen und Konsumenten ein Menetekel. Sehr heterogen ist das Bild bei deutschen Aktien. Die Makrolage sieht beklemmend aus, und die deutsche Politik offenbart fehlende grundlegende Wirtschaftskenntnisse. Aber viele Aktien sind attraktiv bewertet. Oft wird übersehen, dass gerade deutsche Unternehmen sehr international aufgestellt sind. Die Frage, wo ein Unternehmen seinen juristischen Sitz hat, ist vergleichsweise irrelevant.
FondsSuperMarkt: Die Wertentwicklung des LOYS Global MH zeigt seit Auflage eine relativ hohe Volatilität. Wie erklären Sie sich die – verglichen mit anderen Fonds – höheren Wertschwankungen?
Dr. Christoph Bruns: Es handelt sich nicht um Wert-, sondern um Preisschwankungen. Und Preisschwankungen sind nichts anderes als die nervöse Reaktion der Gesamtheit der Börsenteilnehmer auf Meldungen zu Politik und Wirtschaft. Tatsächlich ist die Stabilität der Unternehmen wesentlich höher, als es die Kursschwankungen vermuten lassen. Wir dürfen uns aber trösten, denn das hysterische Auf und Ab der Kurse im Tages- und Wochenverlauf kann doch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die vom LOYS Global MH ausgewählten Aktien im Laufe der Jahre wesentlich an Wert gewonnen haben und dies auch weiterhin tun werden.
FondsSuperMarkt: Laut Factsheet hat der Fonds auch die Möglichkeit, mithilfe von Derivaten auf fallende Kurse zu setzen. (Wann) Machen Sie von dieser Möglichkeit Gebrauch?
Dr. Christoph Bruns: Derzeit nicht, jedoch ist das in der Vergangenheit durchaus anders gewesen. Für einen aktiven Fondsmanager ist es von Vorteil, einen möglichst breiten Instrumentenkasten zur Verfügung zu haben.
FondsSuperMarkt: Kommen wir noch einmal zu der eingangs gestellten Frage zurück: Wie attraktiv finden Sie aktuell den Anleihemarkt im Allgemeinen und im Besonderen?
Dr. Christoph Bruns: In den letzten Jahren war der Anleihenmarkt sehr unattraktiv, weil die Kupons sehr niedrig waren. Der Rentencrash des Jahres 2022 hat für ein Ende der Niedrigzinsphase bei Anleihen gesorgt. Am kurzen Ende der inversen Zinsstrukturkurve finden sich mittlerweile ganz annehmbare Zinsen. Kurzfristige $-Papiere bringen derzeit mehr als 5% ein. Europa hinkt hier hinterher, obwohl die Inflation in der alten Welt höher liegt. Das stärkt den US-Dollar. Am langen Ende der Zinsstrukturkurve sind die Renditen noch zu niedrig. Es verwundert durchaus, dass die Bundesrepublik Deutschland für zehnjährige Bundesanleihen weniger als 3% Zins berappen muss. Aber der Markt bleibt manipuliert, weil die Europäische Zentralbank in den letzten zehn Jahren zum größten Halter von Staatsanleihen aufgestiegen ist. Von positiven Realzinsen sind wir noch zu weit entfernt, um langlaufende Staatsanleihen für attraktiv zu halten. Bei Unternehmensanleihen kommt es hingegen auf den Einzelfall an.
Fondsdetails: LOYS Global MH B
ISIN DE000A0H08U6
WKN A0H08U
Fondskategorie Aktienfonds/Mischfonds global
Ausgabeaufschlag 5% (FondsSuperMarkt-Rabatt 100%)
Ertragsverwendung Thesaurierend
Performancegebühr max. 10 % (High-Water-Mark)
Laufende Kosten 1,86 % (inkl. Transaktionskosten)
Auflegung 08.02.2006
Fondsvolumen 97,5 Mio. EUR (31.08.2023)
Performance seit Auflage 176,2 % / 5,95 % p.a. (31.08.2023)
Risiko- und Ertragsprofil (SRI) 4 von 7
Über Loys
Die LOYS AG ist eine auf die wertorientierte Aktienanlage spezialisierte Investmentboutique mit bewährter konservativer und antizyklischer Anlagestrategie. Gegründet 1995, ist die LOYS AG heute an den Standorten Frankfurt am Main, Oldenburg, Chicago und Zug vertreten und zählt zu den etablierten Investmentboutiquen im deutschsprachigen Raum. Die LOYS AG weist eine langjährige und überzeugende Leistungsbilanz auf dem Gebiet internationaler Aktienfonds auf und die inhabergeführte Unternehmensstruktur sichert ein Höchstmaß an Unabhängigkeit und Flexibilität.