2021 war bisher ein herausforderndes Jahr. Die Welt kämpft immer noch mit der zweiten/dritten Welle der COVID-19-Pandemie, und in vielen Ländern gelten weiterhin erhebliche Einschränkungen. Gleichzeitig wirken sich Chinas Evergrande-Krise und neue regulatorische Maßnahmen auf die Märkte in Asien, Europa und den USA aus. Pierre-Henri Cloarec, Manager der Emerging Stars Equity Strategie von Nordea, wirft einen Blick auf die aktuelle Wirtschaftslandschaft in Schwellenländern und erläutert seinen Anlageansatz.
FondsSuperMarkt: Wie gestaltet sich die wirtschaftliche Erholung in den Emerging Markets? Was sind die Hauptrisiken für Anleger in der zweiten Jahreshälfte?
Pierre-Henri Cloarec: Wir sehen eine gute wirtschaftliche Erholung und erwarten eine weitere schrittweise Lockerung der Covid-Beschränkungen.
Wir glauben auch, dass viele Emerging Markets (EM) fiskalisch stärker aus der Coronavirus-Pandemie hervorgehen als ihre Pendants in Industrieländern (DM), da sie erheblich weniger für Anreizprogramme ausgegeben haben. Die meisten von ihnen haben auch die konventionelle Geldpolitik beibehalten, was bedeutet, dass ihre Zentralbanken keine quantitative Lockerung vorgenommen haben.
Wir glauben, dass die monetären Bedingungen in DM wahrscheinlich locker bleiben werden, aber wir glauben auch, dass, wenn sich der aktuelle Inflationsanstieg stärker als erwartet erweist, ein „Tapering“ der Geldpolitik gegen Ende des Jahres eintreten könnte.
Die Geldpolitik der Fed hat offensichtliche Auswirkungen auf die Liquidität, und jeder Schritt zu einer Reduzierung hatte in der Vergangenheit eher negative kurzfristige Auswirkungen auf Risikoanlagen, eine Kategorie, in die Schwellenländeraktien natürlich fallen würden. Obwohl dies eine potenzielle Quelle der Volatilität für die Anlageklasse darstellt, sind wir langfristige Anleger, die für die nächsten 3-5 Jahre nach attraktiven Investmentmöglichkeiten suchen. Da wir Schwellenländeraktien als Anlageklasse für langfristige Anleger betrachten, würde uns ein solcher Schritt, wenn überhaupt, Gelegenheiten bieten, in solide Geschäftsmodelle mit großartigen Wachstumsaussichten zu relativ attraktiven Bewertungen zu investieren.
FondsSuperMarkt: Der Fall Evergrande und Pekings behördliche Maßnahmen gegen Technologieunternehmen haben den Märkten in der Region in letzter Zeit große Volatilität beschert. Wie ist Ihre Meinung zu China?
Pierre-Henri Cloarec: Die Liquiditätskrise des chinesischen Immobilienentwicklers Evergrande hat zuletzt die Aktienmärkte in Asien, Europa und den USA erschüttert. Diese Entwicklung hat Besorgnis über den allgemeinen Zustand des chinesischen Immobilienentwicklungssektors ausgelöst und einen Ausverkauf am Markt angeheizt – was die bereits negative Stimmung gegenüber chinesischen Aktien noch verstärkt.
Der Markt hat bereits ein schlechtes Szenario eingepreist, wobei Evergrande um >80% seit Jahresbeginn gefallen ist. Es scheint jedoch auch einen offensichtlichen Konsens darüber zu geben, dass dies ein idiosynkratisches, also unsystematisches Ereignis mit einem begrenzten Risiko eines Spillovers ist. Denn der Regierung stehen anscheinend viele Instrumente zur Verfügung, um das Ansteckungsrisiko zu vermeiden, das sich unter anderem sowohl auf das Wachstum als auch auf die Verbraucherstimmung auswirken kann.
Schließlich hat die Verschärfung der chinesischen Politik gegenüber der Nachhilfebranche und Internetplattformen das Vertrauen der Anleger in Investitionen im Land beeinträchtigt. Wir glauben, dass die chinesische Regierung sich verpflichtet hat, den Privatsektor zu unterstützen, der 80 % der Schaffung von Arbeitsplätzen ausmacht. Allerdings – wenn man es so ausdrücken möchte – knöpft sie sich Unternehmen und Sektoren vor, von denen sie befürchtet, dass sie zu dominant werden oder die Gesellschaft und den Lebensunterhalt negativ beeinflussen könnten. Die regulatorischen Änderungen müssen von Fall zu Fall analysiert werden, da die Auswirkungen auf einzelne Unternehmen und Branchen unterschiedlich sind. Für unsere Bestände glauben wir, dass die regulatorischen Risiken durch die jüngsten Aktienbewegungen mehr als eingepreist wurden. Wir behalten einen Anlagehorizont von drei bis fünf Jahren bei und suchen nach Unternehmen, die nicht nur während der diesjährigen Konjunkturerholung langfristig performen können. Zusammenfassend sind wir auf eine holprige Fahrt vorbereitet, freuen uns aber über die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, einige ausgezeichnete Unternehmen zu günstigen Preisen zu finden. Wir werden uns wie immer auf Investitionen konzentrieren, die zu unserer Philosophie passen und für unsere Kunden einen langfristigen Wert generieren.
FondsSuperMarkt: Welche Weltregionen und Sektoren sind für Sie interessant?
Pierre-Henri Cloarec: Wir sind in erster Linie Fundamental- und Bottom-up-Portfoliomanager mit einem langfristigen Anlageansatz. Daher haben/verwenden wir keine Top-Down-Makroansichten, um Sektoren oder Ländern Kapital zuzuordnen. Nichtsdestotrotz ist und war die Emerging Stars Equity Strategie ein Wachstums- und Qualitätsportfolio. Es stimmt, dass wir in der Vergangenheit immer sehr attraktive Wachstumsgeschichten und -chancen in den Bereichen IT, Kommunikationsdienste, Gesundheitswesen, zyklische Konsumgüter und in letzter Zeit insbesondere im Finanzsektor gefunden haben. Regional gesehen war das Portfolio in der Vergangenheit in Asien übergewichtet (mit besonderem Fokus auf Indien) und untergewichtet in CEEMEA (Central & Eastern Europe, Middle East and Africa) und Lateinamerika, auch wenn wir in den letzten Jahren zu einer leichten Übergewichtung in letzterem übergegangen sind.
Diese aktiven Positionen werden von unserem Fokus darauf getrieben, strukturelle Wachstumsnischen zu finden, die durch technologische und demografische Trends auf der ganzen Welt, aber noch stärker in den Schwellenländern, generiert werden. Wir sehen vorerst keine Anzeichen für die Abschwächung dieser Trends. Wenn überhaupt, glauben wir, dass diese Chancen eher isoliert oder losgelöst von den allgemeinen Makrokennzahlen sind. Ein Beispiel: Wenn Chinas BIP-Wachstum 50 bis 100 Basispunkte pro Jahr niedriger wäre, würde dies unserer Meinung nach keine signifikanten Auswirkungen auf den Wunsch der Verbraucher haben, jedes Produkt zu kaufen, das sie möchten – mit welchem Gerät, wo immer sie sich gerade befinden und egal zu welcher Zeit. Dies bedeutet, dass Unternehmen, die die Hardware, Software, Logistik usw. bereitstellen können, die dies ermöglichen, unglaublich gut aufgestellt sind, um ihr Geschäft deutlich schneller als die Gesamtwirtschaft wachsen zu lassen. Die Frage ist dann, welche Unternehmen in diesen sehr wettbewerbsintensiven Sektoren besser aufgestellt sind. Haben sie die Möglichkeit, in Zukunft weiter zu wachsen? Sind diese Gelegenheiten innerhalb ihrer aktuellen Bewertung vollständig eingepreist? Haben sie die entscheidenden Wettbewerbsvorteile, um davon zu profitieren? Liefern sie uns als Investoren Shareholder Value?
FondsSuperMarkt: Wie wählen Sie Unternehmen nach ESG-Kriterien aus?
Pierre-Henri Cloarec: Wir integrieren ESG-Kriterien über den gesamten Investmentprozess, von der Ideengenerierung über die Unternehmensanalyse, den Portfolioaufbau bis hin zum Engagement-Management. Daher ist es kein Schritt im Prozess, sondern ein wichtiger Teil der Informationen, die wir in allen Phasen unseres Prozesses verwenden und bewerten. Wichtig ist, dass unser ESG-Scoring-Prozess einige einzigartige Merkmale aufweist, die unserer Meinung nach sehr wichtig sind:
- Während wir einige Daten von verschiedenen externen Anbietern und NGOs beziehen, sammeln wir Informationen auch direkt während unserer mehr als 150 Unternehmens-Engagements und Vor-Ort-Besuchen (jährlich), um unseren internen qualitativen ESG-Score zu erstellen.
- Die ESG-Analyse befasst sich nicht nur mit ESG-Risiken, die in die Wertschöpfungskette eines Unternehmens eingebettet sind, sondern auch mit ESG-Chancen für einige Geschäftsbereiche, bei denen die Kapitalallokation den Shareholder Value auslösen kann (höherer ROIC vs. WACC).
- Unsere ESG-Scores sind systematisch in unsere Bewertungsmodelle integriert, da sie einen Einfluss auf die Fade-Rate haben, die verwendet wird, um die langfristigen zukünftigen Cashflows der von uns analysierten Unternehmen zu kalkulieren (höhere ESG-Scores haben tendenziell niedrigere Fade-Raten).
- Da die Einschätzungen der Bewertungen vom ESG-Score beeinflusst werden, sind die zur Größenbestimmung der Portfoliopositionen verwendeten Überzeugungen auch ein Nebenprodukt unserer internen ESG-Bewertung.
Fondsdetails: Nordea 1 - Emerging Stars Equity Fund BP-EUR
ISIN LU0602539867
WKN A1JHTM
Fondskategorie Aktien Schwellenländer
Ausgabeaufschlag 5% (FondsSuperMarkt-Rabatt 100%)
Ertragsverwendung Thesaurierend
Managementvergütung p.a. 1,50 %
Performancegebühr Keine
Laufende Kosten 1,81 %
Auflegung 15.04.2011
Fondsvolumen 6.355,88 Mio. USD (31.10.2021)
Performance seit Auflage 134,86 % (31.10.2021)
Risiko- und Ertragsprofil (SRRI) 6 von 7
Über Nordea Asset Management
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Der Erfolg von Nordea basiert auf einem nachhaltigen und einzigartigem Multi-Boutique Ansatz, welcher die Expertise spezialisierter interner Boutiquen mit exklusiven externen Kompetenzen verbindet. Dies erlaubt uns, zum Wohle unserer Kunden ein stabiles Alpha zu generieren. Die Lösungen von NAM erstrecken sich über alle Anlageklassen, von festverzinslichen Anlagen und Aktien bis hin zu Multi-Asset Lösungen, und über alle Regionen hinweg, sowohl lokal, in Europa, als auch in den USA, global und in den Schwellenländern. (Quelle: Nordea Investment Funds, S.A., 30.09.2021)