Mit steigender Tendenz werden bereits heute 75 % der Gesundheitskosten durch chronische Erkrankungen verursacht. Die häufigsten Diagnosen liegen im Bereich der Herz-, Gefäß- und Stoffwechselerkrankungen sowie in Erkrankungen des Atemsystems und Veränderungen des Bewegungsapparats. Eine Therapie ist oft nur symptombezogen und nicht ursachenorientiert möglich. Die Suche nach Gemeinsamkeiten dieser chronischen Leiden führt regelmäßig auf eine Störung der Gewebeversorgung auf Zellebene zurück – als Ursache und/oder als verschlimmernder Faktor. Diese Erkenntnis bildet den Kernaspekt des Entwicklungsprojekts HBOIR, in dessen Zentrum eine Druckkabine steht, in der die Sauerstoffüberdruckatmung mit der Durchwärmung zur Verbesserung der Gewebeversorgung kombiniert wird.
Druck, Sauerstoff und Wärme: Hohe Schnittmenge und wertvolle Synergien
Der therapeutische Ansatz der kooperativen Projektarbeit basiert auf den Prinzipien der Sauerstoffatmung unter hyperbaren Bedingungen (HBO) und der Durchwärmung von Körperkern und Körperschale mittels einer speziellen Infrarottechnik.
Beide Ansätze, HBO und Durchwärmung, haben sich jeweils bei einem breiten Indikationsspektrum und in zahlreichen Anwendungsbereichen bewähren können. Es handelt sich im Kern um sehr unterschiedliche Methoden, die in ihrer Zielsetzung aber eine hohe Überschneidung aufweisen. Beide Verfahren für sich werden – vereinfacht – zur Verbesserung der Gewebeversorgung eingesetzt und können im Zusammenspiel besondere Vorteile schaffen sowie Nachteile ausgleichen.
Als größte Herausforderung gilt noch immer die Effizienz und Effektivität der HBO: Bislang ist ein flächendeckendes HBO-Angebot aufgrund des hohen finanziellen Aufwands für Kostenträger sowie des hohen zeitlichen Aufwands für Patienten nicht gegeben. Durch den zusätzlichen Effekt der Durchwärmung während der Sauerstoffüberdruckatmung könnten die bekannten Hürden in Zukunft aber wirksam genommen werden.
Durchwärmung wirkt bewegend – auch auf das HBO-Verfahren
Sowohl apparativ als auch personell (und damit finanziell) ist die HBO mit hohem Aufwand verbunden und somit derzeit nur wenigen spezialisierten Einrichtungen vorbehalten. In aktuellen Programmen werden die Patienten einem Überdruck von mindestens 1,4 bar ausgesetzt und atmen in 3 Zyklen a 30 Minuten reinen Sauerstoff. Die gesamte Anwendungsdauer beläuft sich auf 2,5 bis 3 Stunden. Um dieses Protokoll fahren zu können, sind große Mehrkammerkabinen erforderlich. Da der Patient im Notfall nicht sofort geborgen werden kann (Taucherkrankheit), muss ggf. Personal eingeschleust werden. Damit verlässt das Verfahren den adäquaten Rahmen für eine flächendeckende und praxistaugliche Umsetzung.
Inframedic ist auf Infrarottechnologie spezialisiert und entwickelt u. a. Kabinen, die unterschiedliche Umgebungsbedingungen schaffen, um die Infrarotsysteme zielgerichtet einsetzen zu können. Das Projekt HBOIR sieht eine neuartige 1-Personenkabinen vor. Mit dieser Kabine lösen die Entwickler gleich mehrere Herausforderungen.
Die synergistischen Effekte einer Saustoffatmung bei 1,4 bar Überdruck und einer Durchwärmung des Körpers ermöglichen bei äquivalenter Wirksamkeit eine Verkürzung der Anwendungszeit auf weniger als 1 Stunde. Im Notfall ist eine sofortiger Bergung der Patienten möglich, wodurch die Kabine kompakt konzipiert werden kann. Sie passt in jede Arztpraxis.
Die HBOIR ist aber auch als reine HBO-Anwendung – z.B. in der Notfallversorgung von Rauchgasvergiftungen – einsetzbar und kann den Rettungsleitstellen ggf. gemeldet werden.
Hohe Sicherheit, Effektivität und Verfügbarkeit mit weitreichenden Perspektiven
Die Infrarotstrahler des HBOIR-Systems basieren auf den neuesten Technologien der Inframedic-Entwicklung. Für ein individuelles und sicheres Maß des Wärmeeintrages sorgt dabei die intelligente SAFETY SENSE-Technologie.Durch die verkürzte Anwendungszeit (Nullzeittauchen) kann der Patient die HBOIR jederzeit umgehend verlassen. Negative Auswirkungen in Richtung Taucherkrankheit sind nicht gegeben.
Das kombinierte Verfahren zu präventiven und therapieunterstützenden Zwecken ist ursachenorientiert, kostengünstig und stellt eine sichere Behandlungsoption dar. Eine Entlastung der Kostenträger im Sinne der Gesundheitsökonomie ermöglicht nicht nur das weite Anwendungsspektrum bei chronischen Erkrankungen. „Automatisch“ stehen flächendeckend auch einsatzfähige HBO-Einrichtungen für die Notfallversorgung bereit.
Zudem ist die „HBOIR“ als möglicher Ansatz für die Long COVID Behandlung im Gespräch. Auch denkbar ist der Einsatz im Anti-Aging-, Spa- und Wellnessbereich bei niedrigen Arbeitsdrücken.