Die Brennstoffzellen sollen an den Anlagen jeweils konventionelle Blockheizkraftwerke ersetzen. Sie nutzen das in einer Biogasanlage bzw. bei der Kompostierung produzierte Methangas zur Stromerzeugung. Dabei können mit Brennstoffzellen grundsätzlich höhere Wirkungsgrade erzielt und die Emissionen erheblich reduziert werden. Blockheizkraftwerke, die aus einem Gas- oder Zündstrahlmotor und einem Generator bestehen, weisen wegen einer Vielzahl beweglicher Teile darüber hinaus eine hohe Verschleißempfindlichkeit auf.
Die Brennstoffzellentechnik steht an der Schwelle zur Praxistauglichkeit. Bislang wird erst eine Anlage mit Biogas aus einem Abfallvergärungsbetrieb in der erforderlichen Größenordnung von ca. 250 kW in Süddeutschland betrieben. Die geplante Ankopplung an die Biogasanlage eines Bioenergiedorfes und die damit verbundene Optimierung des Gesamtsystems sowie die vorgesehene technische Umsetzung in der Kompostanlage, sind Neuland und erfordern eine intensive Begleitforschung. Unter der Federführung der Abteilung Agrartechnik der Universität Göttingen wollen sich daran die Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, die Technische Universität Clausthal und weitere Institute beteiligen. Eine besondere Herausforderung stellt die Aufbereitung und Reinigung des Biogases dar, das aufgrund der Vielzahl verschiedener Ausgangssubstrate vor allem in einer Kompostierungsanlage in der Zusammensetzung stark variieren kann.
Die Brennstoffzellentechnik wird nach Ansicht von Prof. Lücke eine wichtige Rolle bei der Lösung der anstehenden Energieprobleme mittels dezentraler Versorgungssysteme spielen, und die entsprechende Technik zur Einbindung der Brennstoffzellen in diese Systeme sowie zur Gewährleistung eines optimalen und störungsfreien Betriebs hat das Potenzial, sich langfristig zu einem Exportschlager für einheimische Produzenten zu entwickeln. Für die Universität Göttingen, die eng in das in Gründung befindliche Energie-Forschungszentrum Niedersachsen (EFZN) in Goslar eingebunden ist, könnte die Brennstoffzellentechnik zu einem wichtigen Forschungsbereich werden.
„Das Projekt wird einen wichtigen Beitrag zur Stärkung des Wissenschaftsstandortes Göttingen im Bereich der Spitzentechnologie leisten“, lobte Oberbürgermeister Meyer die beispielhafte Zusammenarbeit zwischen den Vertretern der Universität, der HAWK und den Projektpartnern aus der Region. Er sieht darin einen weiteren Baustein auf dem angestrebten Weg zur Wissensregion.
Voraussetzung für die Umsetzung des Projektes ist allerdings eine massive Unterstützung für Forschung und Investition durch die in Frage kommenden Förderinstitutionen. „Wir machen uns gemeinsam für dieses Projekt stark und wollen diese Chance für den Standort Region Göttingen nutzen“, versprach Landrat Reinhard Schermann. In den nächsten Wochen sind Gespräche mit Vertretern des Landes, des Bundes und mit weiteren Fördereinrichtungen geplant, um für die Unterstützung des Projektes zu werben.