Wie es zum Reizdarmsyndrom kommt, ist bisher nicht bekannt. Die Darmerkrankung tritt meist bei Menschen zwischen 35 und 50 Jahren auf. In dieser Altersgruppe sind etwa ein bis zwei von zehn Personen betroffen. Es kann immer noch passieren, dass Menschen mit Reizdarmsyndrom nicht ernst genommen werden, weil man ihr Problem für reine Kopfsache hält“, erklärt Professor Dr. med. Peter Sawicki, der Leiter des IQWiG. „Doch auch wenn Stress die Probleme verstärken kann, ist das Reizdarmsyndrom eine Darmerkrankung. Sie kann starke Beschwerden verursachen, die das tägliche Leben beeinträchtigen und seelisch sehr belastend sind.“
Ballaststoffe: Flohsamen statt Kleie
Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass nicht alle für das Reizdarmsyndrom angebotenen Therapien helfen. Es gibt jedoch Behandlungen, die einen Versuch wert sind. „Mittel aus Flohsamen – einem löslichen Ballaststoff, der Wasser im Darm bindet – scheinen zum Beispiel nützlich zu sein“, so der Leiter des IQWiG. In Studien linderten sie die Beschwerden bei etwa einer von zehn Personen. Ob jemand Kleie zu sich nahm oder nicht, machte hingegen keinen Unterschied. Kleie ist ein unlöslicher Ballaststoff, der kaum Wasser bindet.
Auch Pfefferminzöl könnte die Beschwerden verringern – zumindest kurzfristig. In Studien ließen die Beschwerden bei vier von zehn Personen nach, wenn sie mangensaftresistente Kapseln mit Pfefferminzöl einnahmen.
Krampflöser: Auf das Mittel kommt es an
Krampflösende Medikamente könnten Menschen mit Reizdarmsyndrom ebenfalls Erleichterung verschaffen. „Allerdings kommt es auf den Krampflöser an“, so Sawicki. „Butylscopolamin ist ein in Deutschland zugelassenes Mittel, das die Beschwerden lindern könnte. Warum Mebeverin bei Reizdarmsyndrom verschrieben wird, lässt sich hingegen nicht aus den Studien ableiten. Für dieses Medikament ist nicht nachgewiesen, dass es hilft.“
Wenn jemand auf Arzneimittel verzichten oder noch eine andere Therapie ausprobieren möchte, ist eine Hypnosebehandlung eine Möglichkeit. Bei einer solchen Behandlung konzentriert man sich ganz auf eine bestimmte Vorstellung, die die Therapeutin oder der Therapeut vorgibt – etwa auf die Vorstellung, einen gesunden Darm zu haben. Die Forschung deutet an, dass auch von diesem Verfahren einige Menschen mit Reizdarmsyndrom profitieren könnten.
Beschwerden bessern sich oft von selbst
Wenn die gewählte Therapie nicht die erhoffte Linderung bringt, hilft oft eins zu wissen: „Bei vielen Menschen mit Reizdarmsyndrom verringern sich die Beschwerden mit der Zeit ganz von selbst“, stellt Sawicki abschließend fest.
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