Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten 35 Leitlinien in ihre Analyse einbeziehen, aus denen sie insgesamt 1802 Empfehlungen extrahierten. Diese beziehen sich auf verschiedenste Versorgungsaspekte wie Diagnostik, Therapie oder Schulung der Betroffenen.
Einen Überarbeitungsbedarf stellt das IQWiG für die meisten Gliederungspunkte des DMP fest. Das gilt insbesondere für die „Blutglukosesenkende medikamentöse Therapie“ sowie „Begleit- und Folgeerkrankungen“ des Typ-2-Diabetes. Einzige Ausnahme bildet die „Diagnostik (Eingangsdiagnose)“.
Kaum Empfehlungen zur Multimedikation
Zu „Besondere Maßnahmen bei Multimedikation“ kann das IQWiG keine Aussagen treffen. Das liegt daran, dass in den Leitlinien keine entsprechenden Empfehlungen zu finden sind. Dabei sind die in das DMP eingeschriebenen Patientinnen und Patienten im Durchschnitt 68 Jahre alt und haben in der Regel eine ganze Reihe weiterer Erkrankungen, die auch mit Medikamenten behandelt werden. Häufig erhalten sie eine Kombination von Arzneimitteln, die gerade bei Älteren problematische Wechselwirkungen haben können. Die Leitlinien bilden diese Problematik aber noch nicht ausreichend ab.
Unterzuckerungen rücken in den Fokus
Wie bereits beim Diabetes mellitus Typ 1 sind inzwischen auch bei Typ 2 die Folgen von Hypoglykämien in den Leitlinien in den Vordergrund gerückt. Im DMP sind sie zwar bereits Thema, allerdings weniger prominent. Es gibt eine weitere Analogie zum Typ-1-Diabetes: Nach den Leitlinien können auch beim Typ-2-Diabetes technische Hilfsmittel zur Kontrolle und Regulierung des Blutzuckerspiegels, beispielsweise ein kontinuierliches Glukose-Monitoring (CGM), empfohlen werden. In den DMP-Richtlinien ist das noch nicht berücksichtigt.
Patientinnen und Patienten sollten Kenntnisse in Schulungen auffrischen können
Patientenschulungen sind längst fester Bestandteil des DMP Typ-2-Diabetes. Inhaltliche und zeitliche Vorgaben gibt es dabei noch kaum. Neuere Leitlinien heben inzwischen hervor, dass sich solche Schulungen an den Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten orientieren müssten. Das schließt wiederholte Schulungen zum Selbstmanagement ein, die geeignet sind, den HbA1c-Wert zu verbessern und ungeplante Klinikeinweisungen zu reduzieren.