Lobende Worte von Staatssekretär und Stiftungsratsvorsitzendem
Knapp 100 Gäste waren der Einladung des IQWiG in die Landesvertretung Sachsen-Anhalt gefolgt. Der Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit, Lutz Stroppe, skizzierte in seinem Grußwort die Etappen der Institutsentwicklung, auf die das IQWiG „mit Stolz zurückblicken kann“. Die Gutachten des Instituts böten eine wichtige Grundlage für Entscheidungen im Gesundheitswesen. Gerade weil bei diesen Entscheidungen unterschiedliche Interessen aufeinanderträfen, müsste neben der Wissenschaftlichkeit stets auch die Seriosität der Institution außer Frage stehen.
Der Vorsitzende des Stiftungsrats, Dr. Wolfgang Eßer, zugleich Vorstand der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), bescheinigte dem IQWiG, mit seinen Expertisen nicht nur national, sondern auch international Maßstäbe gesetzt zu haben. Nach den bewegten Jahren des Aufbaus, in denen das IQWiG viel zum Teil auch unsachliche Kritik habe aushalten müssen, stünden heute Verlässlichkeit und Aussagekraft seiner Expertisen im Vordergrund.
Windeler: Unabhängigkeit ist Grundlage des Erfolgs
Jürgen Windeler, seit vier Jahren Leiter des Instituts, bedankte sich sowohl bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als auch bei seinem Vorgänger Peter Sawicki: „Der Erfolg des IQWiG ist auch sein Verdienst“, so Windeler.
„Meinen besonderen Dank richte ich aber an die Träger, also die Vertreter der Selbstverwaltung, die das Vertrauen und die Weitsicht hatten, durch ihre Entscheidungen in den Gremien und Organen der Stiftung die fachliche Unabhängigkeit des Instituts zu sichern und zu achten – auch wenn ihnen dies nicht immer leicht gefallen sein mag“, so Windeler. „Denn die Unabhängigkeit ist die Grundlage für den Erfolg unseres Instituts“, zeigte er sich überzeugt.
Konstruktive Zusammenarbeit mit Selbstverwaltung und Wissenschaft
Wie bei Geburtstagen üblich, formulierte Windeler auch Wünsche: „Ich hoffe, dass sich die Zusammenarbeit mit Selbstverwaltung und Wissenschaft, namentlich den Fachgesellschaften, so konstruktiv weiterentwickeln wird, wie ich das in den letzten vier Jahren erlebt habe“, sagte Windeler.
An die Adresse der Politik gerichtet, wünschte sich Windeler eine angemessene Regelung für die Nutzenbewertung von nichtmedikamentösen Verfahren und Medizinprodukten. Hier fühle er sich durch das jüngste Gutachten des Sachverständigenrats bestätigt und auch der Koalitionsvertrag weise in die richtige Richtung.
Schließlich brauche Deutschland eine angemessene Struktur, um die Evidenz zu schaffen, deren Fehlen in das IQWiG in seinen Berichten immer wieder konstatieren muss. „Was wir brauchen, sind Anreize, gute Studien zu machen. Und dabei geht es auch, aber nicht allein um Geld“, so Windeler.
EbM ist in der Versorgung angekommen, aber noch nicht heimisch
Prof. Dr. Christopher Baethge, Schriftleiter der Medizinisch-Wissenschaftlichen Redaktion des Deutschen Ärzteblatts, konstatierte in seinem mit großem Applaus aufgenommenen Fachvortrag, dass die Evidenzbasierte Medizin (EbM) – auch Dank der Arbeit des IQWiG – in der Versorgung angekommen, aber dort noch nicht heimisch sei.
Das „Fremdeln“ mit der EbM habe vielfältige Ursachen, darunter der immer noch geringe Stellenwert einer patienten- und anwendungsorientierten Forschung gegenüber der Grundlagenforschung in Deutschland, aber auch die bevorzugte Publikation von EbM-relevanten Ergebnissen in englischsprachigen wissenschaftlichen Journalen.
Anlässlich seines Jubiläums legt das IQWiG eine knapp 70-seitige Broschüre vor, die seine Arbeit der vergangenen Dekade dokumentiert und reflektiert. Sie kann als Druckfassung beim IQWiG bestellt ( » info@iqwig.de) oder als PDF von der Website heruntergeladen werden.