Zuständig für diese Mitwirkungsmöglichkeit, die auf das GKV-Versorgungsstärkungsgesetz zurückgeht, ist das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Ende September hat das Institut die ersten Vorschläge gesichtet. 19 Themen sind bereits auf der Website einzusehen, und die Liste wird laufend ergänzt. Nach zwei Auswahlschritten werden in Kürze die ersten wissenschaftlichen Bewertungen angeschoben.
Ein breites Spektrum
„Das Spektrum der eingereichten Vorschläge ist breit“, so Claudia Mischke, die im IQWiG den Bereich Versorgung leitet. „Es reicht von Therapien bei Angststörungen bis zur Ultraschallbehandlung von Myomen, von Füllungen für kariöse Zähne bis zu Spezialsaugern für Kleinkinder mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, von Behandlungsmöglichkeiten bei Krampfadern bis zu Anschlussheilbehandlungen nach einem Schlaganfall. Das sind interessante Fragestellungen aus den unterschiedlichsten Anwendungsgebieten. Wir sind gespannt, welche Schwerpunkte sich herauskristallisieren, wenn der ThemenCheck Medizin noch bekannter wird.“
In einem ersten Prüfschritt hat das Institut Vorschläge herausgefiltert, die nicht für einen HTA-Bericht infrage kommen – etwa weil es um Arzneimittel geht. Diese sind beim ThemenCheck Medizin ausdrücklich ausgeschlossen, weil es zur Bewertung ihres Nutzens bereits spezielle Prozesse gibt.
In die nun veröffentlichte Liste wurden alle Themen aufgenommen, aus denen sich wissenschaftliche Fragen für einen HTA-Bericht ableiten lassen, also etwa: Welche Vor- und Nachteile für Patientinnen und Patienten bringt ein Verfahren mit sich? Ist es besser als bisherige Verfahren? Welche Kosten sind damit verbunden? Hat ein Verfahren eventuell individuelle oder gesellschaftliche Auswirkungen? Muss man ethische oder rechtliche Aspekte beachten?
Erste Berichte voraussichtlich 2018
Die Vorschlagsliste durchläuft nun eine zweistufige Auswahl, die einige Monate in Anspruch nehmen wird: Das IQWiG sammelt zunächst Informationen zu den Themen und prüft unter anderem, wie viele Betroffene es gibt, wie belastend die jeweilige Erkrankung ist, ob es wissenschaftliche Studien zu der Fragestellung gibt, wie viel die zu untersuchende Diagnosemethode oder Behandlung kostet und ob es Hinweise auf Versorgungsprobleme gibt.
Das Ergebnis ist eine gewichtete Liste aller Themenvorschläge. Aus dieser trifft der Auswahlbeirat, der sowohl die Bürger- und Patientensicht als auch die wissenschaftliche Perspektive berücksichtigt, im ersten Schritt eine Vorauswahl. Anschließend wählt das IQWiG bis zu fünf Themen von besonderer Bedeutung für die Patientenversorgung aus, zu denen externe Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler HTA-Berichte erstellen. Darin bewerten die Forscher die in der Literatur dokumentierten Forschungsergebnisse und formulieren Handlungsempfehlungen. Diese Publikationen werden jeweils durch einen Herausgeberkommentar des IQWiG ergänzt. Die Arbeit an den HTA-Berichten soll 2017 beginnen; mit den ersten Veröffentlichungen ist im Jahr 2018 zu rechnen.
Weitere Themenvorschläge jederzeit möglich
„Für die erste Runde, sozusagen die Jungfernfahrt des neuen Verfahrens beim IQWiG, haben wir jetzt genug Themenvorschläge beisammen“, erklärt Ulrich Siering, der die Arbeit am ThemenCheck Medizin im IQWiG koordiniert. „Aber diese Bürgerbeteiligung ist keine Eintagsfliege. Interessierte können jederzeit weitere Vorschläge einreichen. Alles, was bei uns eintrifft, fließt in die nächste Auswahlrunde ein. Da geht nichts verloren, und niemand muss sich die Fragen, die ihm jetzt auf den Nägeln brennen, bis zum nächsten Jahr merken.“