Bei Verdacht auf einen Bruch am Oberarmknochen fehlt es noch an belastbaren Daten zur Fraktursonografie, die sich aber durch eine Erprobungsstudie sammeln ließen. Für eine solche Studie hat das IQWiG im Abschlussbericht Eckpunkte formuliert.
Die Vorteile und Nachteile von Ultraschalldiagnostik bei Verdacht auf Brüche an Oberarm, Ellenbogen oder Unterarm bei Kindern im Vergleich zur konventionellen Röntgenuntersuchung hat das IQWiG im Auftrag des Gemeinsame Bundesausschusses (G-BA) bewertet mit dem Fazit: An Unterarm und Ellenbogen kann die Fraktursonografie die konventionelle radiologische Diagnostik ersetzen. Dies erleichtert die Untersuchung für alle Beteiligten – Kinder, Angehörige und medizinisches Personal.
Diagnostik optimieren und Betroffene schonen
Kinder sind strahlenempfindlicher als Erwachsene und Knochenbrüche kommen bei ihnen häufiger vor: Nur etwa die Hälfte der Kinder erlebt keinen Knochenbruch während der Wachstumsphase. Solche Verletzungen sind überdies meist mit Schmerzen und Angstgefühlen verbunden – deshalb kommt es bei Kindern besonders auf eine möglichst einfache Untersuchungssituation und das Minimieren von Strahlenbelastung an. Die Fraktursonografie kommt ohne Strahlenbelastung aus und lässt sich in einer schmerzarmen Armhaltung durchführen, ohne dass sich die beunruhigten Kinder von den Eltern trennen müssen. Eine Röntgenuntersuchung wird dann nur noch notwendig, wenn das Ultraschallergebnis nicht eindeutig ist.
Wie wichtig die praktischen Vorteile der Fraktursonografie sind, bestätigte sich in den Gesprächen mit Betroffenen, die das IQWiG auch für diese Bewertung durchgeführt hat. Solche Betroffenengespräche führt das IQWiG regelmäßig durch, um einen unmittelbaren Eindruck davon zu gewinnen, was für Patientinnen und Patienten oder ihre Angehörigen bei medizinischen Untersuchungen und Behandlungen relevant ist.
Daten generieren, um Evidenzlücken zu schließen
Die Studiendaten von 33 Kindern zur Ultraschalldiagnostik bei Verdacht auf Oberarmbruch sind zu schwach, um einen Vorteil zu zeigen. Allerdings lässt sich daraus ein Potenzial für die Fraktursonografie als Alternative zur Röntgendiagnostik ableiten. Deshalb haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des IQWiG Eckpunkte für eine Erprobungsstudie skizziert, in der die Fraktursonografie am Oberarm verglichen wird mit der Röntgendiagnostik: Ziel dieser Testgütestudie ist es nachzuweisen, dass ein unauffälliger Sonografie-Befund einen unauffälligen (d. h. negativen) Röntgen-Befund mit hinreichender Genauigkeit vorhersagen kann. Für die Studienhypothese ist die Sensitivität (Treffergenauigkeit) entscheidend: Bei ausreichend hoher Sensitivität ist sichergestellt, dass nur in wenigen Fällen in der Fraktursonografie ein Bruch übersehen wird. Eine solche Erprobungsstudie ist gut realisierbar, wie auch einschlägige Fachgesellschaften in ihren Stellungnahmen zum Vorbericht bestätigten.
Zum Ablauf der Berichterstellung
Der G-BA hat das IQWiG am 15.12.2022 mit der Nutzenbewertung der Fraktursonografie bei Kindern mit Verdacht auf Fraktur eines langen Röhrenknochens der oberen Extremitäten beauftragt. Die vorläufigen Ergebnisse, den Vorbericht, veröffentlichte das IQWiG im August 2023 und stellte sie zur Diskussion. Nach dem Stellungnahmeverfahren wurde der Bericht überarbeitet und im Dezember 2023 als Abschlussbericht an den Auftraggeber versandt. Die eingereichten schriftlichen Stellungnahmen zum Vorbericht werden in einem separaten Dokument zeitgleich mit den Abschlussberichten publiziert. In die Bearbeitung des Projekts hat das Institut einen externen Sachverständigen eingebunden.