Bei einer Kurvenfahrt ist der Scheitelpunkt derjenige Punkt der gewählten Fahrlinie, an dem diese dem innenseitigen Fahrbahnrand am nächsten kommt.
(siehe rot-weiße und grün-weiße Pylone auf dem Beitragsbild)
Die meisten Fahrer haben verinnerlicht, früh einzulenken. Die rote Linie im Bild oben zeigt, wie beim Anfahren der Kurve oftmals schon sehr früh zur Kurveninnenseite gesteuert wird (Scheitelpunkt hier bei der rot-weißen Pylone). Dies ist jedoch nachteilig, da man die Kurve so weniger gut einsehen kann und unter anderem den weiteren Verlauf der Kurve und auch möglichen Gegenverkehr zu spät erkennt. Ebenso muss das Motorrad am Kurvenausgang die größte Schräglage fahren, wenn man nicht mit dem entgegenkommenden Verkehr auf Kollisionskurs gehen möchte.
Sicherer geht es mit dem „Hinterschneiden“: Wir bekommen mehr Sicherheitspuffer, wenn wir kurveneingangs länger außen bleiben und später in die Kurve einlenken. Der Scheitelpunkt verschiebt sich dadurch weiter nach vorne in Richtung Kurvenausgang – und das hat gleich mehrere Vorteile: Es steht ein längerer Bremsweg vor der Kurve zur Verfügung, wir entgehen dem Problem, zu früh eingelenkt zu haben, und wir sehen früher in den weiteren Kurvenverlauf hinein, weshalb wir eher wieder Gas anlegen können.
In der Praxis kann als einfache Faustformel gelten: Mit der Beschleunigung sollte frühestens begonnen werden, wenn man das Ende der Kurve einsehen kann.
Was die Nähe zum Scheitelpunkt angeht: In der Praxis brauchen wir Sicherheitsreserven. Am Scheitelpunkt selbst hält man daher einen gut bemessenen Sicherheitsabstand zum Gegenverkehr (Mittellinie) bzw. zum Fahrbahnrand ein:
- Linkskurve: Um linksherum nicht mit dem Körper in die Gegenfahrbahn zu geraten.
- Rechtskurve: Um rechtsherum nicht über den Fahrbahnrand zu ragen. Allerdings darf der Abstand zum Scheitelpunkt auch nicht zu großzügig gewählt werden, weil auch in Rechtskurven der Gegenverkehr eine Gefährdung darstellen kann. Insbesondere, wenn dieser in unsere Fahrbahn gerät.