"Unfälle von Kindern und Jugendlichen mit dem Fahrrad oder als Fußgänger sind meist keine Zufälle, sondern häufig das Ergebnis verschiedener persönlicher Faktoren, die hier zusammenkommen", erläutert Professor Dr. med. Hans Zwipp, Direktor der Klinik und Polyklinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden. Nur bei etwa zehn Prozent der Unfälle liege ein Fremdverschulden vor, so Zwipp. Zusammen mit seinem Team hat er 3645 Unfälle von Kindern und Jugendlichen analysiert, die in der chirurgischen Notaufnahme der Dresdner Universitätsklinik registriert wurden.
Dazu wurden Eltern und Kinder befragt; darüber hinaus führten die Ärzte mit 129 jungen Unfallopfern Einzelinterviews und psychologische Tests durch. "Kinder und Jugendliche, die von ihren Eltern als risikobereit oder sehr selbständig beschrieben wurden, erlitten signifikant mehr behandlungsbedürftige Unfälle als solche mit geringerer Risikobereitschaft" erläutert Zwipp im Umfeld des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie in Berlin.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden 2006 bundesweit 43398 Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren im Straßenverkehr verletzt; 136 Mädchen und Jungen kamen dabei ums Leben. Während Kinder unter sechs Jahren vorwiegend bei PKW-Unfällen, weniger häufig als Fußgänger oder Radfahrer verletzt wurden, ändert sich dies bei sechs bis zehnjährigen, indem die genannten drei Unfallkonstellationen in etwa gleich häufig festzustellen sind. Bei Kindern und Jugendlichen über zehn Jahren steht der Fahrradunfall mit mehr als 50 Prozent der erfassten Verletzungen weit im Vordergrund.
Um die - nach wie vor hohen, aber seit Jahren rückläufigen - Zahlen weiter zu senken, müsste nach Meinung von Professor Dr. med. Kuno Weise, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), eine regelmäßige und frühzeitig einsetzende Verkehrserziehung stattfinden, um Kinder in der Erkennung möglicher Gefahren zu schulen. Kinder mit erhöhtem Risikoprofil müssten zur Senkung der Unfallzahlen fallweise speziellen Tests unterzogen werden. Darüber hinaus sind auch an sich selbstverständliche passive Maßnahmen zur Unfallprävention wie das Anschnallen im Auto, die Auswahl eines geeigneten Kindersitzes und das Radfahren mit Helm, bei Eltern wie bei Kindern regelmäßig in Erinnerung zu bringen.
TERMINHINWEISE:
- Pressekonferenz, Mittwoch, 24.10.2007 11.00-12.00Uhr, ICC Lounge, ICC Berlin
- Kongress-Pressekonferenz, Donnerstag, 25.10.2007 11.00-12.00 Uhr, ICC, Berlin, ICC-Lounge
- Kongress-Pressekonferenz, Freitag, 26.10.2007 11.00-12.00, ICC Berlin, ICC-Lounge