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EZB senkt die Leitzinsen auf 0,5 Prozent

Politiker schieben EZB den Schwarzen Peter zu / Deutsche Haushalte profitieren beim Immobilienkauf / Lange Laufzeit und hohe Tilgung für die Baufinanzierung

(lifePR) (München, )
Die Rezession in den Südländern, schwaches Wachstum in den Kernländern und fallende Inflationsraten haben die Europäische Zentralbank (EZB) überzeugt, den Leitzins für den Euroraum um 0,25 Prozentpunkte auf das neue Rekordtief von 0,5 Prozent zu senken. Dieser Schritt war zuletzt von den Marktteilnehmern erwartet worden und von einer Reihe von Politikern, nicht zuletzt von Frau Merkel, sogar gefordert worden. EZB-Präsident Mario Draghi hat in seiner Erklärung zu diesem Schritt den Verdacht, dass immer stärkerer politischer Druck diesen Zinsschritt mitbestimmt hat, natürlich von sich gewiesen. Er hat niedrigere Inflationsgefahr und vor allem die Notwendigkeit, das Bankensystem zu mehr Kreditvergabe zu bewegen, in den Vordergrund gestellt. Zum Maßnahmenpaket der EZB gehört daher auch die Absenkung des Einlagenzinssatzes von Bankengeldern bei der EZB auf null Prozent, um die Hortung von Liquidität bei der EZB für die Banken unattraktiv zu machen. Angeblich überlegt die EZB sogar die Liquiditätshaltung mit einem Strafzins zu versehen. Herr Draghi hat den Banken auch verbal zugesichert, dass sie sich keine Sorgen um Liquiditätsversorgung durch die EZB machen müssen. Er möchte also mit allen Mitteln die Kreditvergabe der Banken gerade in den Südländern wieder in Gang bringen, um Wachstum zu fördern. Nur, wer soll diese Kredite überhaupt nachfragen? Die privaten Haushalte leiden in vielen Krisenländern unter fallenden Immobilienpreisen und sind daher schon jetzt überschuldet. Hohe Arbeitslosigkeit senkt den finanziellen Spielraum für Anschaffungen wie Autos oder Wohnungseinrichtungen, die gerne über Leasing oder Konsumentenkredite finanziert wurden. Die Unternehmen halten sich vor dem Hintergrund unsicherer Zukunftsaussichten mit Investitionen zurück. Die öffentliche Hand konsolidiert und investiert nicht. Die Banken selbst haben die Kreditkonditionen trotz günstiger Refinanzierung erhöht, da die Ausfallraten steigen und die Bankenbilanzen saniert werden müssen. Für viele Banken gibt es klare Vorgaben der Aufsicht, die Bilanzsummen zurückzufahren, was gleichbedeutend mit geringerer Kreditneuvergabe ist. Herr Draghi versucht also Pferde zur Tränke zu führen, die bereits zuvor viel zu viel getrunken haben und keinerlei Durst verspüren. Die Maßnahmen drohen daher zu verpuffen.

Politiker schieben EZB den Schwarzen Peter zu

Schön, dass Herr Draghi sich weiterhin bemüht, aber wo bleiben eigentlich die Politiker in dem ganzen Spiel? Bemerkenswert, wie sie es geschafft haben den Schwarzen Peter an die EZB zu übergeben und diese ihn nicht mehr los wird. Zwar hat Draghi in der gestrigen Pressekonferenz einmal mehr die Politik aufgefordert, Reformen umzusetzen und die Staatsfinanzen zu sanieren, aber wird er auch gehört? Immer klarer wird die Front derer, die die Austeritätspolitik von Frau Merkel offen kritisieren und in Frage stellen. Nicht Sparen, sondern Wachstumsförderung über öffentliche Ausgaben und höhere Löhne zur Steigerung des Konsums werden von Frankreich bis Portugal inzwischen von der Regierung oder von den jeweiligen (noch) Oppositionsparteien gefordert. Diese Stimmen werden natürlich lauter, solange die Sparmaßnahmen keinen schnellen Erfolg zeigen (was ja auch unmöglich ist). Und da die EZB das System mit Nullzinsen vor dem Zusammenbruch bewahrt und die Finanzierung der Defizite extrem billig macht, erscheint ein Sparkurs auch gar nicht mehr notwendig, sondern sogar wie eine törichte Prinzipienreiterei von spießigen deutschen Politikern - zumindest aus der Sicht der unter hoher Arbeitslosigkeit leidenden Krisenländer.

Deutsche Haushalte profitieren beim Immobilienkauf

Für Deutschland hat diese Nullzinspolitik, die ja aufgrund der soliden konjunkturellen Situation in Deutschland überhaupt nicht passend ist, zwei massive Folgen. Erstens werden die Sparer und langfristigen Anleger hier um ihre Zinserträge gebracht, da ja selbst 10-jährige Bundesanleihen mit 1,17 Prozent Verzinsung weit unter der Inflationsrate liegen. Es findet im Kern ein Vermögenstransfer vom deutschen Sparer in die Südländer statt. Durch die Draghi-Politik finanziert sich inzwischen Italien und Spanien wieder zu den niedrigsten Zinssätzen, die sie jemals seit Euro-Mitgliedschaft zu zahlen hatten. Diese Zinsersparnis ist nur möglich, weil Deutschland und die anderen Nordländer mit Nullzinsen leben müssen, was auch zum Vorteil derer Staatshaushalte geht, aber eben auf Kosten der Zinserträge der privaten Sparer. Die Umlagefinanzierung für den Süden ist also bereits voll im Laufen. Deutsche Privathaushalte sind aber auch Nutznießer, wenn sie zum Beispiel Immobilien kaufen und diese langfristig finanzieren. Bei 10-jährigen Pfandbriefsätzen von 1,60 Prozent sind die Hypothekenkredite in Deutschland auf historisch tiefem Niveau angelangt und ermöglichen enorme Finanzierungsvorteile. Die Gefahr, dass damit in den Kernländern die nächsten Immobilienblasen entstehen werden, ist allerdings nicht von der Hand zu weisen. Ein künstlich tiefes Zinsniveau verleitet zu spekulativen Käufen und falschen Investitionen. Wenn daher in München oder Frankfurt inzwischen für Mehrfamilienhäuser oder Kapitalanlagewohnungen die 40-fache Jahresmiete bezahlt wird, so ist das nur rechtfertigbar, solange die Zinsen nahe Null bleiben. Bei jeder Normalisierung des Zinsniveaus würde dieser Multiplikator wieder Richtung der langfristigen Durchschnitte des 15-fachen gehen. Signifikante Preisrückgänge wären die Folge.

Lange Laufzeit und hohe Tilgung für die Baufinanzierung

Für die nächsten Monate erwarten wir weiterhin stabil tiefe Zinsen für Baugeld. Die EZB könnte sogar Richtung Herbst die Leitzinsen noch weiter senken. Internationales Geld wird weiterhin deutsche Bundesanleihen kaufen und damit auch das Zinsniveau bei den langfristigen Zinsen tief halten. Ein perfektes Umfeld also für Immobilienkäufer und Anschlussfinanzierer. Dass es mittelfristig jedoch zu deutlichen Zinsanstiegen kommen kann, sollten Baufinanzierungskunden bei der Wahl ihrer Laufzeiten nicht außer Acht lassen. Auf Sicht von fünf bis zehn Jahren ist die Wahrscheinlichkeit von kräftigen Zinsbewegungen groß, stehen wir doch heute nahe Null und auf den tiefsten Ständen seit 1950. Die aktuellen Zinsen sind im langfristigen Bild die Ausnahme. Auch wenn man nach mehreren Jahren das Gefühl bekommen könnte sie werden zur neuen Regel. Lange Laufzeiten sind daher jedenfalls zu empfehlen und auch die Tilgung sollte höher gewählt werden, damit nicht in zehn Jahren immer noch ein Großteil des Darlehens aussteht.

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