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Entdeckungen prägen erste Festivalhälfte

Beethovenfest Bonn 2010 zieht sehr gute Halbzeitbilanz mit 82 Prozent Auslastung und 42 ausverkauften Konzerten von 67 Veranstaltungen im Hauptprogramm

(lifePR) (Bonn, )
Zwei Uraufführungen, neun Debuts und ungewöhnliche Konzertformate und Besetzungen bot das Beethovenfest Bonn 2010 in den ersten zwei Wochen. Unter dem Motto "Ins Offene. Utopie und Freiheit in der Musik" ermutigt das Festival Künstler, auf höchstem Niveau neue Konzertformate auszuprobieren, tradierte Grenzen des Konzertrituals zu sprengen und unkonventionelle Ansätze zu suchen, mit musikalischem Material zu arbeiten.

Grenzüberschreitungen vertont Peter Ruzicka in dem vom Beethovenfest Bonn in Auftrag gegebenen Cellokonzert "...ÜBER DIE GRENZE...". Daniel Müller-Schott spielte die Uraufführung des neuen Werkes, das auch den Solocellisten an seine spieltechnischen Grenzen führt. Peter Ruzicka dirigierte Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen. "...ÜBER DIE GRENZE..." wird am 3. Dezember 2010erneut in Salzburg gespielt.

Das Beethovenfest Bonn stellt das Werk Peter Ruzickas, dem diesjährigen "Composer and Artist in Residence", in einem vierteiligen Porträt vor. Beeindruckend waren die Liederabende mit seinen Kompositionen, die Werken Robert Schumanns gegenüber gestellt wurden. Dietrich Henschel gestaltete Ruzickas Gesänge in Begleitung von Michael Schäfer am Klavier außerordentlich expressiv. Äußerst eindrucksvoll war auch Mojca Erdmanns Debut beim Beethovenfest Bonn: Sie bestach durch ihre ausdrucksstarke Stimme und makellose Intonation im Sopranpart von Peter Ruzickas Streichquartett Nr. 6 zusammen mit dem Minguet Quartett, das für die Einspielung sämtlicher Streichquartette Ruzickas den Echo Klassik erhält.

"Neue Musik - Ausdruck unserer Zeit, Ausdruck unserer Utopien" war eine der vier Diskussionsrunden beim Symposium des Beethovenfestes Bonn 2010 überschrieben. Das Motto des diesjährigen Festivals thematisierend, beschäftigten sich Musiker, Musik- und Politikwissenschaftler und Musikmanager einen Tag lang mit Fragen wie: "Aus welcher Absicht schreibt ein Komponist?", "Wodurch werden Gedanken und Gefühle beim Hörer ausgelöst?" und "Kann Musik etwas verändern - im Einzelnen, in einer Gesellschaft?" Peter Ruzicka und Jan Müller-Wieland berichteten von den Innenansichten zweier zeitgenössischer Komponisten. Jan Müller-Wieland hat im Auftrag des Beethovenfestes Bonn, des Ensemble Resonanz und des NDR das Buch "Der Knacks" von Roger Willemsen zu einem Melodram vertont. Die Uraufführung mit Roger Willemsen, Jan Müller-Wieland und dem Ensemble Resonanz findet am 29. September in den Kammerspielen Godesberg statt.

Ein weiteres Auftragswerk des Beethovenfestes Bonn 2010 wurde gleich drei Mal aufgeführt. Renaud Capuçon interpretierte zusammen mit seinem langjährigen Klavierpartner Frank Braley alle Beethoven-Violinsonaten an drei Abenden, bei allen Konzerten spielten sie Jörg Widmanns "Sommersonate". Die Uraufführung von Widmanns neuem Werk stieß auf ebenso große Begeisterung wie die Interpretation der Violinsonaten Beethovens.

Jörg Widmann beeindruckte nicht nur als Komponist, sondern auch als beeindruckender Laudator, der sehr persönliche Worte an Kent Nagano richtete, der den diesjährigen Wilhelm-Furtwängler-Preis erhielt. Der kalifornische Dirigent empfing den Preis im Rahmen seines Konzertes mit dem Bayerischen Staatsorchester als herausragender Künstler mit wegweisenden musikalischen Leistungen und für sein gesellschaftliches Engagement. Nach der Preisverleihung wurde Kent Nagano für seine eindrucksvolle Interpretation von Anton Bruckners Symphonie Nr. 7 mit gefeiert.

Sensationell gerieten die Debuts des jungen Geigers Sergei Khachatryan und des Cellisten Jan Vogler. Khachatryan imponierte in Beethovens Violinkonzert durch seinen klaren, ausdrucksvollen Klang, es spielte die Sächsische Staatskapelle Dresden unter der Leitung von Sir Colin Davis. Jan Vogler begeisterte zusammen mit Hélène Grimaud insbesondere durch die Interpretation von Dmitri Schostakowitsch' Cellosonate op. 40. Vogler wird noch ein zweites Mal beim Beethovenfest auftreten: Am 2. Oktober gastiert er im Telekom-Forum zusammen mit The Knights, einem New Yorker Projektorchester mit Musikern aus 22 Nationen, das sich auf unkonventionelle Weise mit Musik beschäftigt.

Hélène Grimaud eröffnete als diesjährige "Artist in Residence" mit Beethovens Klavierkonzert Nr. 5 das Beethovenfest Bonn 2010 zusammen mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und deren Chefdirigenten Paavo Järvi. Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen ist seit 2004 "Orchestra in Residence" beim Beethovenfest Bonn. Ihr Beethoven-Symphonien-Zyklus beim Beethovenfest Bonn 2009 wurde von DW-TV aufgezeichnet. Die Konzertmitschnitte erscheinen mit dem 90-minütigen Dokumentarfilm "Das Beethoven-Projekt" Mitte Oktober auf DVD. Die filmische Dokumentation war Resultat der fünfjährigen Residency der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, in der die Gesamtaufführung aller neun Symphonien auf höchstem Niveau vorbereitet wurde. Beim Beethovenfest Bonn 2010 ist die Kammerphilharmonie insgesamt fünf Mal zu hören. Am Eröffnungswochenende wurden sie und Paavo Järvi ein zweites Mal in der Beethovenhalle und bei der Live-Übertragung auf dem Bonner Münsterplatz bejubelt. Sol Gabetta riss das Publikum durch ihre Interpretation von Schumanns Cellokonzert mit, das die junge Cellistin, die regelmäßig beim Beethovenfest gastiert, erstmals öffentlich spielte.

Eine Premiere war auch der gemeinsame Auftritt von Daniel Hope und Bakkushan. Unter dem Titel "BaRock" überzeugten sie das Publikum in der Straßenbahnhalle Dransdorf davon, dass Barockmusik die Rockmusik der damaligen Zeit war und die die Musik des 17. und 18. Jahrhunderts mit aktuellen Charts viel gemeinsam hat. Das Konzert hatten zehn Schülermanager des Jungen Beethovenfestes seit Februar organisiert.

Scheinbar gegensätzlich sind auch die Begriffe klassisch und Band, bei Spark werden sie überzeugend zusammengeführt. Spark - Die klassische Band begeisterte durch seine ungewöhnliche Besetzung aus zwei Blockflötisten, einem Geiger, einem Cellisten sowie einem Pianisten und mit ihrem Programm "Downtown Illusions". Die fünf jungen Musiker skizzierten eine moderne Großstadt wie New York, London, Amsterdam oder Berlin als Klangereignis aus Klassikarrangements, Jazz und minimal music mit Video- und Bühneninstallationen.

Außergewöhnlich wird Martin Grubingers zweiteiliges Konzertformat am morgigen Samstag, 25. September, das er exklusiv für das Beethovenfest Bonn entwickelt hat. Im ersten Teil seines Konzertes verteilen sich Grubinger und fünf weitere Schlagzeuger rund um den Saal der Beethovenhalle, sodass bei den Werken von Iannis Xenakis eine Art Surround-Klang entsteht. Der zweite Teil bietet eine "Latin Lounge".

Lateinamerikanische Klänge werden die zweite Hälfte des Beethovenfestes Bonn 2010 bestimmen. Das Beethovenfest Bonn 2010 präsentiert als Initiator zwei spannende Jugendorchester aus Caracas und Sao Paolo, die beide erstmals in Europa gastieren. "Ich freue mich sehr, dass das Teresa Carreño Youth Orchestra of Venezuela auf unsere Initiative hin auf seine erste Europatournee geht und diese in Bonn beim Beethovenfest beginnt. Darüber hinaus ist es uns gelungen, auch der Sinfônica Heliópolis des Instituto Baccarelli aus São Paulo mit dem Orchestercampus von Beethovenfest und Deutscher Welle die Tür zu seiner ersten Europatournee zu öffnen", äußert Ilona Schmiel wenige Tage vor dem Konzert des Teresa Carreño Youth Orchestra of Venezuela am 28. September ihre Vorfreude. Das Konzert des Orchesters unter der Leitung von Christian Vasquéz ist seit langem ausverkauft, deshalb wird die Generalprobe am 28. September um 10 Uhr für Publikum geöffnet. Gründer des venezolanischen Sistema, aus dem das Teresa Carreño Youth Orchestra of Venezuela stammt, ist Dr. José Antonio Abreu als Erfinder des. Abreu hat die Schirmherrschaft des Beethovenfestes Bonn 2010 übernommen, da sein Sistema das Motto "Utopie und Freiheit in der Musik" eindrucksvoll und vorbildhaft verkörpert. Abreu hat vor 35 Jahren ein utopisches Szenario entwickelt, das Wirklichkeit geworden ist.

Nach dem Vorbild des venezolanischen Sistema hat Silvio Baccarelli 1996 36 junge Musiker aus der Favela Heliópolis in Sao Paulo versammelt, um mit diesen ein Streichorchester zu bilden. 2004 wurde dieser Ansatz professionalisiert und am Instituto das Orchester Sinfônica Heliópolis gegründet. Beethovenfest Bonn und Deutsche Welle haben die Sinfônica Heliópolis zum Orchestercampus nach Bonn eingeladen. Den Auftrag für ein neues Orchesterwerk, das beim Campus-Konzert zur Uraufführung gelangt, hat die Deutsche Welle in diesem Jahr dem brasilianischen Komponisten André Mehmari erteilt: "Cidade do Sol" für Orchester spielen die 80 jungen Brasilianer unter der Leitung von Roberto Tibiriçá am 4. Oktober. Shlomo Mintz interpretiert mit der Sinfônica Heliópolis Tschaikowskis Violinkonzert. Unter Leitung von Peter Gülke erarbeitet das Orchester u. a. Schuberts Symphonie Nr. 7, die "Unvollendete", die am 6. Oktober später in der Campus-Werkstatt erklingt.

Mit der Academy of St Martin in the Fields unter der Leitung von Sir Neville Marriner, den Bamberger Symphonikern unter der Leitung von Jonathan Nott sowie Enoch zu Guttenberg und seinen Ensembles Chorgemeinschaft Neubeuern und Orchester der KlangVerwaltung kehren Dirigenten und Ensembles nach Bonn zurück, die dem Beethovenfest seit langem verbunden sind. Guttenberg wird das sehr selten aufgeführte Oratorium von Beethoven "Christus am Ölberge" in der der seit 2008 vorliegenden Neuedition aufführen, die den von Beethoven ursprünglich vertonten Gesangstext und die von Beethoven selbst ein Jahr nach der Uraufführung revidierte Komposition berücksichtigt. Zudem dirigiert Guttenberg am 1. Oktober Joseph Haydns "Missa in Angustiis".

Jonathan Nott dirigiert ausgehend vom Motto des diesjährigen Beethovenfestes Bonn zwei Werke von Luciano Berio, der sich intensiv mit dem Utopie-Gedanken auseinandergesetzt hat: Das Konzert für zwei Klaviere und Orchester mit den Solistinnen Katia und Marielle Labèque und Berios Auseinandersetzung mit Schuberts Symphonie Nr. 10, "Rendering per orchestra nach Schuberts Skizzen einer zehnten Symphonie". Auf dem Programm des Konzertes der Bamberger Symphoniker am 3. Oktober steht zudem Beethovens Symphonie Nr. 3.

Ein außergewöhnliches Programm präsentiert auch das Beethoven Orchester Bonn unter der Leitung von Bonns Generalmusikdirektor Stefan Blunier mit zwei Kompositionen von Hector Berlioz: die Ouvertüre "Les Francs Juges" und die "Grande Symphonie funèbre et triomphale". Zwischen den Werken von Berlioz interpretiert der finnische Pianist Antti Siirala am 8. Oktober Chopins erstes Klavierkonzert

Berlioz' Liederzyklus "Les nuits d'été" für Mezzosopran und Orchester interpretiert Angelika Kirchschlager bei ihrem Debüt beim Beethovenfest Bonn mit der Academy of St Martin in the Fields unter der Leitung von Sir Neville Marriner am 7. Oktober. Marriner und die von ihm gegründete Academy gestalten auch das Abschlusskonzert des Beethovenfestes Bonn 2010 am 9. Oktober. Beethovens Symphonie Nr. 7 steht ebenso auf dem Programm wie Zoltan Kodálys "Galántai Táncok", die "Tänze aus Galánta", und Antonín Dvořaks Violinkonzert mit der erst 21-jährigen deutschen Geigerin Veronika Eberle.

Für alle ausverkauften Konzerte bietet das Beethovenfest auf seiner Website www.beethovenfest.de eine Warteliste an, die jeweils in der Detailansicht des Konzertes erscheint. Zudem gibt es bei allen Konzerten in der Beethovenhalle und für weitere ausgewählte Spielstätten das Angebot "Für 8 um 8": Für Schüler und Studenten bis 30 Jahre werden garantiert Kartenkontingente freigehalten. Interessierte können bei diesen Konzerten gegen Vorlage eines gültigen Schüler- oder Studentenausweises an der Abendkasse Eintrittskarten für 8 Euro erwerben.
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