Die Berlinale nimmt gemeinsam mit der Bundeszentrale für politische Bildung den 40. Jahrestag des Vietnamkongresses zum Anlass, die US-amerikanische Perspektive auf den Vietnamkrieg in einem kompakten Filmprogramm nachzuzeichnen. Hollywood produzierte kritische Kriegsspielfilme wie M.A.S.H. (Robert Altman, 1970) und Catch 22 (Mike Nichols 1971), die zugleich den Beginn des New Hollywood markieren. Zu sehen sind darüber hinaus Dokumentarfilme und Protestfilme, die von den Traumata berichten, die der Krieg zu Hause auslöste. Die Vorführungen der War at Home-Filmreihe finden vom 8. bis 15. Februar im Filmpalast statt.
Filmprogramm:
M*A*S*H USA (1970) von Robert Altman In seiner Komödie über drei zwangsverpflichtete Ärzte, die alles flicken, was ihnen unter das Messer kommt, sah Altman die einzig adäquate Art, auf den Vietnamkrieg zu reagieren – und gewann mit dem Film die Goldene Palme in Cannes 1970.
The War at Home USA (1979) von Barry Brown und Glenn Silber Lebendiges und heute noch sehr nahes Porträt der Anti-Vietnam-Bewegung der 60er und 70er Jahre, als große Teile der US-Bevölkerung in scharfer Opposition zur eigenen Regierung standen. Glenn Silber, einer der beiden Autoren, wird den Film auf der Berlinale vorstellen.
Catch 22 USA (1971) von Mike Nichols mit Anthony Perkins, Orson Welles, Martin Sheen, Alan Arkin, Jon Voight Joseph Hellers Antikriegsroman galt als unverfilmbar, bis der junge Regiestar Mike Nichols (Die Reifeprüfung) dies Projekt umsetzte: Der Film spielt im Zweiten Weltkrieg und erzählt von der irrwitzigen Logik des Krieges und einer starrköpfigen Bürokratie.
Winter Soldier USA (1972) von Winterfilm Collective
Die "Vietnam Veterans Against the War" luden 1971 zu einer Konferenz nach Detroit ein. Der Film dokumentiert die Erzählungen von Vergewaltigungen, Folterungen und Morden, die die amerikanischen Soldaten an der Zivilbevölkerung in Vietnam verübt hatten.
In the Year of the Pig USA (1968) von Emile de Antonio
Politischer Experimentalfilm, der Archivmaterial, Interviews und Ausschnitte aus Fernsehprogrammen in ironischer Weise mit einer fast heroischen Musik montiert. Der Film sollte als "antiimperialistisches Kino" verstanden werden – er zeichnet Ho Chi Minh als heldenhafte Figur des vietnamesischen Volkes.
Basic Training USA (1971) von Frederick Wiseman Der Alltag in einem Marine Camp, in dem aus jungen Wehrpflichtigen Soldaten werden: Der Film folgt der Ausbildung der Rekruten, beschreibt den Verlust der Individualität in der Kaserne und das dort herrschende System der Unterwerfung, der vollkommenen Konformität.
The Green Berets USA (1968) von Ray Kellog mit John Wayne Hollywoods wohl einziger Film, der den Krieg in Vietnam zu rechtfertigen suchte. Die Erzählweise folgt der bekannten Struktur des Westerns, in dem die Rolle der Indianer von den Vietcong übernommen wird und in der der Held über jede Kritik erhaben bleibt. Vorbild waren die realen Ereignisse der Schlacht von Nam Dong.
Coming Home USA (1978) von Hal Ashby mit Jane Fonda Eine eindringliche Dreiecksgeschichte, die, ohne den Krieg tatsächlich zu zeigen, von den Verletzungen und Wunden der Zurückgebliebenen und der Heimkehrer erzählt. Jane Fonda gewann für ihre Darstellung der Sally 1979 einen Oscar.
Das Filmprogramm ergänzt ein mehrmonatiges Begleitprogramm zur Ausstellung "'68 - Brennpunkt Berlin" der Bundeszentrale für politische Bildung im Amerika-Haus Berlin. Bis Mai 2008 stehen dort die Folgen der Studentenbewegung in Lesungen, Podiums- und Zeitzeugengesprächen zur Diskussion. Zudem werden Teile dieses Berlinale Filmprogramms in einer umfangreichen Filmreihe mit 68er Filmen wiederholt.