In der vollbetreuten Inobhutnahmestelle „Rosamunde“ vom Internationalen Bund (IB) werden seit März 2015 acht unbegleitete minderjährige Flüchtlingsmädchen zwischen 12 und 17 Jahren aufgenommen. Diese Mädchen bedürfen aufgrund ihrer biografischen Erfahrungen des besonderen Schutzes.
Dafür hat die Einrichtung ein sexualpädagogisches Konzept entwickelt, das die besondere Situation der Flüchtlingsmädchen gezielt berücksichtigt. Darüber hinaus gibt es ein fest verankertes Partizipations- und Beschwerdemanagement, das als unverzichtbares Element bei der Prävention von sexuellem Missbrauch gilt. Für Krisensituationen steht eine Krisenbox mit Karteikarten für das konkrete Vorgehen im Krisenfall bereit. Außerdem liegen Handlungsanweisungen für alle Mitarbeitenden für das Vorgehen bei sexuellen Grenzverletzungen und Übergriffen vor. Die Mädchen erleben in der Rosamunde einen Schutzraum, in dem sie sich sicher fühlen und mit fachlicher Begleitung an der Überwindung ihrer Traumata arbeiten können.
Anja Bawidamann, Mitarbeiterin von AMYNA e.V., hob in ihrer Einführung hervor, dass „die „Rosamunde“ innerhalb kurzer Zeit – in weniger als 2 Jahren – sowohl ein Schutzkonzept als auch ein kultursensibles sexualpädagogisches Konzept eingeführt hat. Als junge Einrichtung der Flüchtlingshilfe so engagiert Maßnahmen zur Förderung und zum Schutz der Mädchen ein- und durchzuführen ist etwas Besonderes und an einem solchen Tag hervorzuheben.“
Die Laudatorin Rebecca Fertl, Ombudsfrau für die Mädchen der Rosamunde-Einrichtung, betonte: „Meine Rolle ist eine, die mich vor allem die Perspektive der Mädchen einnehmen lässt. Ich habe deren Rechte und Bedürfnisse im Blick und höre ihre Wünsche und Beschwerden. Ich bin quasi Teil des Beschwerdemanagements und der Partizipation bzw. Beteiligung. Dass das Team der Rosamunde sich für „seine“ Mädchen – die im Schnitt „nur“ ihre ersten 3 Monate in Deutschland dort untergebracht sind – besonders engagiert, ist, wie ich finde, ein besonders deutliches Zeichen für gelingende Integration. Diesem Team möchte ich besonders gratulieren zum AMYNA-Präventionspreis, der die weitere Arbeit für die Stärkung der Mädchen in der Einrichtung unterstützt.“
Erstmalig wurden die 3000€ Preisgeld, die die Prämierten überreicht bekommen, durch eine Crowdfunding-Aktion im Internet gesammelt. Binnen weniger Wochen konnten ausreichend viele Spender und Spenderinnen, darunter auch einige namhafte Firmen, für eine Unterstützung gewonnen werden. Der Betriebsrat der Firma Ingram Micro schließlich erklärte sich sogar bereit, das komplette Preisgeld für das Folgejahr 2018 zu übernehmen.
Das Thema der nächsten Ausschreibung steht bereits fest: Es können Einrichtungen und Dienste für Mädchen* und Jungen* mit einer Behinderung, einer chronischen Erkrankung oder einer drohenden seelischen Behinderung, vorgeschlagen werden.
Der AMYNA-Präventionspreis versteht sich als öffentliche Anerkennung für gelungene und nachhaltige Präventionsarbeit und wird seit 2005 durch den Verein AMYNA e.V. verliehen.