Ihr «Manifest-Weinberg», wie sie ihn nennen, umfasst einen Hektar im Naturschutzgebiet von Stagnone bei Marsala im Nordwesten der Insel. 2022 hatten sie ihn erworben und seitdem aufgearbeitet. Nun ist der erste Wein von dort fertig: ein Weisswein der lokalen Rebsorte Grillo.
An einer Lagune gelegen
Die Idee kam von Pietro Russo, der aus Sizilien stammt. Er zeigte seinen Kollegen, mit denen er lange zusammen studiert hatte, den verlassenen Weinberg. Das Gebiet liegt nur wenige Schritte vom Meer entfernt, in einer Lagune mit flachem Wasser und rund 30 Jahre alten Reben, die bisher verwilderten. Daneben finden sich Geschäfte und Parkplätze.
«Die Trauben und das Meer schmecken»
Der Wein, ein reinsortiger Grillo vom Jahrgang 2023, wurde überwiegend im Stahltank und zu einem kleinen Teil im Barrique gereift. «Wir möchten, dass man die Trauben und das Meer schmeckt, nicht das Holz. Hier kann man grossartige Weissweine machen, und mit diesem Projekt möchten wir das beweisen», sagte Pietro Russo, der die gesamte Weinbereitung überwachte, zum «Corriere della Sera». Die ersten 4‘000 Flaschen werden Ende des Sommers auf den Markt kommen.
Ziel: Andere Winzer anlocken
Der Wein sei kein Projekt zum Geldverdienen, betonen die drei Weinexperten, sondern vielmehr «eine Möglichkeit, einer einst blühenden, heute verlassenen Gegend eine Zukunft zu geben.» Sie erhoffen sich davon, dass das Gebiet von anderen Investoren und jungen Winzern wiederentdeckt werden könnte, denen sie dann auch ihr Wissen zur Verfügung stellen würden.
Reichlich Wasserreserven im Boden
Das Gebiet habe eine «grosse önologische Berufung», weil dort im Untergrund reichlich Süsswasser vorhanden sei, was die Reben vor Trockenstress schütze. Andererseits gebe die Meeresluft aber auch Salz ab, das den Wein komplexer macht.
Andrea Lonardi, der aus Venezien stammt, hatte 2021 als erster Italiener überhaupt den Titel «Master of Wine» erworben. Ihm folgten 2023 der Toskaner Gabriele Gorelli, und in diesem Jahr Pietro Russo.