Wirkstoffe der avisierten 4. Tranche decken ein Fünftel des gesamten Arznei-Absatzes der Kasse ab
Rund 20% des gesamten Arznei-Absatzes der AOK werden derzeit mit den 94 Wirkstoffen des avisierten Ausschreibungspakets erzielt (Ein-Jahreszeitraum Juni 2008 bis Mai 2009). Mehr als die Hälfte davon sind gegenwärtig bereits in Rabattverträgen geregelt. Denn ein Teil der jetzt avisierten neuen Tranche war bereits Bestandteil der zweiten bundesweiten AOK-Tranche für Verträge in 2008/2009 sowie in regionale AOK-Kontrakte eingebunden.
Besonderes Augenmerk werden dieses Mal Wirkstoffe erhalten, für die der Patentschutz erst in jüngerer Zeit auslief, so z.B. für das Schmerzmittel Fentanyl oder für das Magenmittel Pantoprazol, die bislang beide zu den 20 umsatzstärksten Medikamenten im GKV-Markt gehörten. Zusammen mit den im Juni in Kraft getretenen AOK-Verträgen der dritten Tranche ergibt sich für die AOK gegenwärtig ein Absatzvolumen von 60% (nach Umsatz zu Listenpreisen 31%).
Absatz der 94 Wirkstoffe verteilt sich auf die 5 Gebiete unterschiedlich
Die Verteilung des Absatzes der Wirkstoffe aus dem Ausschreibungspaket zeigt, wie schon auch für die dritte Tranche, dass hier eine Verteilungsgerechtigkeit nur bedingt herzustellen ist. Dies insbesondere falls sich die Versichertenstruktur in den Regionen nach demografischen Merkmalen unterscheiden sollte.
Differenzierte Analysen nach Gebietslosen erforderlich
Angesichts der von der AOK beabsichtigten Zuschlagsvergabe nach dem Grundsatz "pro Wirkstoff und Gebiet nur ein Unternehmen/eine Bietergemeinschaft" wird es für bietende Unternehmen darauf ankommen, inwieweit jeweils Kompensationen möglich sind. Denn die Absatzverteilung einzelner Wirkstoffe unterscheidet sich nach Gebieten zum Teil sehr wie sich am Beispiel des Schlafmittels Zopiclon und des Antidiabetikums Glibenclamid zeigt.
Regionale Marktzugangsanalysen erforderlich
Der "market access" für die Unternehmen war zwar schon bei der dritten AOK-Tranche völlig verändert, und die entsprechenden Verträge führen zu deutlichen Umwälzungen im Markt wie frühere Analysen von IMS bereits belegt haben. Durch die intendierte Zuschlagspraxis nach dem Muster "pro Wirkstoff und Gebiet nur ein Unternehmen/eine Bietergemeinschaft" werden nochmals differenziertere regionale Marktzugangsanalysen erforderlich sein, um eigene und Wettbewerberpotenziale zu bestimmen und letztlich die Entscheidung zu treffen, ob eine Bieterbeteiligung überhaupt sinnvoll erscheint. So teilen sich bspw. im AOK-Markt der gegenwärtig fünf absatzstärksten Substanzen aus dem neuen Ausschreibungspaket - Metamizol-Natrium, Prednisolon, Pantoprozol, Amoxicillin und Salbutamol - mit Ausnahme des gerade patentfrei gewordenen Pantoprozol bis zu zehn Hersteller den Markt. Dabei vereinen die führenden drei in der Regel den größeren Anteil (zwischen 50% und 90%) auf sich. Nach der Zuschlagserteilung dürfte sich das Bild deutlich ändern.