Rezeptfreie Arznei- und Gesundheitsmittel: Versandhandel inzwischen stabile Größe
Im ersten Halbjahr 2012 erzielte der Apotheken-Versandhandel einen Umsatz von 680 Mio. Euro zu effektiven Verkaufspreisen. Dies bedeutet einen Zuwachs von knapp 6% gegenüber dem ersten Halbjahr 2011. Der Absatz nach Packungen erhöhte sich um 9%. Damit entfällt auf den Versandhandel im Kontext des gesamten Apothekengeschäfts ein Umsatzanteil von 3%, denn die Offizinapotheken erreichten im ersten Halbjahr insgesamt einen Umsatz von knapp 22,6 Mrd. Euro (ohne Berücksichtigung jeglicher Zwangsrabatte seitens Herstellern, Apotheken und Großhandel bei rezeptpflichtigen Arzneien und ohne Einsparungen durch Rabattverträge). Der Anteil des Versandhandels nach Menge liegt aktuell bei 6%.
Das Bestellgeschäft verbucht weiterhin höhere Zuwächse als die Vorortapotheke, auch wenn die Wachstumsraten bei rezeptfreien Arznei- und Gesundheitsmitteln inzwischen im einstelligen Bereich liegen. In den ersten Jahren, als das Geschäft von einer niedrigeren Basis aus anlief, fielen die Zuwächse häufig zweistellig aus. Bis heute hat sich der Versandhandel in diesem Segment auf einen stabilen Marktanteil zwischen 11% und 12% eingependelt. Wie auch in der Offizinapotheke sind die umsatzstärksten Kategorien im Versandhandel Mittel gegen Erkältungen und Schmerzen. Ein wichtiger Unterschied zwischen den beiden Vertriebskanälen besteht darin, dass über den Versandhandel häufig größere Packungen geordert werden, um Preisvorteile zu nutzen. Dazu gehört auch der Wegfall des Portos ab einem bestimmten Betrag. Im Versandhandel ist die Produktpalette zudem stärker verdichtet, d.h. auf weniger Produkte entfällt ein größerer Marktanteil. Des Weiteren steht hinter dem Versandhandel mit rezeptfreien Arznei- und Gesundheitsmitteln nahezu ein reines Verbraucher- bzw. Selbstmedikationsverhalten, da Verordnungen hier keine Rolle spielen. Lediglich 1% des Versandhandels-Umsatzes geht auf Verordnungen rezeptfreier Produkte zurück. In der Offizinapotheke waren es im ersten Halbjahr 2012 immerhin 14%.
Zunehmend weitere Produktbereiche für den Versandhandel attraktiv
Über die Hälfte des per Versandhandel erwirtschafteten Umsatzes und knapp drei Viertel der abgegebenen Packungen entfallen auf OTC-Präparate (OTC = over the counter = rezeptfrei). Zunehmend spielen jedoch auch weitere Produktbereiche eine Rolle. So verzeichnet bspw. "Kosmetik und Körperpflege" im ersten Halbjahr einen Zuwachs um 14% auf 71 Mio. Euro Umsatz. Das entspricht einem Marktanteil von 10% im Rahmen des gesamten Versandhandels. Die Menge erhöhte sich bei dieser Kategorie sogar um 15%.
Produkte des sog. Medizinischen Sachbedarfs (Tests, Heil- und Hilfsmittel) erzielten eine Umsatzsteigerung von 9% bei einem gleichzeitigen Mengenzuwachs von ebenfalls 15%. Diese Fakten aus dem Markt zeigen, dass für Unternehmen aus unterschiedlichen Produktbereichen der Apothekenversandhandel immer wichtiger wird.
Auf rezeptpflichtige Arzneien entfällt nahezu ein Viertel des Umsatzes (24%) des Versandhandels, jedoch nur 6% der Menge. Dabei gibt es wenig Schwerpunkte nach Arzneikategorien. Im Bick auf das Ranking der fünf umsatzstärksten Kategorien ergeben sich wenig Unterschiede zur Offizinapotheke mit Ausnahme von Produkten gegen Erektionsstörungen, die im Versandhandel zu den "Top 5" zählen, in der Vorortapotheke hingegen nicht einmal unter den "Top 20" gelistet sind.
IMS Datenquellen
IMS OTC® Report, IMS® GesundheitsMittelStudie (GMS): Verkäufe von rezeptfreien Arzneimitteln und Nichtarzneimitteln/ Diätetischen Lebensmitteln in öffentlichen Apotheken, Drogerie- und Verbrauchermärkten sowie Discountern in der Bundesrepublik Deutschland, zu effektiven Verkaufspreisen. Die Paneldaten der Apotheken werden durch eine gewichtete Hochrechnung nach Apothekengrößenklassen und -gebieten auf die Grundgesamtheit projiziert. Die Daten der Drogeriemärkte und Discounter werden entsprechend den Geschäften, die Daten der Verbrauchermärkte entsprechend den Geschäften und Verkaufsflächenklassen regional hochgerechnet.
IMS PharmaScope®: Die Daten umfassen die Arzneimittelabgaben der Apotheken für den GKV-Markt, Privatrezepte und Barverkäufe auf Basis der Abgaben der öffentlichen Apotheken. Datenbasis für den GKV-Markt sind über 99% der von den Apothekenrechenzentren getätigten GKV-Abrechnungen. Der Anteil der Privatrezepte und Abgaben ohne Rezept werden auf Basis einer Stichprobe von mehr als 4.000 Apotheken erhoben. Marktinformationen zum Versandhandel umfassen die Einkäufe der deutschen Verbraucher beim Versandhandel. Dazu bildet ein Versandhandelspanel die Grund- lage, die um eine Projektion ergänzt wird.