Verglichen mit der Entwicklung der Vorjahre fällt das aktuelle Wachstum zwar geringfügig niedriger aus. Denn im Jahr 2011 erhöhte sich der Versandhandelsumsatz gegenüber 2010 um 8,4%, der Absatz um 10,2%. In Gegenüberstellung mit dem Geschäft der Offizinapotheken lässt sich der Verkauf über den elektronischen bzw. auch telefonischen Bestellweg (Versand auf dem Postweg) jedoch nach wie vor als gedeihlich beschreiben. Denn der in den Vorortapotheken erwirtschaftete Umsatz stieg gerade einmal um rund einen Prozentpunkt, die Menge ging in dieser Größenordnung zurück.
Versandhandel mit rezeptfreien Produkten etabliert
Gemessen am gesamten Apothekengeschäft entfällt auf den Versandhandel mit knapp 3% zwar nur ein kleiner Anteil, denn die Offizinapotheken erreichten einen Jahresumsatz von 44,1 Mrd. Euro (ohne Berücksichtigung jeglicher Zwangsrabatte und ohne Einsparungen durch Rabattverträge). Im OTC-Segment (OTC = over the counter = rezeptfrei) hat sich der Versandhandel allerdings als wichtiger Vertriebskanal etabliert, hier liegt der monatliche Umsatzanteil zwischen 11% und 12%.
Mehrere Produktbereiche tragen stabil zum Versandgeschäft bei
Mehr als die Hälfte des per Versandhandel erwirtschafteten Umsatzes und fast drei Viertel der abgegebenen Menge in Packungen entfallen auf rezeptfreie Arzneien. Erwähnenswert sind jedoch auch weitere Produktbereiche, die inzwischen stabile Standbeine des Versandhandels bilden, wie etwa Kosmetik und Körperpflege mit einem Umsatz- bzw. Absatzanteil von 11% bzw. 13%, Medizinischer Sachbedarf (Tests, Heil- und Hilfsmittel, jeweils 5%) und Ernährung (2%).
Im Abschwung befand sich das elektronische bzw. auch telefonische Bestellgeschäft 2012 bei rezeptpflichtigen Medikamenten. Ihr Marktanteil nach Umsatz sank von 27% im Jahr 2011 auf 24% im Jahr 2012. Der Rückgang dürfte damit zusammenhängen, dass es praktisch keine Anreize gibt, verschreibungspflichtige Medikamente über den Versandhandel zu ordern, da nach einer Entscheidung des Gemeinsamen Senats der obersten Gerichtshöfe des Bundes die deutschen Preisvorschriften auch für Versandapotheken in anderen EU-Mitgliedsstaaten gelten. Das bedeutet in der Praxis z.B. dass Boni, mit denen die Versandapotheken in der Vergangenheit Kunden anziehen wollten, nicht statthaft sind.
Wachstum im Versandhandel häufig stärker ausgeprägt
Auch wenn der Markt rezeptfreier Arznei- und Gesundheitsmittel insgesamt kaum wächst, so erfahren einige Produktgruppen dennoch Auftrieb. Dabei legt der Versandhandel fast durchgängig stärker zu als der Verkauf über die Offizinapotheke wie eine Auswahl der wachstumsstärksten Produktgruppen zeigt. Dies gilt sowohl für saisonal indizierte Medikamente wie Husten- und Erkältungsmittel als auch für „Ganzjahrespräparate“. Oftmals werden dabei über den Versandhandel soweit möglich größere Packungen bestellt, um gegebenenfalls Preisvorteile besser zu nutzen.