Der Gesamtmarkt rezeptfreier Produkte (Apotheken und Versandhandel) verbucht in 2015 eine Umsatzsteigerung von knapp 6 %. Dabei erzielt der Versandhandel mit +8% einen etwas größeren Zuwachs als die Vorortapotheke (+5 %).
Von den insgesamt 12,4 Milliarden Euro Umsatz (zu effektiven Verkaufspreisen) mit rezeptfreien Produkten entfallen auf den Versandhandel 11 % bzw. rund 1,3 Mrd. Euro. Davon wurden 78 % mit Arznei- und Gesundheitsmitteln erwirtschaftet. Den zweitgrößten Anteil vereint das Segment der Produkte zur Körperpflege und Kosmetik mit 15 % auf sich, gefolgt von Artikeln des medizinischen Sachbedarfs (Tests, Messinstrumente usw.) und Ernährungsprodukten.
Rund 8 % mehr Packungen versendet als im Vorjahr
Im Gesamtmarkt rezeptfreier Produkte wurden in 2015 gegenüber Vorjahr rund 4 % mehr Packungen abgegeben. Dabei erhöhte sich der Absatz des Versandhandels um 8 %. Die Vorortapotheken, auf die mit 89 % der Löwenanteil nach Menge entfällt, verbuchten einen Zuwachs von knapp 4 %. In beiden Vertriebskanälen waren die meisten Produktkategorien vermehrt nachgefragt. Dies dürfte mit der aktuell guten wirtschaftlichen Situation zusammenhängen, von der auch der Gesundheitsmarkt profitiert. Unter den verschiedenen Arzneigruppen stehen Erkältungs- und Schmerzmittel nach Menge wie nach Wert an der Spitze. Forciert wurde dies durch eine Erkältungswelle in 2015, die von Jahresbeginn an über mehrere Monate anhielt.
Unterschiede zwischen beiden Vertriebswegen zeigen sich bei Produkten aus dem Bereich Apothekenkosmetik, die über den Versandhandel um 8 % zulegten, während sie in der Offizin mit rückläufiger Tendenz (-1 %) nahezu stagnierten. Auch Artikel des medizinischen Sachbedarfs wurden verstärkt (knapp +5 %) über den elektronischen/telefonischen Bestellweg geordert, legten in der Offizinapotheke hingegen kaum (+1 %) zu.
Gründe für kontinuierliches Wachstum des Versandhandels
Dass der Versandhandel von Jahr zu Jahr mit Zuwächsen aufwartet, hat mehrere Gründe. So bedient dieser Vertriebskanal inzwischen immer mehr Segmente aus dem rezeptfeien Markt. Diese breitere Produktpalette beinhaltet sowohl günstigere als auch hochpreisige Produkte und auch zunehmend mehr Produktformen und Packungsgrößen. Diese Ausweitung des Sortiments ist einer von mehreren Faktoren des Wachstums. Zudem hat der Versandhandel an Schnelligkeit gewonnen. Bei kurzen Lieferzeiten innerhalb von 24 Stunden muss der Patient nicht lange auf das Eintreffen seiner Bestellung warten. In Großstädten und Ballungszentren ist eine Bestellung am Vormittag und Lieferung am selben Tag keine ferne Vision mehr.
Weiterhin betreiben auch die Hersteller inzwischen ein aktives Versandhandelsgeschäft, das den Wachstumstrend befördert. Und schließlich akzeptieren die Verbraucher die elektronische Bestellung als normalen Einkaufsweg. „Der Verbraucher verhält sich bei seinen Einkäufen im Versandhandel ähnlich wie in der Vorortapotheke, d.h. er bestellt Präparate auch für den Akutbedarf, nimmt preiswerte Angebote wahr und kauft auch sensible Produkte. Der Vertriebsweg Apotheken-Versandhandel wird damit für den Kunden auch bei Arznei- und Gesundheitsmitteln zunehmend ebenso selbstverständlich wie dies bei Büchern, Kleidung und anderen Gegenständen des Alltags längst der Fall ist“ sagt Marlies Spiegel, Expertin für den Bereich Consumer Health bei IMS Health.
Hinzu kommt, dass die Informationen im Internet zu Gesundheitsthemen in den letzten Jahren nicht nur an Quantität, sondern auch an Qualität, zugenommen haben. Vor der elektronischen Bestellung kann sich der Patient über verschiedene Quellen ausführlich und umfassend informieren, nicht nur über Preise, sondern auch über die Produkte selbst hinsichtlich Inhaltsstoffen, Wirkung und eventuellen Nebenwirkungen. Auch Erfahrungsberichte oder Vergleichstests unterstützen die Entscheidung, welches Produkt bestellt wird.
Quelle: (IMS Health)