Von der alljährlich mehr oder weniger stark auftretenden Grippe betroffen sind unter den Patientengruppen vielfach Kinder und ältere Menschen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt daher für letztgenannte eine jährliche Impfung gegen saisonale Influenza. Nähmen sich Angehörige dieses Personenkreises die Empfehlung zu Herzen, so müssten Grippeimpfungen eine steigende Tendenz aufweisen, denn der Anteil älterer Personen in der Bevölkerung nimmt vor dem Hintergrund des demografischen Wandels zu. So lebten bspw. im Jahr 2000 17,2 Millionen über 60-Jährige in Deutschland, im Jahr 2010 waren es 18,6 Millionen und für 2020 rechnet man mit 21,2 Millionen Menschen.[1]
Diese Entwicklung geht jedoch nicht mit einer zunehmenden Nachfrage nach der Präventionsmaßnahme einher wie eine Analyse von QuintilesIMS zeigt. Allenfalls hat sich, mit Ausnahme des Jahres 2013, der Rückgang abgeschwächt (Abb. 1 zum Herunterladen).
Der Impfschutz entfaltet sich erst einige Tage nach einer Grippeimpfung, weswegen die Maßnahme schon für den Herbst empfohlen wird. So liegt denn auch der Schwerpunkt der Influenzaimpfungen in den Monaten August bis Oktober (Abb. 2 zum Herunterladen). Eine Grippeimpfung halten Experten allerdings auch noch zu einem späteren Zeitpunkt für sinnvoll, da eine anhaltende Zirkulation der Grippeviren meist erst ab Januar zu beobachten ist.[2] Angesichts aktueller Meldungen über zu Beginn des Jahres 2017 steigende Zahlen von grippeähnlichen Erkrankungen Betroffener[3] empfehlen Sachkundige daher auch derzeit noch die Impfung.
Regional unterschiedliches Vorsorgeverhalten
Die Inanspruchnahme von Grippeimpfungen, gemessen an der Zahl der Impfstoffdosen, fällt je nach Bundesland unterschiedlich aus. In den wesentlichen Vorbeugemonaten August bis Oktober zeigt sich gegenüber Vorjahr für 2016 lediglich im Gebiet der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein eine Zunahme von rund 8 % und eine Stagnation in Baden-Württemberg. In den übrigen Bundesländern ist die Mengenentwicklung in unterschiedlichem Ausmaß rückläufig (Abb. 3 zum Herunterladen). Am stärksten tritt dies in Niedersachsen (- 8 %) zu Tage, am schwächsten in Brandenburg (-1 %). Möglicherweise erklären sich diese Unterschiede u.a. durch gesundheitspolitische Steuerungsmaßnahmen der Kassenärztlichen Vereinigungen, unterschiedliche Arten von Verträgen der Krankenkassen über Grippeschutzimpfstoffe, die Art der Vakzine - quadrivalente Wirkstoffe gelten tetravalenten Stoffen hinsichtlich der Wirksamkeit als überlegen - und die viel beklagte Impfmüdigkeit in der Bevölkerung.
Art der Impfungen beachten und Nutzen verdeutlichen
Die hier ausgewerteten Versorgungsdaten bestätigen Erkenntnisse des Robert-Koch-Instituts, wonach die Influenzaimpfung tendenziell weniger in Anspruch genommen wird. Um die Impfmüdigkeit zu verbessern, bedürfe es größerer Anstrengungen, den Nutzen der Impfung stärker in den von der STIKO definierten Zielgruppen zu vermitteln, so die Schlussfolgerung. Manche Experten weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass der Aufruf zur Grippeimpfung gerade sinnvoll bei Entscheidung für Vierfachimpfstoffe sei, die einen besseren Schutz böten.[4]
[1] Quelle: vdek, Basisdaten des Gesundheitswesens 2014/2015
[2] https://www.lgl.bayern.de/...
[3] https://infographic.statista.com/normal/infografik_7909_anzahl_der_an_grippe_erkrankten_2017_n.jpg
[4] https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/...