Die Ausgaben für Arzneimittel und Test-Diagnostika, jedoch ohne Impfstoffe, belaufen sich für den gesamten GKV-Markt (GKV: Gesetzliche Krankenversicherung) im Jahr 2015 auf etwa 32,3 Milliarden Euro zum Apothekenverkaufspreis nach Abzug der durch pharmazeutische Hersteller und Apotheken geleisteten Einsparungen in Form von Rabatten nach § 130 SGB V. Einsparungen aus Rabattverträgen wurden auf Basis des Dreivierteljahres 2015 hoch gerechnet, da die Zahlen für das Gesamtjahr noch nicht veröffentlicht sind. Patientenzuzahlungen sind nicht berücksichtigt.
Vor diesem Hintergrund ergibt sich eine Ausgabensteigerung von 4,9 %. Die trotz der Einführung nicht weniger innovativer Therapien moderate Marktentwicklung erklärt sich wesentlich aus höheren Rabatten wie nachfolgend gezeigt wird. Die Menge nach Packungen erhöhte sich mit gut 1 % wenig.
GKV-Einsparungen durch pharmazeutische Hersteller und Apotheken bei fast 7 Milliarden Euro
Im Jahr 2015 haben die pharmazeutischen Hersteller knapp 2,4 Mrd. Euro als Einsparbeitrag durch Herstellerabschläge nach § 130 SGB V an die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) geleistet. In diesen Betrag gehen die je nach Arzneisegment (patentgeschützt, mit und ohne Festbetrag, Generikum) anfälligen prozentualen Abschläge ein, ferner Zusatzabschläge infolge des Preismoratoriums und Rabatte aus Erstattungsbeträgen. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass der Rabattsatz auf patentgeschützte, festbetragsfreie Arzneimittel in den ersten drei Monaten 2015 noch um einen Prozentpunkt höher lag als im Vorjahr, nämlich bei 7 % gegenüber 6 % im ersten Quartal 2014. Die Rabatte aus Erstattungsbeträgen haben sich mit einem Volumen von 791 Mio. Euro mehr als verdoppelt. Des Weiteren ergeben sich geschätzt fast 3,4 Mrd. Euro Einsparungen durch Rabattverträge (Vorjahr: 3,18 Mrd. Euro). Hier wurden die von der GKV verlautbarten Einsparungen für den Zeitraum von Januar bis September 2015 (2,54 Mrd. Euro) zu Grunde gelegt und für das Gesamtjahr hoch gerechnet.
Hinzu kommen rund 1,1 Mrd. Euro durch die Nachlässe, welche die Apotheken der GKV für rezeptpflichtige Präparate zu gewähren haben. Der Gesamteinsparbeitrag beträgt somit im Jahr 2015 fast 7 Mrd. Euro.
Unberücksichtigt sind in den vorgenannten Zahlen die Rabatte, welche die pharmazeutische Industrie den privaten Krankenversicherern zu gewähren hat. Diese belaufen sich nach IMS-Berechnungen auf über 400 Mio. Euro. Ferner außen vor gelassen ist der durch Rabatte erbrachte Einsparbeitrag für im ambulanten Bereich von Krankenhäusern außerhalb des Klinikbudgets eingesetzte Medikamente.
Überdurchschnittliches Wachstum innovativer Therapien
Im Blick auf einzelne Arzneigruppen zeigt sich, dass vor allem innovative Therapeutika und solche zur Behandlung schwerer Erkrankungen die Ausgabensteigerung beeinflussen. Die größte Steigerung ist unter den umsatzstärksten Kategorien bei neuen Therapien gegen Hepatitis C (antivirale Mittel exklusive HIV) festzustellen. Der Anstieg in dieser Gruppe ist allerdings in gewisser Weise artifiziell, da manche Neueinführungen zur Hepatitis C-Therapie noch nicht ein Jahr am Markt sind. Überdurchschnittliche Zuwächse verbuchen auch Faktor Xa Hemmer als neue orale Antikoagulanzien (Gerinnungshemmer). Im oberen einstelligen bis niedrig zweistelligen Bereich haben sich ferner die Ausgaben für verschiedene Krebsmedikamente wie z.B. Proteinkinasehemmer, MAB (monoklonale Antikörper) Antineoplastika und Immunsuppressiva erhöht. Insgesamt stehen wenige Arzneigruppen für drei Viertel des Ausgabenwachstums.
Mehr Großpackungen verordnet
Bei rezeptpflichtigen Präparaten wurden mehr größere Packungen (Packungsgröße N3) verordnet (+3 %), während kleinere (N1, - 1 %) und mittlere Packungsgrößen rückläufig waren (-2 %). Dies macht sich vor allem bei Präparaten unter Rabattvertrag bemerkbar, und zwar sowohl bei patentfreien (Generika, Altoriginale) als auch bei patentgeschützten Arzneien. Bei letzteren steigt der Anteil der Großpackungen auch bei Nicht-Rabattmedikamenten leicht an, was auf die Etablierung neuerer Therapien zurückzuführen sein dürfte.
Marktanteil patentfreier Arzneien unter Rabattvertrag steigt
Der Marktanteil von als „Rabattmedikamenten“ abgegebenen patentfreien Arzneien, im Schwerpunkt Generika, steigt seit 2013 wieder an. Mit dem Verbot der Portfolioverträge zum April 2013 sank die Rabattquote zunächst auf 59 %. In ihren Wirkstoffausschreibungen ab Mai 2013 berücksichtigten die Krankenkassen fortan nicht mehr alle „kleinen“ Substanzen. Die Umstellung auf Wirkstoffverträge führte dazu, dass die Umsetzungsquoten bei einigen „großen“ Substanzen deutlich erhöht werden konnten. Dies führte in 2014 zu einer Rabattquote von 61 % im patentfreien Segment. Bei „großen“ Substanzen hat sich indessen der Anteil rabattierter Präparate auch in 2015 nochmals erhöht. Insgesamt ist der Marktanteil rabattierter Arzneien im patentfreien Segment für das Jahr 2015 auf nunmehr 63 % gestiegen.