Neuland Selektivverträge: regionale Versorgungsforschung notwendig
Da man in Deutschland mit selektivvertraglichen Modellen Neuland betritt, braucht es begleitende Versorgungsforschung, um den Erfolg zu messen und eine Ausdehnung erfolgreicher Modelle gezielt zu fördern. Ein besonderes Augenmerk kommt dem regional unterschiedlichen Versorgungsgeschehen zu. Denn nur unter Berücksichtigung regionaler Besonderheiten lässt sich eine gezielte und bedarfsgerechte selektivvertragliche Versorgung realisieren. IMS HEALTH unterstützt Krankenkassen wie pharmazeutische Hersteller auf Basis der Studie IMS® LRx mit Analysen und Beratung, wenn es um Entscheidungen über passende Versorgungsangebote geht.
IMS® LRx ermöglicht facharztspezifisch wie -übergreifend Therapiemuster von nahezu allen gesetzlich versicherten Patienten abzubilden. Die Studie beinhaltet mindestens 24 zurückverfolgbare Monate mit lückenlosen Therapieinformationen. Anonyme Langzeitbeobachtungen sind für 95% der GKV-Versicherten verfügbar. Pro Monat werden rund 44 Millionen Einzelverordnungen auf 28 Millionen Rezepten verarbeitet. Insgesamt kommen etwa 530 Millionen Einzelverordnungen pro Jahr zusammen, die individuellen Versicherten anonym zugeordnet werden können. Durch die hohe Abdeckung von 95% der GKV-Rezepte ermöglicht IMS® LRx erstmals, exakte Messungen bis auf die Ebene aller 58 Bezirksstellen in Gebieten der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) durchzuführen.
Arzneimittelausgaben nach KV-Regionen als Indikator für regionale Versorgungsunterschiede
Das nachfolgende Beispiel zeigt anhand der Regionalkarte den Pro-Kopf-Verbrauch (gemessen über DDD = "defined daily dosages" = definierte Tagesdosen) ausgewählter Arzneimittel zur Behandlung obstruktiver Atemwegserkrankungen (langwirksame Beta-2-Mimetika) zwischen KV-Regionen bis auf Bezirkstellenebene: während im Einzugsbereich um die Stadt Wiesbaden der Pro-Kopf-Medikamentverbrauch am geringsten ausfällt und auch im Raum Frankfurt noch vergleichsweise niedrig liegt, stellt er sich in der Gegend um Bremerhaven sowie von Rostock bis Greifswald am höchsten dar.
Pro-Kopf-Verbrauch (in "defined daily dosages") von ausgewählten Beta-2-Mimetika variiert regional erheblich
Auf Patientenseite bestehen regionale Unterschiede in der Morbidität, in der Altersstruktur und im Inanspruchnahmeverhalten medizinischer Leistungen. Auf Seiten der Leistungserbringer zeigen sich regionale Differenzen hinsichtlich struktureller Gegebenheiten wie der Arztdichte und dem Facharztanteil an der ambulanten Versorgung, aber auch hinsichtlich des Therapieverhaltens in der Behandlung von Krankheiten.
Auch gesundheitspolitisch induzierte Unterschiede, etwa durch Verordnungsvorgaben der Kassenärztlichen Vereinigungen (Generika- und Analogpräparate-Quoten, Einhaltung von Arzneimittelrichtlinien), lassen sich detailliert untersuchen.
Diese regionale Variabilität verlangt neben dem einheitlichen Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen nach einer regionalen Differenzierung des Leistungsangebots in Abhängigkeit vom Versorgungsbedarf.
Nutzen für Krankenkassen und pharmazeutische Hersteller
Wenn regionale Besonderheiten identifiziert und quantifiziert sind, lassen sich passende Versorgungsangebote entwickeln. Danach können sich auch Kooperationspartner für Versorgungsmodelle bestimmen lassen, z.B. Leistungserbringer-Verbünde als selektive Vertragspartner für Krankenkassen. Für pharmazeutische Unternehmen bietet die Integration eines Arzneimittelrabattvertrags in die vertraglichen Versorgungsformen ebenfalls Chancen. So lassen sich zum Beispiel durch eine solche Integration Regeln implementieren, welche die Umsetzung des Rabattvertrags beim Leistungserbringer fördern, etwa über definierte Behandlungspfade und eine vertragsspezifische Pharmakotherapie.
Datenquelle: IMS® LRx erfasst ca. 95% aller abgerechneten GKV-Rezepte. Die Rezept-Abrechnungsdaten werden patientenindividuell und arztübergreifend im zeitlichen Verlauf aufbereitet. Erfasst werden die Rezepte aller Facharztgruppen inklusive ermächtigter Ärzte und Ambulanzen. Regionalisierungen sind bis auf KV-Ebene und KV-Bezirksstellenebene möglich. Patientenkarrieren sind rückwirkend analysierbar bis Januar 2007.