Der Steigerung von rund 6 % im ersten Halbjahr 2015 entsprechen Mehrausgaben von rund einer Milliarde Euro. Dabei gehen drei Viertel der Ausgabensteigerung auf drei Arzneigruppen zurück. Mit 51 % entfällt der größte Anteil auf antivirale Mittel (ohne HIV-Präparate). In dieser Gruppe gab es seit Februar 2014 mehrere Neueinführungen zur Therapie von Hepatitis C. Weitere 14 % gehen auf Augenpräparate primär zur Behandlung der Makuladegeneration zurück, 11 % ergeben sich aus der Steigerung bei direkten Faktor Xa Hemmern, die zur Prophylaxe von Thrombosen und Embolien bei verschiedenen Arten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen eingesetzt werden.
Zuwächse ergeben sich somit zuvorderst also bei Innovationen zur Behandlung der Hepatitis C, bei ebenfalls noch relativ neuen Therapien gegen altersbedingte Erkrankungen des Auges, die im Zuge des demographischen Faktors zunehmen, sowie bei neuen Gerinnungshemmern.
Hersteller und Apotheken entlasten die GKV durch Abschläge bei Arzneimittelkosten im ersten Halbjahr 2015 um 1,7 Mrd. Euro
Durch Herstellerabschläge und Apothekennachlässe liegen die Einsparungen der GKV bei den Arzneimittelkosten im ersten Halbjahr 2015 bei 1,7 Milliarden Euro und damit um +16 % höher als im ersten Halbjahr des Vorjahres. Auf die pharmazeutischen Unternehmen entfällt dabei ein Volumen von knapp 1,2 Mrd. Euro, die aus Abschlägen, Rabatten durch Erstattungsbeträge und Nachlässen aufgrund des Preismoratoriums resultieren. Gegenüber dem Vergleichszeitraum 2014 bedeutet das einen um 25 % höheren Einsparbeitrag. Dieser Anstieg geht zum einen auf die Erhöhung des Herstellerabschlags nach § 130a Abs. 1 SGB V für patentgeschützte, nicht festbetragsgeregelte Präparate im ersten Quartal 2015 (7 % ggü. 6 % im 1. Quartal 2014) zurück und zum anderen auf ein größeres Einsparvolumen durch Erstattungsbeträge sowie auf das Wachstum bei abschlagspflichtigen Präparaten (Abb. 2, Grafik zum Download).
Die privaten Assekuranzen, denen die Hersteller ebenfalls Abschläge gewähren, verbuchten für das erste Halbjahr 2015 ein Rabattvolumen in Höhe von 198 Mio. Euro, 17 % mehr als im Vorjahr.
Die Apothekenabschläge bleiben mit 561 Mio. Euro trotz des Marktwachstums stabil, was sich aus einem reduzierten Nachlass begründet: In 2014 hatten die Apotheken 1,80 Euro pro abgegebener rezeptpflichtiger Arzneipackung zu gewähren, seit Jahresbeginn liegt dieser Wert bei 1,77 Euro pro Packung.
Mengensteigerung durch Mehrabgaben von Generika
Im ersten Halbjahr 2015 erhöhte sich die Menge abgegebener Packungen im GKV-Gesamtmarkt um 2 %. Das entspricht rund 6 Mio. mehr abgegebenen Packungen als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Dabei gab es bei den einzelnen Arzneisegmenten sowohl Steigerungen als auch Rückgänge.
So gingen in den ersten sechs Monaten des Jahres etwas mehr als 9 Mio. Packungen Generika (rund +4 %) über die Apothekentheken bzw. den Versandhandel, wobei es sich mehrheitlich (92 %) um rezeptpflichtige Präparate handelt. Der Umsatz zu Listenpreisen erhöhte sich um knapp 5 %, allerdings dürfte der Zuwachs de facto niedriger ausfallen, da ein Großteil generischer Präparate „rabattvertragsgeregelt“ ist.
Der Steigerung bei Generika steht ein Rückgang von etwas weniger als 6 Mio. Packungen bei sog. Altoriginalen, also Medikamenten mit ausgelaufenem Patentschutz, gegenüber. Bei patentgeschützten Arzneien erhöhte sich der Absatz um über 900 Tausend Packungen. Die restlichen 2 Mio. Packungen an Mehrabgaben verteilen sich auf verschiedene Produktarten wie z.B. Präparate, die nie einen Patentschutz hatten, Impfstoffe oder Diagnostika.
Bei rezeptpflichtigen Präparaten wurden insgesamt mehr größere Packungen (Packungsgröße N3) verordnet (+3 %). Dies hängt wesentlich mit Verschreibungen von Generika zusammen und dürfte sich aus einem steigenden Behandlungsbedarf erklären, da es sich hier oftmals um Arzneien für die Therapie chronischer Erkrankungen (z.B. aus den Bereichen Herz-Kreislauf, Rheuma, Zentrales Nervensystem) handelt. Demgegenüber erhöht sich bei patentgeschützten Arzneimitteln im Zuge der Initiierung neuer Therapien vor allem die Abgabe kleiner Packungen (N1), u.a. bei den oben genannten innovativen Therapien (Abb. 3, Grafik zum Download).
Einfluss der Erkältungswelle
In den ersten Monaten des Jahres herrschte eine ungewöhnlich starke Grippe-/Erkältungswelle, die sich in der Absatzentwicklung des ersten Halbjahres niederschlägt. Fasst man die Mehrabgaben bei verschiedenen Kategorien von Erkältungsmedikamenten (z.B. Husten- und Schnupfen-, Auswurfmittel, Antibiotika) zusammen und berücksichtigt teilweise den ebenfalls deutlichen Mengenzuwachs bei Schmerzmitteln – die bei Erkältungskrankheiten oftmals angewendet werden – so gehen etwa 40 % der Mehrabgaben im ersten Halbjahr auf das Konto der Erkältungswelle.
[1] 6 % für Januar bis März 2014, 7 % seit April 2014