Kurzfristiger Anstieg der Masern-Impfungen seit Februar des Jahres
Masern sind eine lebensbedrohliche Infektionskrankheit, Impfungen gewähren lebenslangen Schutz. Daher stand die vierte Nationale Impfkonferenz, die im Juni d.J. unter dem Motto "Impfen schützt alle - Masern-Elimination ist machbar" tagte, im Zeichen der Entwicklung eines Nationalen Aktionsplans 2015-2020, der darauf abzielt, Masern und Röteln bis 2020 vollständig auszumerzen. Mit diesem mittelfristig angesetzten Ziel wird das Erreichen der sog. Herdenimmunität (Schutz auch nicht-immuner Personen in der Bevölkerung bei ausreichender Anzahl geschützter Menschen) angestrebt, die jedoch erst ab einer Impfrate von 95 Prozent als erreicht gilt und bspw. im Jahr 2013 noch nicht gegeben war.1
Aktuelle Analysen von IMS Health zeigen, dass die in den letzten Monaten grassierende Masernwelle kurzfristig zu einer erheblichen Steigerung von Masern-/Mumps-/Röteln-Impfungen (MMR), die heute i.d.R. kombiniert angewendet werden, geführt hat. So erhöhten sich im Februar 2015 die Abgaben der öffentlichen Apotheken in bezug auf die Anzahl der Impfdosen gegenüber Vorjahr um rund 80 %, im März gar um 112 % und im April immerhin noch um 50 %. Im Mai lag die Rate noch um 20 % über dem Vorjahresvergleichsmonat (Abb. 1, Grafik zum Download).
Regional unterschiedlicher Anstieg - Spitzenreiter Berlin
Die Masernwelle der letzten Monate grassierte in Berlin besonders stark, hier wurde ein Vielfaches der Fälle im Vergleich mit den anderen Bundesländern gemeldet (Abb. 2, Tabelle zum Download). Insofern überrascht es nicht, dass dort die Zunahme der Impfungen (Anzahl Impfdosen) in den ersten fünf Monaten des Jahres mit +184 % (Gebiet der Kassenärztlichen Vereinigung, KV) am höchsten ausfällt (Abb. 3, Grafik zum Download). Doch auch in Sachsen und Brandenburg sind überdurchschnittlich viele Masern-/Mumps-/Röteln-Impfungen zu registrieren. Dort war die Betroffenheit, gemessen an den registrierten Fällen, ebenfalls vergleichsweise groß.
Unterdurchschnittlich (unter 40 %) verbleiben die Zuwächse immerhin in zehn Regionen. Mit Ausnahme von Thüringen handelt es sich dabei um Gebiete, die nach der Anzahl der Meldungen vergleichsweise wenig oder sogar keine Masernfälle zu verzeichnen hatten wie z.B. Bremen oder das Saarland.
Ein kurzfristiger höherer Anstieg von Masern-Impfungen (MMR) zeigt sich somit tendenziell vor allem in Gebieten mit einem stärkeren Ausbruch der Erkrankung, auch wenn diese Relation nicht durchgängig besteht. Wenn ein stärkeres Bewusstsein um die Notwendigkeit der Impfung vor allem dort entstand, wo die Erkrankung massiv auftrat, tut u.a. mehr und dauerhafte Aufklärung not, um die Masern mittelfristig auszurotten wie es der Nationale Aktionsplan vorsieht.
1 ÄrzteZeitung vom 18.06.2015