Die Entwicklung von Medikamenten hat sich in den letzten Jahren von der chemischen um die biologische Forschung erweitert. Biologische Medikamente oder kurz Biologicals basieren auf gentechnisch hergestellten Eiweißsubstanzen, die bestimmte entzündungsfördernde Botenstoffe des Körpers hemmen. Dies geschieht im Wesentlichen durch das "Abfangen und Inaktivieren" von entzündungsfördernden Botenstoffen. Mittels dieser Therapien wurde es möglich, spezifische Krankheiten zielgerichteter zu behandeln, etwa in der Krebs- und Rheumatherapie.
Innovationen haben ihren Preis, doch reine Preisbetrachtung greift zu kurz
Bezogen auf die reinen Medikamentkosten hat der Fortschritt durch Biologicals seinen Preis. So stieg in Deutschland bspw. der Umsatz mit Medikamenten des erweiterten Rheumamarktes im zweistelligen Bereich. Nach den Abgaben dieser Arzneien auf Basis der Studie IMS PharmaScope bedeutete dies im Apothekenmarkt 2007 gegenüber Vorjahr eine Steigerung um +27% auf rund 500 Mio. Euro zu Herstellerabgabepreisen.
Der Preis der einzelnen durchschnittlichen Verordnung erhöhte sich nach einer Analyse auf Basis der Studie IMS MIDAS Quantum zwischen 2006 und 2007 von 62 auf 78 Euro. Diese Anhebung geht auf den verstärkten Einsatz moderner Therapien zurück.
Niedergelassene Ärzte tätigten 94% der Verordnungen des erweiterten Rheumamarktes und sind damit die Hauptverordner.
Allein die hohen Arzneikosten der neuen Therapeutika zu betrachten, erschiene jedoch verkürzt. Denn bei rechtzeitigem Erkennen und frühzeitiger Behandlung lassen sich hohe Ausgaben der Sozialversicherungsträger sparen, wenn nämlich die Arbeitsfähigkeit der Patienten erhalten bleibt.
Deutschland hinkt beim Einsatz von Biologicals im EU-Vergleich hinterher
Vor dem Hintergrund des GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetzes (GKV-WSG) ist davon auszugehen, dass sich der Druck auf die Verordner in Deutschland weiter erhöht, sobald Maßnahmen wie Zweitmeinung und Kosten-Nutzen-Analysen relevant werden. Für die Hersteller innovativer Therapien werden damit die Rahmenbedingungen komplexer. Deswegen ist eine differenzierte Kenntnis von Spezialmärkten auch nach nationalen Besonderheiten wichtig. Denn internationale Vergleiche zeigen, dass Therapiemuster nicht ohne weiteres von einem Land auf ein anderes übertragbar sind.
Fast ein Drittel des weltweiten Pharmamarkt-Wachstums entfällt heute auf biotechnologisch hergestellte Medikamente und 20% der Blockbuster-Präparate (= Jahresumsatz von einer Milliarde US Dollar) waren im Jahr 2006 Biotech-Arzneien. Vorreiter im Vergleich der größten europäischen Länder ist Großbritannien. In Relation zur Bevölkerungszahl werden in Deutschland hingegen Biologicals noch unterproportional verordnet.
Erkrankungen der Wirbelsäule sind Nummer 1 bei Behandlung mit Biologicals
Erkrankungen der Wirbelsäule dominieren beim Einsatz von Biologicals. In den 5 größten europäischen Ländern stellt die "Rheumatoide Arthritis" mit 39% von rund 50 Mio. Verordnungen die häufigste Erkrankung dar, gefolgt von verschiedenen Formen der "Spondylitis". Zwischen einzelnen Ländern bestehen hier jedoch ebenso Unterschiede wie auch beim Einsatz einzelner Präparate nach Erkrankungen und Facharztausrichtung.