Jochen Reich, Urgestein des deutschen Driftsports, hält als einziger die Fahne hoch und kämpft sich mit einer eindrucksvollen Vorstellung auf scheinbar unterlegenem Material auf Platz 9 beim dritten Lauf der IDC im Einzeldriftwettbewerb.
„Mei, mehr geht halt net,“ ruft der sympathische Allgäuer aus seinem serienmäßigen Alpina BMW. Anstelle des nun erst zu 90 % fertig aufgebauten Commodore mit BMW V8 hatte er kurzerhand seinen Alpina reaktiviert und sich wieder in die Herzen der deutschen Driftfans gefahren. Aber den Holländern konnte er nicht Paroli bieten.
„Die Aktion von Frank Reijkart sollte uns eigentlich auf mindestens 50 Jahre hinaus motivieren“, lacht Jochen nach der Bekanntgabe des Ergebnisses. „Deswegen habe ich meinen Alpina mit dem V8 für diesen Lauf geholt, obwohl ich den eigentlich als perfekt restaurierten Youngtimer aufheben wollte.“
Solche Opfer müssten eigentlich alle Teilnehmer bringen, denn die Übermacht der Holländer in den kleinen BMWs und Nissans ist erdrückend. Die Konsequenzen spürt der Veranstalter schon jetzt. Von 41 Teilnehmern kamen nur noch 9 aus Deutschland. Und das bei einer Driftchallenge, die das deutsche Magazin sport auto salonreif gemacht hatte.
„Aber letztendlich ist auch der Alpina eine stumpfe Waffe gegen die Driftcars mit denen man sich hier balgen muss. Sogar der starke MKB-DriftBox-Mercedes ist eigentlich ohne Chance. Wenn mein Budget ausreicht, wird der Commodore die Scharte auswetzen. Aber dazu benötige ich noch einige Sponsoren.“
Das von den Offiziellen der IDC stark verkürzte Training war nicht mehr wie ein Einrollen und auch der erste Lauf war eher durchschnittlich mit einem Patzer bei der Linie. Im zweiten Lauf musste alles passen und mit Ausnahme des erwünschten Gegenpendlers vor der S musste auch die Jury Jochens Leistung Lob großes zollen.
„Mit dem leichten Alpina muss ich speziell im Kriterium Speed punkten, denn meine 333 PS reichen eigentlich nicht für extrem lange Drifts so wie sie die Strecke hier fordert. Aber trotzdem bin ich überrascht, dass ich sogar in der langen Links am Lenkanschlag gedriftet bin. Naja der Abzug im Stil ist hart, aber auch mein Fehler, ich hab nicht gegengependelt, so wie sich das die Jury ausdenkt, aber egal. Mein Fehler.“
Mit 87 Punkten auf der 100-Punkte-Skala und mit genau 10 Punkten Rückstand auf den Sieger ist Jochen zufrieden, aber merkt an, dass die Leistungsdichte auf den ersten 15 Plätzen extrem ist. „Ein Flüchtigkeitsfehler, ein Auto, das nicht zu 100 % passt, aber auch ein Versehen der Jury und Du bist weg, ganz weit weg. Das ist fast wie in der DTM hier. Nur da fahren noch mehr Deutsche mit!“ Aus Rücksicht auf den schmucken Alpina und auch wegen seinem Driftweltrekordversuch bei der 75-Jahr-Feier des Hockenheimrings verzichtete Jochen auf den Start bei der Twinbattle am Sonntag.
Mit etwas Glück und vor allem mit viel Engagement hat Jochen die Chance bester Deutscher in der Meisterschaft zu bleiben und nutzt die Gelegenheit zum Appell an die IDC-Macher wenigstens ein ordentliches Preisgeld für diesen Titel auszuloben. Auf einen harten Kampf mit Harald Müller in Oschersleben dürfen wir uns dann schon jetzt freuen.
Das Engagement in der IDC in 2008 steht allerdings auf der Kippe: „Ohne mehr finanziellen Support ist es mir mit JR-Motorsport nicht möglich, ernsthaft anzugreifen. Das Leistungsniveau fordert speziell bei uns im Land ein Umdenken, damit hier Sport auf Profi-Niveau möglich wird. Alle müssen daran arbeiten, dass wir uns von den Semi-Profis aus dem europäischen Ausland nicht frustrieren lassen, daher bedanke ich mich schon vorab bei meinen Sponsoren und Helfern, weil ohne die brauche ich gar nicht mehr zu den Rennen kommen.“ Den Lauf der IDC gewann der Holländer Olaf Commijs, vor seinem Landsmann Remmo Niezen.
In der Meisterschaft führt Remmo Niezen vor Paul Vlasblom (NL). Werner Gusenbauer der Meister der Vorjahre liegt auf Platz fünf. Jochen Reich folgt auf Platz neun.