Es gebe einen simplen Grund, warum die Versicherer bisher weitgehend ungeschoren geblieben seien durch Finanzkrise und Niedrigzins-Phase: Ihre Verbindlichkeiten seien langfristig wegen der Laufzeit der Verträge. „Doch die Versicherer werden ebenso hart getroffen, nur eben schleichend und um einige Jahre zeitverzögert“, betont Wiechmann. Nicht umsonst habe die Finanzaufsicht BaFin bereits 34 der 87 deutschen Anbieter unter verschärfte Kontrolle genommen. Garantiezinsen von vier Prozent für Altkunden vertrügen sich eben nicht mit null Prozent Zinsen am Kapitalmarkt. Dass der Garantiezins für Neuverträge nur noch 0,9 Prozent betrage, mache sie für Kunden unattraktiv. Und dazu die Inflation von aktuell rund zwei Prozent: „Das tut ein Übriges, um die langlaufenden Altersvorsorgeverträge zu einem wahren Alters-Sorge-Produkt zu machen“, sagt der IAC-Geschäftsführer.
Was bei den Banken auf dem Weg aus der Krise die „Bad Banks“ waren, sei bei den Versicherern der „Run-Off“: Das gesamte Geschäft mit Lebensversicherungen und mit ihm die Kunden hätten einige schon verkauft. Hilfe bekamen die Unternehmen zudem jüngst vom Bundesgerichtshof mit einer Entscheidung zur Aufteilung der 132 Milliarden Euro schweren Bewertungsreserven: „Die Versicherer dürfen ihre Altkunden ganz legal enteignen“, stellt Wiechmann fest. „Wer jahrzehntelang eisern seine Lebensversicherung bespart hat, ist also nun der Dumme.“
Die Aktien der Versicherer mache das durchaus interessant. Dennoch verzichte der IAC darauf und habe gerade die letzte Finanzaktie aus dem Depot geworfen, so der Geschäftsführer. Denn: „Auch wenn Banken und Versicherer am Ende ihre selbstverschuldeten Verluste nicht selbst tragen müssen, langfristig zahlen sie dafür in einer viel härteren Währung: mit dem verlorenen Vertrauen der Kunden.“