Den Beleg findet der Geschäftsführer des Itzehoer Aktien Clubs (IAC) in der Vergangenheit. Nach dem Ersten Weltkrieg habe Deutschland die hohen Schuldenberge mit der Notenpresse bekämpft. Die Folge: Eine Hyperinflation ließ große Teile der Bevölkerung verarmen. Diesen Fehler wollten rund ein Jahrzehnt später die Amerikaner nicht machen und entschieden sich in der Krise für eine rigide Sparpolitik. „Leider mit ebenfalls verheerenden Folgen“, sagt Wiechmann. „Weil Geld zur Stabilisierung der Konjunktur fehlte, geriet die gesamte Weltwirtschaft immer tiefer in den Abwärtsstrudel.“ Ein solches Szenario wolle die Politik heute in jedem Fall vermeiden, das zeigten die vielen Rettungsmilliarden in der Finanz- und Eurokrise.
Damit einher gehe aber die „finanzielle Repression“, erläutert der IAC-Geschäftsführer. Das Vorbild lieferten zwischen 1950 und 1980 die USA und England angesichts der Weltkriegsschulden: Sie sorgten für Zinsen unterhalb der Inflationsrate, sodass Geldanlagen schleichend an Wert verloren. „So werden Staatsschulden zwar langwierig, aber gerade deshalb relativ geräuschlos abgetragen – auf Kosten aller Sparer in Geldwerten wohlgemerkt“, sagt Wiechmann.
Diese Null-Zins-Politik gebe es auch seit Ausbruch der Finanzkrise vor elf Jahren, in der Corona-Ökonomie werde sie nun zementiert. Denn anders seien die hohen Schuldenlasten nicht zu bewältigen. Für Anleger in Sachwerten wie Aktien, Gold oder Immobilien seien das gute Nachrichten, so Wiechmann. Deren Preise stiegen durch die Inflation ebenso wie durch die Nachfrage, Aktionäre profitierten zudem davon, dass die Rettungspolitik die Unternehmen stütze. Das hätten die meisten Anleger an der Börse offenbar erkannt, sagt der IAC-Geschäftsführer: „Anders ist es nicht zu erklären, dass die Kurse trotz der historischen Wirtschaftskrise bereits wieder stramm auf Erholungskurs sind.“