Verhandlungen mit Interessenten für weitere Betriebe auf der Zielgeraden
Das größte Unternehmen der insolventen deutschen Fintyre-Gruppe steht vor der Rettung. "Wir haben einen Investor für die REIFF Reifen und Autotechnik GmbH gefunden und stehen auch in aussichtsreichen Verhandlungen mit Interessenten für weitere Betriebe der Gruppe", teilte Insolvenzverwalter Miguel Grosser von der Kanzlei JAFFÉ Rechtsanwälte Insolvenzverwalter heute mit. Konkret will Bridgestone, der weltgrößte Reifenhersteller, alle 42 Standorte von REIFF Reifen und Autotechnik, die unter den Marken REIFF, Netto und ABS ihre Leistungen anbieten, sowie das Runderneuerungswerk in Reutlingen übernehmen. Damit werden auch die insgesamt 554 Arbeitsplätze in diesen Betrieben erhalten. Ein entsprechender Kaufvertrag wurde jetzt unterzeichnet, der Vollzug steht jedoch unter anderem noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Kartellbehörden.
"Die Investorensuche war in dem aktuell sehr schwierigen Marktumfeld und unter dem Eindruck der Corona-Krise eine Herausforderung. Es bedurfte eines außergewöhnlichen Einsatzes aller Beteiligten, um so in kürzester Zeit eine Fortführungslösung zu realisieren. Einen wesentlichen Beitrag dazu haben auch die Mitarbeiter vor Ort in den Filialen durch ihre kundenorientierte Arbeit unter schwierigsten Bedingungen geleistet. Wir sind deshalb sehr glücklich mit diesem Ergebnis und dem Erfolg für die Gläubiger und freuen uns, dass alle Arbeitsplätze erhalten bleiben", so Insolvenzverwalter Miguel Grosser.
Voraussetzung für den Vertragsabschluss war die Eröffnung des Insolvenzverfahrens über die REIFF Reifen und Autotechnik GmbH zum 01. Mai 2020, durch die die Verfügungsgewalt über das Vermögen der Gesellschaft endgültig auf den Insolvenzverwalter überging. Das Amtsgericht Frankfurt am Main eröffnete zum 01. Mai 2020 Insolvenzverfahren auch für andere operativ tätige Fintyre-Gesellschaften.
Für mehrere dieser Betriebe sind die Verhandlungen mit potenziellen Investoren über eine Fortführung auf der Zielgeraden. "Wir haben im Investorenprozess festgestellt, dass das Interesse potenzieller Investoren ausschließlich den Einzelhandels- oder Dienstleistungsbetrieben der Fintyre-Gruppe gilt. Für die Großhandelseinheiten gab es keine Angebote", so Grosser.
Für die Secura Reifenservice GmbH (Reifeneinzelhandel und Service, 60 Mitarbeiter, Neuhof), die Duro Reifenservice GmbH (Reifeneinzelhandel und Auto-Service, 17 Mitarbeiter, Neuhof), die TyreXpert Reifen + Autoservice GmbH (Reifenfach- und -einzelhandel, 107 Mitarbeiter, Hohenwestedt) sowie die Reifen24 GmbH (Online-Shop, 5 Mitarbeiter, Saalfeld/Saale) laufen ebenfalls noch Verhandlungen mit Interessenten für eine Übernahme.
Die deutschen Fintyre-Gesellschaften hatten Anfang Februar 2020 Insolvenzantrag wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung gestellt. Die Gruppe, die auf den Groß- und Einzelhandel mit Autozubehör und Reifen sowie das Anbieten von Serviceleistungen im Zusammenhang damit spezialisiert war, beschäftigte insgesamt über 1.300 Arbeitnehmer und erzielte einen Gruppenumsatz von rund 1 Mrd. Euro.
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Miguel Grosser ist Fachanwalt für Arbeitsrecht sowie Insolvenzrecht, seit 1999 in der Kanzlei JAFFÉ Rechtsanwälte Insolvenzverwalter und seit 2002 als Insolvenzverwalter tätig. Zu seinen bekanntesten Insolvenzverfahren zählt neben der weltweit tätigen DyStar Textilfarben GmbH die erfolgreiche übertragende Sanierung der Deutsche Touring GmbH, des traditionsreichsten Fernbusreiseunternehmen Deutschlands. Darüber hinaus wird er von den Amtsgerichten Frankfurt am Main, München und Köln in zahlreichen weiteren Insolvenzverfahren als Verwalter berufen. Rechtsanwalt Miguel Grosser leitet zudem die Niederlassung von JAFFÉ Rechtsanwälte Insolvenzverwalter in Frankfurt am Main.