Der Frauentreff war 1973 die erste Gruppe in Nürnberg, wo sich gehörlose Frauen treffen und, nicht nur über Frauenthemen, sondern auch über Kunst, Kultur und Religion, unterhalten konnten. "Vor 40 Jahren war die Welt noch anders. Wir in der Kirche wollten den Frauen, Männern und Kindern ein Gemeindeleben ermöglichen, wie es die Hörenden auch hatten", erinnert sich Irmgard Wolfmar, die erste Leiterin der Frauengruppe.
Aus diesem Frauentreff entwickelten sich im Laufe der Jahre weitere Gruppen, wie auch die heute vor 25 Jahren gegründete Bewegungsgruppe.
Warum dieses 40-jährige Jubiläum in einem so großen Rahmen gefeiert wurde, begründete Kirchenrätin Cornelia Wolf. "Die Zahl 40 spielt in der Bibel eine große Rolle: 40 Tage verbrachte Mose auf dem Berg Sinai, um das Gesetz zu empfangen. Und Jesus fastete 40 Tage in der Wüste. Die Zahl 40 steht für eine Zeit, in der sich das Leben durch die Begegnung mit Gott verändert".
Nach dem Sektempfang folgten die Ehrungen und ein abwechslungsreiches Programm mit Überraschungen und Rückblicken anhand von Fotos und Filmaufnahmen. Die Organisatoren haben ihre Gäste mit einem reichhaltigen Büfett verwöhnt und eine Nürnberger Konditorei spendete sogar eine überdimensionale Torte zur größten Freude der Gäste.
Unter den Gästen waren auch Vertreter aus Politik und Kirche. Karin Knorr vertrat den Bezirk Mittelfranken und baute in ihre Begrüßungsrede die Gebärde des internationalen Solidaritätsgrußes ILY (I love you) ein. Natürlich erntete sie damit großen Beifall bei den gehörlosen Gästen.
Der Ehrenpräsident des Bayerischen Landesverbandes der Gehörlosen Rudolf Gast war extra von weit her zur Feier angereist und bezeichnete sich als "Geburtshelfer", da er bereits vor vielen Jahren auf dem Landesfrauentag die Frauen zu einem stärkeren Engagement ermutigte. Hans-Wolfram Kleefeld vertrat den Bezirksverband der Gehörlosen.
Im Rahmen des Festakts wurden die Gründerinnen des Frauentreffs, Else Freund(hörend), Ruth Götz(gehörlos) und Irmtraud Wolfmar(hörend), sowie alle bisherigen Leiterinnen des Frauentreffs und der Bewegungsgruppe geehrt. Anschließend wurde mit einer Schweigeminute auch an die inzwischen verstorbenen Mitglieder gedacht.
Das Highlight des Nachmittags war das kurze selbstinszenierte Theaterstück mit fünf Darstellerinnen, die mit viel Temperament und Energie die Bedeutung des Frauentreffs der Gemeinde zum Ausdruck brachten.
Obwohl in den vergangenen Jahren sich vieles im Gemeindeleben geändert hat - neue Gebärden kamen in die Sprache, ein neuer Kirchenchor entstand, eine Männergruppe wurde gegründet und vieles mehr - hat die Power dieser Frauen kein wenig nachgelassen. Was für eine gute Voraussetzung für die Gesellschaft und die Kirche, denn "liebe Frauen, ihr seid auch Salz in der Gesellschaftssuppe und bleibt weiter Salz in unserer Welt", so die treffende Formulierung der Kirchenrätin Cornelia Wolf.
Als besondere Geste wurde zum Schluss die älteste Teilnehmerin des Frauentreffs, Frieda Stadelmann, geehrt, die in wenigen Monaten 100 Jahre alt wird.
Die gesamte Veranstaltung wurde von zwei Gebärdensprachdolmetscherinnen übersetzt. So konnten auch Besucher ohne Gebärdensprachkenntnisse das Programm verfolgen und Pressevertreter Interviews auch mit Gehörlosen führen.