Dass Protestformen immer rücksichtsloser werden, müsse enden. Das gelte für Straßenblockaden in Berlin genauso wie für das Abseilen von Autobahnbrücken, schwebende Protestler im Fußballstadium und die Gefährdung im Rahmen von Großereignissen wie kürzlich bei der Tour de France. „Man darf sich nicht wundern, wenn dann der Nachhaltigkeitsbewegung der Hass der normalen Bevölkerung entgegenschlägt und Protestierende generell als realitätsferne Krawallmacher abgestempelt werden“, meint Linsenmaier. Man müsse auch als Umwelt-Aktivist dialogfähig bleiben mit der breiten Masse der Bevölkerung.
„Wer nachhaltig denkt und sich für Umweltschutz einsetzt, darf auch Sachbeschädigungen nicht verharmlosen.“ Im Gegenteil, es gelte zu bewahren und zu schützen und mit gutem Beispiel voranzugehen, Schließlich würden die meisten Dinge, die zerstört würden, unter Einsatz von CO2, Rohstoffen und natürlichen Ressourcen neu produziert. Linsenmaier bescheinigt an dieser Stelle vielen Protestlern eine gewisse Unlogik und letztlich eine Art Gesellschaftsfeindlichkeit. „In den Unternehmen gibt es Tausende guter Beispiele, Nachhaltigkeit in der Praxis zu leben. Deswegen sind weder Unternehmen noch Event-Veranstalter oder öffentliche Akteure ‚der Feind‘“, so Linsenmaier. Es gelte, das Engagement eines jeden zu würdigen, zu respektieren und zunächst einmal einen guten Willen zu unterstellen: auch der Politik, den Unternehmen und den vermeintlich Andersdenkenden.
„Gewalt ist kein Aktivismus“, macht Linsenmaier deutlich. Das demokratisch legitime Beteiligungsinstrumentarium sei breit genug, es brauche keine Gewalt, keine Blockaden und keine weitere Eskalation in der Protestbewegung. Stattdessen brauche es mehr Sachlichkeit, mehr Dialog und eine Anerkennungskultur. „Nachhaltigkeit geht nur zusammen, wenn die Menschen, Organisationen und Institutionen, Unternehmen und Aktivisten zusammenarbeiten. Die Transformation wird für alle eine massive Herausforderung und schmerzliche Einschnitte mit sich bringen. Umso mehr muss man zusammenrücken“, so Linsenmaier abschließend.
Wer sich für die Ethik Society interessiert, findet weitere Informationen unter www.ethik-society.com.