Wir sind in unserer Kommunikation aggressiver geworden und zugleich empfindlicher. Bernhard Pörksen nennt das "Die große Gereiztheit", ein Kennzeichen unserer aufgewühlten Zeit. Um die große Gereiztheit zu überwinden, müssen wir "Die Kunst des Miteinander-Redens" wieder neu erlernen. Wir möchten Ihnen zwei Hörbücher vorstellen, die sich mit den Mechanismen der Desinformation und Auswegen aus der Polarisierungsfalle beschäftigen: "Die große Gereiztheit" (ET: 22. Mai 2020) und "Die Kunst des Miteinander-Redens" (ET: 21. Februar 2020).
Bernhard Pörksen analysiert in der Autorenlesung "Die große Gereiztheit" die Erregungsmuster des digitalen Zeitalters und beschreibt das große Geschäft mit der Desinformation. Er führt vor, wie sich unsere Idee von Wahrheit, die Dynamik von Enthüllungen und der Charakter von Debatten verändern. Der Einfluss etablierter Medien schwindet, heute ist jeder zum Sender geworden. In dieser Situation gehört der kluge Umgang mit Informationen zur Allgemeinbildung und sollte in der Schule gelehrt werden. Medienmündigkeit ist zur Existenzfrage der Demokratie geworden.
Zusammen mit Schulz von Thun fragt sich Pörksen: Wie können wir in den nervösen Zeiten der Bedrohung und der Polarisierung so miteinander umgehen, dass Verständigung gelingt, auch und gerade wenn Welten aufeinanderprallen? Daher trafen sich Kommunikationspsychologe und der Medienwissenschaftler zu Gesprächen in Hamburg. Heraus kamen 826 Seiten Transkripte, summiert über viele Gespräche, alle paar Monate, seit 2014. Das Ergebnis: " Die Kunst des Miteinander-Redens".
Mit vielen anschaulichen Beispielen wie Angela Merkels "Wir schaffen das", das Skandalmanagement von Tiger Woods, die Desinformationsstrategien Vladimir Putins, die Dissertation von Karl-Theodor zu Guttenberg oder die amerikanische Tabakindustrie, die seit den 1950er-Jahren mit großem Aufwand propagiert, man wisse gar nicht, ob Rauchen gesundheitsschädlich sei, werden Dialoge in Gesellschaft und Politik mithilfe des Kommunikations- und Wertequadrats untersucht. Gleichzeitig werden Wege für eine respektvolle Konfrontation und Kommunikation aufgezeigt.
Den Dialog zwischen Bernhard Pörksen und Friedemann Schulz von Thun sprechen Volker Hanisch (Part von Bernhard Pörksen) und Bernd Stephan (Part von Friedemann Schulz von Thun). Den beiden Schauspielern gelingt es, die Ideen des Medienwissenschaftlers und des Kommunikationspsychologen verständlich zu transportieren, sodass man dem zum Teil komplexen Gespräch gut folgen kann: Hörprobe.