Wer glaubt an den Wechsel? Vielleicht von schwarz-gelb zu schwarz-rot, denn eine Abwahl-Stimmung gibt es im Lande nicht. Ist die breite Mehrheit doch zufrieden mit der Krisen-Bewältigung. Unser Land ist stark, steht wirtschaftlich gut da. Die Regierung feiert dies als ihren Erfolg, den ihr die Oppositionsparteien einfach nur vermiesen wollen. Trotz der wirtschaftlichen Erfolge und des wachsenden Reichtums schaffen wir es nicht, die Abgehängten und Verarmten wieder am Wachstum zu beteiligen. Alle reden von den Chancen auf bessere Bildung und wollen die Familien stärken. Aber wenn den Familien die Einnahmen fehlen, wie sollen sie dann für ihre Kinder und die eigene Alterssicherung sorgen. Wir brauchen faire Löhne und gute Arbeit, wir brauchen soziale Transferleistungen, für die sich niemand schämen muss. Wir fordern daher gesetzliche Mindestlöhne und ein Grundeinkommen, damit Leben gut gelingen kann.
Erinnern wir uns noch an 2005! Merkel schlägt Schröder, aber ihr Traummann Westerwelle geht leer aus. Müntefering rettet die Sozialdemokraten in eine große Koalition. Das war die Veränderung der politischen Landschaft, mehr soziale Gerechtigkeit blieb aus. Geblieben sind Rente ab 67 und die Mehrwertsteuer-Erhöhung.
Erinnern wir uns noch an 2009! Merkel wehrt Steinmeier ab, ihre Traumhochzeit findet statt, aber sie muss sich auf wechselnde Partner einstellen: Westerwelle, Rösler und jetzt Brüderle! Die Wunschkoalition ist stark und überlebt alle Streitereien und Skandale, selbst die Euro-Krise rund um Griechenland, für die zig Milliarden abzuschreiben sind. Pflegereform scheitert und Renten-Dialog bleibt ergebnislos. Altersarmut droht vielen (Frauen) weiterhin. Geblieben sind die Senkung der Mehrwertsteuer für Hotel-Betriebe und volle Sozialkassen, weil die Wirtschaft immer noch boomt.
Was erwartet uns am 23. September! Ein Wechsel. Eine Mehrheit wünscht sich eine schwarz-rote Koalition, damit auf die Baustellen der sozialen Gerechtigkeit nach vier Jahren Stillstand wieder Bewegung kommt. Die schwarz-gelben Koalitionäre würden gerne weiter machen, aber womit? Baustopp bei der Renten-Zukunft und den fairen Löhnen. Den schwarz-grünen Hoffnungsträgern läuft die Zeit davon, sie hatten ihren Höhepunkt vor einem Jahr, als es noch keinen Kanzlerkandidaten gab. Ampel oder Jamaika sind wohl derzeit keine Optionen, und für Rot-Rot-Grüne noch weniger Chancen. Das Land denkt wohl eher links und wünscht sich mehr soziale Gerechtigkeit. Eine klare Herausforderung an christlich-soziale Kräfte in der Union für einen Farb-Wechsel. Dann bleibt uns die Erinnerung an die Wahl 2013 - Einführung eines Mindestlohns, Bündnis für gute Pflege und Start für die Sockel-Rente.
Wer noch einen Traum von einem sozial gerechten Deutschland in einem friedlichen Europa hat, sollte am 22. September einen wachen Augenblick haben und wählen gehen!
Georg Hupfauer
KAB-Bundesvorsitzender