In dieses steigt er als bauernschlauer Brighella* ein und erntet statt eines "Scheißesturms" einen aus Beifall. Mit einer Renaissance-Maske einkaufen zu gehen bzw. Straßenbahn zu fahren und dabei die Zunge wie Tretter vom Zaume zu lassen, würde wohl fast allen im Publikum gefallen.
Doch aus der Zeit der Pest fliegen wir ruckzuck in die Jahre von und mit Corona. Wie hätte beispielsweise Helmut Schmidt auf diese Plage reagiert - oder weitergesponnen Erich Honecker? Was sagt das Erstarken moralischer Läuterungsbewegungen (denken wir an die Spatzen aus "Game of Throns") über den Zustand einer Gesellschaft aus? Mathias Tretter stößt interessante Gedankenspiele an und gerät auf offener Bühne in einen Disput mit seinem Freund Ansgar.
Der, um die 50 und Uni-Philosoph mit Sechzehntelstelle, wurde auf einer Dating-Plattform für Akademiker von einer jungen chinesischen Pianistin gefunden, ach was - auserwählt! Kabarettist Tretter hält eine Rede als Trauzeuge, aber auch der Bräutigam kommt zu Wort. Es geht um Mao und Nietzsche, um Essen mit Geschichte und Kellner in der Szenegastronomie - alles hat mit allem zu tun. Das ist ja die Kunst!
Abschließend stellt sich die Frage: Ist Tretter nun ein Sittenstrolch? Wenn man das als Kompliment nehmen darf, ja!
* Wikipedia: "Brighella (abgeleitet vom italienischen Wort briga für „Mühe, Streit“) ist eine Figur aus der italienischen Commedia dell’arte und gehört mit Arlecchino zu den Zanni, den Dienerfiguren. Gemeinsam mit diesem treibt er die Intrige voran, wobei Brighella als der geschicktere der Diener dargestellt wird."