Der 1934 in Österreich geborene Julius Wess studierte an der Universität Wien und hat 1957 dort promoviert. Seine wissenschaftliche Laufbahn hat ihn dann ans CERN (dem Europäischen Zentrum für Elementarteilchenphysik) und verschiedene US-amerikanische Universitäten geführt; 1966 wurde er vom Courant Institute der New York University zum Associate Professor ernannt. Diese Position hatte er inne, bis er zum 1.6.1968 einem Ruf an die Universität Karlsruhe gefolgt war.
Julius Wess gilt zusammen mit Bruno Zumino als Vater der Supersymmetrie.
Die beiden haben dieses revolutionäre theoretische Konzept 1973 gemeinsam an der Universität Karlsruhe entwickelt. Erst später wurde die Tragweite dieser bahnbrechenden Theorie entdeckt: Sie erlaubt nicht nur eine Vereinheitlichung aller Kräfte in der Natur in einer sogenannten Grand Unified Theory (GUT), sondern gibt auch eine verblüffend einfache Erklärung für die sogenannte Dunkle Materie, die einen großen Teil der Energie unseres Universums ausmacht. Zusätzlich gibt es in supersymmetrischen Theorien Ansatzpunkte zur Lösung weiterer grundlegender Rätsel der Physik. Dazu gehören z.B. die Fragen, warum es im Universum überhaupt Materie gibt und warum die Materie Masse hat. Die Bedeutung der Supersymmetrie lässt sich daran ablesen, dass es eine Serie jährlich stattfindender internationaler Konferenzen zu diesem Thema gibt. Die Supersymmetry 2007 fand im Juli dieses Jahres in Karlsruhe statt, mit über 500 Wissenschaftlern aus aller Welt. Julius Wess hatte zwei Konferenzvorträge zur Geschichte der Supersymmetrie gehalten. Ob Wess und Zumino mit ihrer Theorie richtig liegen, wird in den nächsten Jahren der Large Hadron Collider am CERN zeigen. Mit der Fachwelt bedauern wir, dass Julius Wess diesen möglichen Triumph seiner Theorie nicht mehr erleben wird.