Auf der Agenda der zweitägigen Veranstaltung der Karlsruher Messe- und Kongress-GmbH (KMK), für deren Besuch 16 Fortbildungspunkte vergeben werden, stehen unter anderem Themen wie "Häufige Infekte – wann kommt ein Immundefekt in Betracht?", "Otitis, Tonsillitis, Bronchitis, Pneumonie – wann und welches Antibiotikum?" oder "Chronisches Asthma: Wann zu diagnostizieren, wie zu behandeln?"
Wie immer wenden sich die Ärzte-Seminare Karlsruhe, bei denen in diesem Jahr noch Kurse in Gastroenterologie, Nephrologie und Neurologie auf dem Programm stehen, primär an niedergelassene Ärzte, die für ihre tägliche Arbeit ein klinisch orientiertes Update wünschen. Deshalb werden Fallbeispiele – die Schilderung von Problemfällen durch die Teilnehmer ist ausdrücklich erwünscht - gemeinsam ausführlich diskutiert. Die Seminarteilnehmer erhalten so konkrete Hinweise und Hilfestellung für die praktisch-klinische Arbeit. Ein Thema, mit dem Ärzte immer häufiger konfrontiert werden, ist Asthma bronchiale. Längst ist Bronchialasthma die häufigste chronische Krankheit im Kindesund Jugendalter. Etwa zehn Prozent aller Kinder unter 15 Jahren leiden in der Bundesrepublik an chronischem Asthma, wobei neben Virusinfektionen auch Allergien Hustenanfälle und Atemnot verursachen.
Die wichtigsten Allergene (Allergie auslösende Stoffe) dürften dabei Pollen, Tierhaare, Hausstaubmilben, Chemikalien in Möbeln, Teppichen etc. sowie Nahrungsmittel sein. Die Belastung der Außenluft mit Schadstoffen spielt hingegen - im Gegensatz zur landläufigen Meinung - als Auslöser von allergischem Asthma eine eher untergeordnete Rolle. Professor Dr. Joachim Kühr, Direktor der Karlsruher Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und Leiter des Intensivkurses Pädiatrie: "Die Luft ist in den zurückliegenden Jahrzehnten ja eher besser als schlechter geworden. In fast jeder deutschen Stadt können Sie mit Ihrem Kind heute völlig unbesorgt spazieren gehen."
Unklar ist – auch vor diesem Hintergrund – woher der stete Anstieg an Allergien und Asthma-Erkrankungen rührt. Professor Kühr sieht eine mögliche Ursache in der Zusammensetzung unserer heutigen Lebensmittel mit ihrer Vielzahl an künstlichen Aromen, synthetischen Stoffen, Geschmacksverstärkern und Konservierungsstoffen.
Auch chemisch behandeltes Spielzeug und Textilien, wie sie unlängst aus China "herüberschwappten", stehen für Kühr auf der Liste der "Verdächtigen".
Eine unbestritten große Rolle spielt bei Asthma die Vererbung: Ist ein Elternteil Asthmatiker, wird das Kind mit einer Wahrscheinlichkeit von circa 40 Prozent ebenfalls Asthma entwickeln, sind beide Eltern krank, steigt die Wahrscheinlichkeit auf 60 bis 80 Prozent. Gerade - aber nicht nur - in solchen Fällen gilt es, einer Allergie-Entwicklung konsequent vorzubeugen: Das bedeutet unter anderem ausschließliches Stillen in den ersten sechs Monaten, kein Zufüttern von als allergieauslösend bekannten Lebensmitteln wie Vollmilch, Nüsse oder Eier im ersten Lebensjahr, absolutes Rauchverbot, sowie eine möglichst allergiearme Wohnung – zum Beispiel Parkett statt Teppichboden.
Allerdings macht es nach Ansicht der Ärzte keinen Sinn, asthmagefährdete oder - kranke Kinder "in Watte zu packen". Völlig kontraproduktiv ist es zum Beispiel, Kinder, die an Atemnot leiden, vom Schulsport zu befreien. Derzeit ist das bei jedem dritten Asthmakind der Fall. Die Experten sind sich einig: Viel zu viele.
Außerdem gibt es zunehmend Hinweise darauf, dass Kinder, die im frühen Lebensalter häufiger ihr Immunsystem durch Virusinfektionen "trainiert" haben, später seltener an Asthma und allergischen Krankheiten leiden. Die so genannte "Hygiene-Hypothese" besagt, dass eine keimfreie Umgebung im frühen Kindesalter allergiefördernd wirkt, die Entstehung von Asthma also eher fördert als verhindert.
Deshalb forscht man derzeit an einem vorbeugenden Schutz vor Asthma durch eine so genannte Anti-Allergen-Impfung mittels abgeschwächter Viren, die keine Erkrankung auslösen, aber das Immunsystem des Kindes stärken. Auch dazu wird man bei den Ärzte-Seminaren Karlsruhe Genaueres erfahren.