Schon am Eröffnungstag zeichnete sich der Erfolg der zehnten art KARLSRUHE ab. Bereits in den ersten Messestunden häuften sich die Verkaufsmeldungen: Werke von Josef Albers (für je 9.500 Euro) bei der Düsseldorfer Galerie Ludorff fanden genauso schnell einen stolzen neuen Besitzer wie Fritz Winters „Komposition, WK 751“ (120.000 Euro) am Stand des Fritz-Winter-Hauses, Ahlen, oder Harald Metzkes „Menschensimulation“ (15.000 Euro) bei der Berliner Galerie LEO.COPPI. Auch die Londoner Gilden‘s Arts Gallery verbuchte bei der Preview überaus erfreuliche Verkäufe. Das teuerste Werk am Stand, ein erst kürzlich entdecktes Pastell des Impressionisten Camille Pissarro, wurde an einen deutschen Sammler abgegeben. Rote Punkte binnen kurzer Zeit auch bei Bildern von Max Pechstein, Max Beckmann und dem ungarischen Avantgardisten Hugo Scheiber. André Derain war bei der Londoner Galerie rasch vollständig ausverkauft. Galeriemitarbeiterin Petra Kaffeesieder: „Unsere Auswahl hat sich bestätigt. Es gab reges Interesse an Werken im Hochpreisniveau und dieses hat sich in zahlreichen Verkäufen niedergeschlagen.“ Renate Krümmer von Krümmer fine art aus Hamburg stimmte in das Loblied ihrer Kollegin ein: „Schon der Eröffnungstag lief spitze. Sieben Werke für eine Galerie unserer Preiskategorie, das ist ein Wort.“ Die Hamburger Galeristin veräußerte unter anderem „Die Hausdame“ von Gabriele Münter (68.000 Euro) und einen Frauenkopf von Sigmar Polke (100.000 Euro).
Derweil erntete die Karlsruher Galerie Rottloff viel Lob für ihre Messekoje mit Hans Peter Reuter und Hildegard Fuhrer. 16.000 Euro erzielte ein Bild von Fuhrer, und Reuters großformatiges Werk „Flirr Mondrian 3/6/1“ (2003) wechselte für 24.000 Euro seinen Eigentümer. „Auch fünf kleinere Aquarelle aus der Flirr-Serie waren schnell so gut wie ausverkauft“, berichtet die Galeristin Helgard Müller-Jensen. Weitere Erfolgsmeldungen bei Johann Döbele: Max Ackermanns „Frauen mit Kind“ (1913) und „Vertikale Akzente“ (1959) vermittelte der Dresdner Galerist jeweils an ein deutsches Museum, sechs weitere Werke des Meisters der abstrakten Kunst sicherten sich Privatsammler.
Ein echter Anziehungspunkt der Messe war Giacomo Manzùs monumentale, dreieinhalb Meter hohe Bronze „Grande Cardinale in Piedi“ am Skulpturenplatz der Zürcher Galerie Vertes Modern. „Baden-Württemberg ist die kaufkräftigste Region in Deutschland, und das merkt man“, urteilt Bennet Vertes, der unter anderem eine Markus-Lüpertz-Skulptur für 58.000 Euro und ein Werk aus Andy Warhols "Toy Series" für 185.000 Euro verkaufte. Hervorragende Resonanz auch bei Carsta Zellermayer: „Das große Highlight in diesem Jahr war Petra Petitpierre“, verrät die Berliner Galeristin. Insgesamt über 60.000 Euro Umsatz brachten deren Bilder, die an Sammler aus der Schweiz, Frankreich und Deutschland gingen. Doch nicht nur die Sammler sind international. Aus 13 verschiedenen Ländern kamen auch die Aussteller: darunter Bamberger aus Straßburg, Goethe aus Bozen oder Taguchi aus Tokio.
„Ich habe zwei große Werke verkauft und auch mehrere kleine Arbeiten und bin sehr glücklich darüber“, berichtet die Künstlerin Lore Bert, die gerade ihr Biennale-Projekt „Lore Bert und die Platonischen Körper“ vorbereitet. Die Bildobjekte aus handgeschöpftem Japanpapier und 23-karätigem Blattgold am Stand von Dorothea van der Koelen, Mainz/Venedig, brachten jeweils 60.000 Euro (die Galeristin schwärmte zudem von der internationalen Besucher-Resonanz). Ebenfalls eine Biennale-Teilnehmerin mit beachtlichem Erfolg auf der art KARLSRUHE: Monika Thiele. Rund 36.000 Euro konnte die Galerie Supper, Baden-Baden, insgesamt für die vier feingearbeiteten Stickbilder erzielen.
Doch nicht nur Verkaufszahlen zählen auf der art KARLSRUHE. Werner Lauth, Ludwigshafen, Aussteller der ersten Stunde, nennt andere Argumente, die ebenso relevant sind: „Die art KARLSRUHE ist eine finanziell wichtige Messe für uns, aber sie ist auch eine sehr kommunikative Messe. Hier findet ein reger Austausch zwischen Kollegen, Künstlern und den Kunstliebhabern statt.“ Das bestätigt Erstaussteller René Bruijstens von Bruijstens Modern Art aus Amsterdam, der in Karlsruhe für seine Künstler Ausstellungen in Straßburg und Berlin vermitteln konnte. Dass die Messe auch Plattform für Kontakte ist, kam Dieter F. Lange, Wasserwerk.Galerie Lange, Siegburg, gleich doppelt zugute. „Ein renommierter Galerist aus Zürich will unbedingt eine Ausstellung mit Josef Wittlich machen“, erzählt der Galerist, der über 400 Werke aus dem Nachlass des Outsider-Künstlers besitzt. „Und es sind zehn neue Werke von Wittlich aufgetaucht, die wir in unser gerade entstehendes Gesamtverzeichnis aufnehmen können“, ergänzt er. Auch hier spürt man jene Leidenschaft für die Kunst, die das Motto der zehnten art KARLSRUHE ist. Dass die Messe nicht zuletzt als Ort des Branchengesprächs wahrgenommen wird, dafür sorgt alljährlich das ARTIMA art meeting, moderiert von Hans-Joachim Müller. Nachdem es im ersten Teil der zweitägigen Veranstaltung um einen Messerückblick ging, diskutierten am Freitag die Sammlerin Marita Ruiter, der Künstler HA Schult und der Kunstmarkt-Journalist Stefan Koldehoff streckenweise hitzig über das Pro und Contra von Märkten und Messen. In dem Gespräch ging es um die Bedeutung der Preise, die Messe als Bühne für Kunstvermittlung und um die Möglichkeit, sich auf diesen Marktplätzen geballt über Kunst zu informieren.
Über den mit 15.000 Euro dotierten art KARLSRUHE-Preis freuten sich am Freitag der Stuttgarter Künstler Claude Wall und sein Mannheimer Galerist Angelo Falzone. „Nach 23 Jahren Galerietätigkeit und 18 Jahren der Zusammenarbeit mit Claude Wall haben wir das verdient“, kommentiert Angelo Falzone selbstbewusst die Entscheidung der vierköpfigen Jury, die aus 200 One-Artist-Shows ihren Favoriten wählen musste. Überzeugt hat Claude Walls oft augenzwinkernde Auseinandersetzung mit seiner Rolle als Künstler und der Vermarktung von Kunst. Auch die Galerie Judith Andreae hatte mit ihrer One-Artist-Show von Sabrina Haunsperg auf die Auszeichnung gehofft. Die Bonner Galerie nimmt zum ersten Mal an der Messe in Karlsruhe teil und ist begeistert vom hier praktizierten Service. „Die Willkommenskultur ist keine Floskel, es verhält sich wirklich so“, berichtet Arta Valstar-Verhoff, die damit vielen Kollegen aus der Seele spricht. „Dass die Messe so sympathisch ist, liegt am Charakter der Veranstalter genauso wie an der Mentalität des Publikums“, weiß Eva Poll, Galeristin aus Berlin. Gute Verkäufe, ein begeistertes Publikum und überwiegend zufriedene Galeristen, soviel Anerkennung könnte einem durchaus zu Kopf steigen. Aber Ewald Karl Schrade bleibt realistisch: „Nein, keine Sorge, der Erfolg dieser zehnten art KARLSRUHE wird uns nicht übermütig machen. Wir arbeiten – wie bisher – weiter an der Verbesserung der Messe und freuen uns jetzt schon auf 2014.“
Die elfte art KARLSRUHE findet vom 13. März bis 16. März 2014 statt.