Auch wenn in Karlsruhe traditionsgemäß viele der Besucher einfach zum Schauen kommen und mit Freude die in den Messehallen präsentierten Kunstwerke genießen, stimmte der Umsatz bei vielen Ausstellern. Die Berliner Galerie Marcus Deschler vermittelte ein 2,50 auf 4,60 Meter großes Gemälde von Rainer Fetting für stattliche 106 000 Euro. Noch aus dem Taxi heraus, auf dem Weg zur Messe, konnten Henze & Ketterer, Wichtrach/Bern, zwei Arbeiten veräußern.
Und weiter ging's vor Ort. Bereits Donnerstag, mittags, berichtete Wolfgang Henze von sechsstelligen Umsätzen.
Regelrecht ansteckend die optimistische Einstellung von Bert Schlichtenmaier: "Wir haben keine Angst vor der Krise", betont der Stuttgarter Galerist. "Im Gegenteil, es sieht so aus, als gehen wir gestärkt heraus." An seinem Stand war ebenfalls großes Interesse zu verspüren. So verkaufte er zwei "Raumknoten" von Otto Herbert Hajek für 60 000 und 20 000 Euro. Werke von Karl Otto Götz fanden neue Eigentümer ebenso wie ein Pastell von Adolf Hölzel. Darüber hinaus wechselten eine Plastik von Wilhelm Loth, Arbeiten von HAP Grieshaber und eine Serigrafie von Willi Baumeister ihre Besitzer.
"Das hätten wir nie gedacht. Hier herrscht eine super Stimmung", freut sich der Händler. Das Publikum sei begeisterungsfähig, darunter auch hochkarätige Museumsleute. "Wer solide Qualität bietet, macht hier sehr gute Geschäfte", bringt Schlichtenmaier die hervorragende Lage auf den Punkt.
Solch positive Ergebnisse resultieren sowohl aus der ausgezeichneten Beratungsleistung der Galeristen als auch aus den Karlsruher Bedingungen. Durchweg begeistert sind die Händler vom Messe- Service. "Das gibt es nirgendwo. Hier werden keine unterschwelligen Vorschriften gemacht, und ich kann zeigen, was ich will", lobt Georg Nothelfer aus Berlin. Übrigens macht sich bereits jetzt die Initiative des Landesverbands Berliner Galerien bezahlt, die unter dem Titel ART FROM BERLIN in der dm-arena 15 Kunsthändlern die Möglichkeit verschafft, sich in Südwestdeutschland eine neue Klientel zu erschließen. Ausgewählt von einer Fachjury, präsentieren sie junge, frische Kunst - gefördert vom Berliner Senat. Auch hier bereits an einer ganzen Reihe von Arbeiten rote Punkte. Unter anderem bei SAKAMOTOcontemporary aus der Kreuzberger Oranienstraße, die Constantino Ciervo in einer One-Artist-Show vorstellen. "Vicious Circle", eine Videoarbeit in einer 3er-Auflage von 2008, fand gleich zwei Käufer. 20 000 Euro brachte das 5-Kanal-Video-Objekt "Contigous".
Zahlreiche Zuhörer applaudierten sowohl den Gästen als auch Karlheinz Schmid, dem Moderator des neu strukturierten ARTIMA art meeting. Am Donnerstag diskutierten sie über die Beziehung zwischen Kunst und Markt. In der Kunst mache es keinen Sinn, das Wort Krise so zu gebrauchen wie im Wirtschaftsteil, behauptete Hans- Joachim Müller. Auf die Frage, ob eine dezidierte Ausrichtung der Messe, beispielsweise auf Gegenwartskunst, von Vorteil sei, gab der Freiburger Kritiker seiner Überzeugung Ausdruck, dass ein gemischtes Programm - wie in Karlsruhe - wesentlich mehr Erfolg verspreche.
Allerdings seien Prognosen schwer abzugeben. "Es ist aber noch sehr viel privates Geld vorhanden. Die Sammelleidenschaft wird wohl nicht so schnell storniert", so Müller weiter. Mit dem Ausnahmekünstler Gregor Schneider sprach Schmid über die Haltung des Künstlers zum Markt. Hierbei erteilte Schneider allerdings den Kuratoren einen derben Rüffel: "Was ich erschreckend finde, ist, wenn Ausstellungsmacher von Projekten abrücken, weil sie diese nicht für kommunizierbar halten". Ferner berichtete Michael Schultz von asiatischen Märkten, in denen andere Gesetze walteten als in Europa oder Amerika. Der Berliner Architekt Arthur de Ganay, der in der Halle 1 eine Sonderschau mit Werken konzeptueller Fotografie präsentiert, beschrieb seine Vorlieben, und Heinz Holtmann, der heuer sein dreißigjähriges Galerie-Jubiläum feiert, wies auf das enorme Image hin, das Kunsthändler besitzen. Von einer unmittelbar drohenden Misere auf dem Kunstmarkt wollte auch der Kölner Galerist nichts wissen: "Meine Sammler kaufen mit dem Herzen". Schließlich erwerbe man ein Stück Geist des Künstlers. Ewald Karl Schrade, Messe- Kurator und selbst Galerist, erklärte die art KARLSRUHE kurzerhand zu einem "rauschenden Fest": "Krise? Wir kennen sie nicht! Unsere Besucher, allesamt Kunstfreunde, 'investieren' nicht, sie erwerben, wollen besitzen."
Dass sich die Teilhabe an des Künstlers Geist lohnt, bewiesen nicht zuletzt die Laudatio und die Reden, die anlässlich der Verleihung des zweiten Hans-Platschek-Preises für Kunst und Schrift an den 1936 geborenen Hamburger Maler Friedrich Einhoff gehalten wurden.
Eloquent dankte der Preisträger für die Würdigung und gab ein Beispiel, wie Wort und Bild eines schöpferischen Menschen Zuschauer und Zuhörer in den Bann ziehen.
art KARLSRUHE: Do - Sa 12 - 20 Uhr, So 11 - 19 Uhr
Weitere Informationen und Bilder unter www.art-karlsruhe.de