Prächtige Stimmung und Verkäufe am laufenden Band
"Mehr als vorbildlich" - so charakterisiert die Frankfurter Galeristin Barbara von Stechow, von Anfang an dabei, die art KARLSRUHE. Dass sich ein solches Lob in den Umsatzzahlen spiegelt, bewiesen die beiden ersten Messetage. Wohin man hört, die Stimmung ist prächtig. Wieder einmal ist das Konzept von Kurator Ewald Karl Schrade aufgegangen. Die Galerie Schlichtenmaier (Stuttgart, Grafenau) vermeldete guten Zugriff auf ihr Portfolio vom oberen bis unteren Preissegment. "Bewegte Formen" von Willi Baumeister wurde für 190 000 Euro veräußert. Werkankäufe von Julius Bissier (24 000 Euro), Adolf Hölzel (28 000 Euro), Oskar Schlemmer (12 000 Euro) oder ein "Paar" von HAP Grieshaber (8200 Euro) sowie fünf Reservierungen erfreuen die schwäbischen Kunsthändler. Sie bestätigen auch, dass das Interesse an der Klassischen Moderne ungebrochen ist. Zudem gab's Besuch von Kunden aus dem Norden. Ein Beleg dafür, dass die fünfte art KARLSRUHE nicht nur für den Süden ein spannender Handelsplatz ist. Dies bestätigen die Newcomer von der Galerie Ferenbalm-Gurbrü Station, Karlsruhe. In Windeseile mussten sie ihren Stand umbauen, da die Geschäfte prima liefen. Sie verkauften beispielsweise ein opulentes Großformat von Donna Stolz (Seattle) an die Sammlung Würth.
Zufriedene Aussteller in Karlsruhe
"Die Idee der Messe ist goldrichtig", urteilt Wolfgang Henze von Henze & Ketterer (Wichtrach/Bern, Riehen/Basel). Der Kunsthändler, der zwei größere Hans Hartungs veräußerte, spricht Klartext: "London, Paris, New York? Alles kalter Kaffee - hier ist Eldorado!" Die Berliner Galeristin Carsta Zellermayer, erstmalig auf der Messe vertreten, war sehr überrascht über das Klima und die Kauflust der Kunden. Ihr Verkauf läuft stetig - wer hier vorbeischaut, sieht in allseits zufriedene Gesichter. Schnell waren zwei Leinwände von Bernard Schultze im fünfstelligen Bereich an den Sammler gebracht; reges Interesse besteht zudem an der Grafik. Die derzeit hoch im Kurs stehende Cornelia Schleime, angeboten bei Michael Schultz ("Es ist wie in Köln zu den besten Zeiten."), wird sicher erfreut zur Kenntnis nehmen, dass der Berliner zwei ihrer Großformate (30 000 und 33 000 Euro) vermitteln konnte. Vollgas auch im Bereich Skulptur: 52 000 Euro für eine große Corten-Plastik von Herbert Mehler erzielte die Berliner Tammen Galerie. Und schaut man bei den Editeuren in der dm-arena vorbei, formt sich ein ähnliches Bild.
Hans Platschek-Preis für F. W. Bernstein
Stichwort dm-arena: Auf der art KARLSRUHE wurde gestern zum ersten Mal der Hans Platschek-Preis für Kunst und Schrift an den großartigen Zeichner und Wort-Akrobaten F. W. Bernstein vergeben. Die Laudatio hielt der Juror Manfred Eichel, Kulturjournalist und langjähriger Moderator der ZDF-Sendung "aspekte". Bernstein alias Fritz Weigle, Mitbegründer der "Neuen Frankfurter Schule", zeichnet begnadet, illustriert virtuos die Schwächen des Individuums und vor allem der Gesellschaft. Sein heilsamer Spott sei "nie denunziatorisch oder böse, sondern immer befreiend", heißt es in der Begründung der Jury. Das bestätigte der Künstler in seinen Dankesworten: "Satire und Spott sind Medikamente gegen den Aberglauben".
art meeting zum Thema Kunstakademie
Gleich im Anschluss gaben drei Spezialisten auf dem Gebiet der Kunstakademien Einblick in die so wichtigen Ausbildungsinstitute für künstlerischen Nachwuchs. Moderiert von der Kunstjournalistin Dorothee Baer-Bogenschütz, stellten Prof. Anke Doberauer (Künstlerin und Lehrerin an der Akademie der Bildenden Künste, München), Prof. Dr. Daniel Birnbaum (Rektor der Städelschule Frankfurt am Main) und Prof. Dr. Wolfgang Ullrich (Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe) unisono fest: Eine Verschulung der Akademien, wie sie die EU-Verordnung des so genannten "Bologna-Prozesses" erfordere, bedrohe die Entwicklungsmöglichkeiten künstlerischer Freiheit.
Allerdings gab's auch kritische Bemerkungen zum Missbrauch dieser Freiheit. So vertrat Wolfgang Ullrich die These, die Werkstätten würden zu wenig genutzt, die Lehrer müssten ihre Eleven besser auf die kommenden Kontakte zum Markt und zu den Ausstellungsmachern vorbereiten. Birnbaum beklagte die zusehends um sich greifende Nivellierung der Kunst im Weltgeschehen. Damit stünde Vielfalt auf der Verlustliste, und die spezifischen Eigenheiten von Regionen gingen zugrunde. Anke Doberauer legte den Finger in eine Wunde, die durch leere öffentliche Kassen geschlagen worden sei. Stichwort Sponsoring. Zwar müsse man privates Engagement loben, aber die Erwartung an Studierende und Akademien, hierfür Gegenleistungen zu erbringen, sei verfehlt. Zudem forderte sie die öffentliche Hand zur Sicherstellung ausreichender Mittel auf. Weiterhin wurde kontrovers über das Meisterklassensystem und den Arbeitsmarkt für den Nachwuchs diskutiert. Anke Doberauer brachte es auf den Punkt: "Selbst wenn nicht jeder, der die Akademie verlässt, von seiner Kunst leben kann - im besten Falle geht er gefestigter und erfahrungsreicher ins Leben."
Übrigens: Die Messe erwartet Sie noch bis zum 2. März.
art KARLSRUHE: Do - Sa 12 - 20 Uhr, So 11 - 19 Uhr Weitere Informationen und Bilder unter www.art-karlsruhe.de