- 230 Gäste beim Bewegtbildkongress und bei der MediaNight
- Veränderungen des Nutzerverhaltens und Medienkonvergenz als Herausforderungen für Medien- und Kommunikations-verantwortliche
- Refinanzierung von Content und Verbreitungskosten - zentrales Thema der Podiumsdiskussion
- Markus Kavka nimmt Innovationspreis entgegen
- Campus | Media | Award geht nach Karlsruhe
Zum dritten Medienkongress TV Komm. und zur MediaNight kamen insgesamt 230 Vertreterinnen und Vertreter aus der Medienbranche und Wirtschaft nach Karlsruhe. Sie informierten sich über die aktuellen Bewegtbild-Entwicklungen und die Herausforderungen, die das veränderte Nutzerverhalten und die Konvergenz der Medien an sie stellen. "Aus ganz Deutschland sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der TV Komm. angereist, um sich mit diesem innovativen Kommunikationsthema auseinanderzusetzen. Ich freue mich, dass mit der MediaNight, dem Bewegtbildkongress und dem Radio Regenbogen Award Karlsruhe ein Treffpunkt der Medienszene war", erklärt Britta Wirtz, Sprecherin der Geschäftsführung der Karlsruher Messe- und Kongress- GmbH. Die Schirmherrschaft der TV Komm. 2010 hatte Medienminister Helmut Rau MdL, Minister im Staatsministerium, inne.
Das Wohnzimmer der Zukunft und das Präsentationsforum auf der TV Komm. nutzten Unternehmen wie BBC World News, NDS, Kabel BW, phabvision und YouToube, um innovative Technologien für das Wohnzimmer von morgen vorzustellen und ihre Angebote zu präsentieren.
In der von kress-Chefredakteur Eckhard Müller moderierten Eröffnungsdiskussion stand vor allem die Refinanzierung von Content und Verbreitungskosten im Mittelpunkt. Eine eher zurückhaltende Einschätzung gegenüber neuen Erlösquellen hat Stephan Bourauel. Der Geschäftsführer des Verbandes Südwestdeutscher Zeitungsverleger (VSZV) verwies auf die Umsätze von Google und der Verlage im Netz: Während der Internet-Gigant 60 Prozent der Werbeerlöse einstreiche, liegen die Umsätze der Verlage im Web erst bei 4,5 Prozent: "Da ist sicher noch Luft nach oben". Bewegtbild sieht er momentan als Zusatzservice. Gerade die immer noch hohen Streamingaufwendungen seien hohe Kostenfaktoren.
Harald Rösch, Vorsitzender der Geschäftsführung des baden-württembergische Kabelanbieters Kabel BW, sieht darum das Kabel als Breitbandanbieter im Vorteil. "Das Internet würde kollabieren, wenn die TV-Verbreitung nur noch über Streaming erfolgen würde". Das ist auch die Erfahrung von Thomas Langheinrich, Präsident der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK): "Die riesigen Vorteile von Broadcast sind momentan durch einen reinen Internet-Übergang nicht wett zu machen". Er sieht die Zukunft aus einer Kombination von klassischer Broadcasttechnologie und Internet-Streaming. Matthias Greve, CEO des Hybrid- Receiver Anbieters Videoweb, setzt auf den Ausbau der breitbandigen Versorgung bei zurückgehenden Verbreitungskosten: "Der Einstieg ins Bewegtbild muss jetzt kommen, sonst sind die Märkte besetzt", warnt Greve.
Für den Satellitenanbieter Astra ist das hochauflösende Fernsehen HDTV der Wachstumstreiber. Für Geschäftsführer Wolfgang Elsäßer wird zudem die Möglichkeit der Adressierung der Kunden für die Sender essentiell werden. "Das schafft die Basis für neue Geschäftsmodelle". Astra werde sich in Zukunft weiterhin auf seine Kernkompetenz konzentrieren, digitales Fernsehen in die Haushalte zu bringen. "Die Interaktivität wird durch die Anbindung an das Internet gewährleistet".
Die neue hybride Technik, durch die es möglich ist, Internet und klassische Broadcast-Angebote gleichberechtigt auf den Fernsehbildschirm zu bringen, stellt die Regulierung vor neue Herausforderungen. Für Thomas Langheinrich ist für die Zukunft wichtig, dass der Nutzer selbst über die Angebote oder die Apps auf dem Bildschirm entscheiden kann und ihm nichts vom Geräte-Hersteller aufgezwungen wird. Für VideoWeb-CEO Matthias Greve ist das kein Problem: Er setzt auf den Markt. "Für die Hersteller kommt es drauf an, den Kunden bestmöglichen Service zu bieten, sonst wird das Gerät nicht gekauft".
Gerold Hug, Leiter strategische Entwicklung des Südwestrundfunks, sieht seinen Sender immer noch in einem Experimentierstadium. "Wir hören unseren Endkunden zu und versuchen, von ihnen zu lernen". Ganz besonders im Fokus die jüngere Zielgruppe. "Sie hat uns schon das eine oder andere Angebot in der Testphase um die Ohren gehauen." Eine Erkenntnis gibt es aber: "Wir wollen nicht mit unseren im Durchschnitt 63-jährigen Zuschauer in Rente gehen". Bei der Kooperation mit einzelnen Verlagen mit der Belieferung von SWR-Bildern sieht Hug ebenfalls "Lernbedarf". Für VSZV-Geschäftsführer Bourauel eine Einbahnstraße: "Unter Kooperation stellte ich mir etwas anderes vor. Bislang beziehen die Verlage Bewegtbild vom SWR. Warum arbeitet der öffentlich-rechtliche Rundfunk bei seinen Homepage-Texten nicht auch mit den Zeitungen zusammen oder verlinkt auf entsprechende Angebote?"
Markus Kavka nimmt Innovationspreis entgegen
Als Medienmacher, der die Konvergenz der Medien für sich zu nutzen weiß und durch neue Formate Menschen und Medien bewegt, wurde Markus Kavka mit dem Innovationspreis "Menschen bewegen Medien" ausgezeichnet. Er nahm den Preis im Rahmen der MediaNight persönlich von Dr. Michael Mangold, Gründer und Leiter des ZKM | Instituts für Medien, Bildung und Wirtschaft, entgegen. "Trimedialität schult den Blick auf das, was relevant ist", so Kavka. Eine "360°-Content-Schleuder" wolle er in Zukunft bleiben und so realisiert er gerade u. a. die zweite Staffel von NUMBER ONE und die dritte Staffel von MySpace.
Campus | Media | Award geht nach Karlsruhe
Unter den drei nominierten trimedialen Hochschulbeiträgen für den Campus | Media| Award ist "KrausFrink Percussion" von Annekatrin Schnur und Felix Hentschel, Hochschule für Musik Karlsruhe, Institut Lernradio, von der Jury ausgewählt worden. Begründet wurde die Preisvergabe wie folgt: Der Beitrag stelle auf fantasievolle und kurzweilige Art ein Musikduo der Spitzenklasse vor. Abwechslung und Spannung werden im Videobeitrag erreicht durch kreative Bildführung, außergewöhnliche Kameraeinstellungen und eine kluge O-Ton-Dramaturgie. Letzteres gelte auch für den Audiobeitrag, der in einem emotionalen und zugleich hochinformativen Porträt die Videobilder ergänzt und gleichzeitig autark für sich stehen kann. Zusammen mit einem komprimierten Text werde hier Trimedialität auf insgesamt sehr hohem Niveau umgesetzt. Der Preis ist mit 1.000,- Euro und einem vierwöchigen trimedialen Praktikum beim Schwäbischen Verlag in Leutkirch dotiert.
Weitere Informationen, Filmbeiträge und Fotos unter www.tv-komm.de