- Patientennachfrage ist deutlich geringer als erwartet
- Pro Tag werden rund 39 Termine vermittelt
- Zahlreiche Anrufer erfüllen nicht die Voraussetzungen für eine Terminvermittlung
- Die reinen Vermittlungskosten pro Termin belaufen sich auf ca. 107 €
Ausgaben von 1 Mio. € ohne Kosten-Nutzen-Rechnung
„Es war eine rein politisch motivierte Entscheidung, die Terminservicestellen einzuführen“, sagt Frank Dastych, der Vorstandsvorsitzende der KV Hessen. „Wir haben alles für einen erfolgreichen Start getan. Unsere Warnung, dass die Stelle nur Geld verschlingt, weil die Politik ihre Einführung ohne Auswertung belastbarer Zahlen und Fakten vorangetrieben hat, sind von den politischen Entscheidungsträgern ignoriert worden und das rächt sich jetzt.“ Ausgaben von rund 1 Mio. € hat die KV Hessen für 2016 für die Einrichtung und den Unterhalt der Terminservicestelle kalkuliert. Da nur eine geringe Nachfrage besteht, belaufen sich die reinen Vermittlungskosten pro Termin auf ca. 107 €. „Das ist natürlich völlig unökonomisch. Das Geld fehlt uns in der Versorgung von Patienten. Wenn uns nicht die Hände durch den Gesetzgeber gebunden wären, würden wir diesen Unsinn sofort stoppen“, empört sich Dastych.
Terminchaos lenken
Auch unter den Fachärzten herrscht Unzufriedenheit. Fachärzte melden der KV Hessen im Voraus freie Termine für das jeweilige Quartal. Die Termine werden dafür extra in den Praxen geblockt und stehen nicht für die Patienten zur Verfügung, die ohne vorherige Vermittlung mit Terminwünschen in den Praxen anrufen. Aufgrund der geringen Nachfrage wurden die knapp 40.000 gemeldeten Termine für die ersten drei Monate aber überwiegend nicht benötigt.
Termine, die in der Terminservicestelle nicht vergeben wurden, werden erst fünf Tage vorher wieder an die Praxen zur Vermittlung zurückgegeben. Dann liegt der „schwarze Peter“ in den Praxen, die diese rasch vermitteln müssten. „Bei so einem Durcheinander die Übersicht nicht zu verlieren, kostet das Praxisteam Nerven und wertvolle Zeit“, weiß Dastych aus eigener Erfahrung genauso zu berichten wie von Beschwerden aufgebrachter Fachärzte über Ausfallkosten pro frei bleibendem Termin. „Wir werden jetzt selbstverständlich im zweiten Quartal anhand der vorliegenden Echtzahlen den wirklichen Terminbedarf der Servicestelle genauer steuern können, um alle Beteiligten zu entlasten“, hofft der KV-Chef.