Der Direktor der Kindernothilfe-Partnerorganisation SPARC, Qindeel Shujaat, fordert daher größere Anstrengungen im Bildungssystem: "Die Ausgaben für Bildung müssen dringend auf zehn Prozent des Bruttoinlandsproduktes steigen. Die Hälfte unserer 160 Millionen Einwohner sind Kinder und Jugendliche. Sie alle brauchen einen Zugang zu Bildung und Ausbildung. Und das geht nicht ohne ein klares Bekenntnis unserer Regierung."
Der fehlende politische Gestaltungswillen führt auch zu einer wachsenden Zahl von Koranschulen. Rund 45.000 dieser Medresen existieren nach Einschätzung des SPARC-Direktors derzeit in Pakistan. Da es keine einheitlichen Bildungsstandards gibt, übernehmen sie mehr und mehr die Bildung vor allem der Jungen aus ärmsten Verhältnissen. "Für viele Familien sind die Angebote der Medresen äußerst attraktiv, denn sie bieten neben geregelten Mahlzeiten bisweilen auch eine Unterkunft an." Lediglich 12.000 Medresen sind staatlich anerkannt, die anderen arbeiten völlig losgelöst vom staatlichen Bildungssystem.
"Problematisch ist das auch mit Blick auf weiterführende Schulen. Die Kinder haben nach einer Madrasa in der Regel keine Chance, dort aufgenommen zu werden. Deshalb fordern wir, dass die Medresen neben der religiösen Bildung auch Mathematik und Fremdsprachen in den Lehrplan aufnehmen", so Shujaat. Auch wenn der überwiegende Teil der Medresen in Pakistan lediglich religiöse Bildung anbietet, ist SPARC über das Gefährdungspotential besorgt. "Es gibt auch Medresen, in denen Kinder politisch indoktriniert werden und schon früh in den militanten Kampf von Islamisten hineingezogen werden." SPARC tritt dafür ein, dass die pakistanische Regierung rasch das Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention ratifiziert. Es verbietet Regierungen und bewaffneten Gruppen, Kinder und Jugendliche unter 18 in Konflikten und Krieg einzusetzen.
Die Kindernothilfe und ihre Partner unterstützen in Pakistan rund 1200 Kinder in 12 Projekten. 2006 gab die Kindernothilfe mehr als 1,2 Millionen Euro für die Arbeit in Pakistan aus.