Nichts ist so beständig wie der Wandel. Und das gilt natürlich auch für die Themen Spa und Wellness im Hotel. Bereits Ende der 1990er-Jahre präsentierte KLAFS auf der Interbad seine Idee der „Erlebnissauna“ – eine Initialzündung, die den Markt gehörig umgewälzt hat.
Seit dieser Zeit präsentieren die Sauna- und Spa-Ausstatter vermehrt regelrechte Erlebniswelten, die sich seit einigen Jahren auch bei neuen Spa-Bereichen der öffentlichen Bäder und Wellness-Hotels sehr stark wiederfinden und magische Anziehungskraft auf die Gäste haben. Durch diese faszinierende Entwicklung, die ihren Höhepunkt sicher noch lange nicht erreicht hat, hat der wichtige Trend Wellness nochmals deutlich an Schwung gewonnen.
Hinzu kommt: Die Themen persönliches Wohlbefinden und Gesundheit sind wichtige Trends unserer Zeit – und das wirkt sich natürlich auch auf die Entwicklung der Sauna- und Wellness-Branche sehr positiv und deutlich spürbar aus. Wenn der alltägliche Druck in Beruf und Privatleben gefühlt immer größer wird, sehnen sich die Menschen nach Inseln der Ruhe und Entspannung. Der Bedarf an Spa-Anlagen im Hotel ist also mehr denn je da – eine große Chance für die Hotelwirtschaft.
Doch stimmen die Wünsche der Gäste von Spa-Bereichen im Hotel eigentlich wirklich mit den Vorstellungen der Hoteliers über diese Wünsche überein? Entwickeln sich also Angebot und Nachfrage in die gleiche Richtung?
Mit dieser ganz zentralen Frage beschäftigt sich die Studie „ FutureHotel Spa- und Wellness-Erlebnisse“, die im Rahmen des Innovationnetzwerks „FutureHotel“ – initiiert und geleitet vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (Fraunhofer IAO) – entstanden ist.
Die wichtigste Erkenntnis: Das Wellness-Angebot ist heute ein klares Buchungskriterium für die Gäste. Für 77,5 Prozent der Gäste ist es das entscheidende Buchungskriterium oder spielt zumindest eine Rolle für das Buchen des Hotels. Das Thema hat also für die Gäste eine hohe Relevanz – was scheinbar noch nicht bei allen Hoteliers angekommen ist: Denn die befragten Hotels teilen sich ganz deutlich in zwei Gruppen: „Angebot auf dem aktuellen Stand der Technik“ und „Renovierungsbedürftiges Angebot“. Die Gefahr für Hoteliers ist also hoch, hier den Anschluss zu verpassen. Auch bei den befragten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sorgt ein Renovierungsstau für Frust – sie nennen dieses Thema oft als Hauptgrund für unzufriedene Gäste.
Investitionen in den Spa-Bereich sind also in vielen Betrieben dringend geboten – und dürfen sich durchaus in der Preispolitik des Hotels niederschlagen, vor allen Dingen in der gehobenen Hotellerie. Denn je mehr die Gäste für die Übernachtung bezahlen, desto mehr sind sie auch bereit, für einen Spa-Besuch auszugeben.
Die Auslastung der Bereiche bietet ebenfalls Luft nach oben – vor allen Dingen, wie nicht anders zu erwarten, in den Sommermonaten. „Spezielle Konzepte über das gängige Angebot hinaus und gezielte Marketing-Aktionen gegen das ‚Sommerloch‘ können die Ertragssituation deutlich verbessern“, lädt Vanessa Borkmann, die Studienleiterin des Fraunhofer IAO, die Hoteliers zur Offensive ein.
Apropos verbessern: Eine große Diskrepanz zwischen den Wünschen der Gäste und den Vorstellungen der Hoteliers herrscht beim Thema Außenbereich, bei dem ein großer Unterschied zwischen der Nachfrage- und der Angebotsseite besteht. Während 90 Prozent der befragten Gäste einen Außen-/Fischluftbereich als wichtig erachten, glauben nur 45 Prozent der befragten Hoteliers, dass dieser Punkt ein wichtiges Kriterium für die Zufriedenheit ihrer Gäste ist. „Mit diesem Punkt sollten sich Wellness-Hoteliers also dringend noch einmal beschäftigen. Innovative Konzepte wie zu öffnende Fassaden oder Virtual Reality können die Qualitäten eines Außenraumes zum Beispiel im urbanen Raum auch innerhalb eines Gebäudes abbilden“, rät Borkmann.
Diese Sehnsucht nach Frischluft und Natur erklärt auch, warum der Bezug nach draußen über große Fensterflächen und Tageslicht für viele Gäste ein wichtiges Wohlfühlkriterium ist. Besonders beliebt sind Saunen mit riesiger Panorama-Glasscheibe, die den Gästen den Eindruck vermitteln, inmitten der Natur zu sitzen.
Auch beim Thema exklusiver Zugang für Hotelgäste besteht ein großer Unterschied zwischen der Nachfrage- und der Angebotsseite. Für 62 Prozent der befragten Gäste ist der exklusive Zugang nur für Hotelgäste ein wichtiger Faktor, während nur 32 Prozent der befragten Hoteliers dieses Thema für wichtig halten.
Was viele Branchenexperten schon länger prognostizieren, zeigt sich auch in dieser Studie ganz deutlich: Das Thema private Spa-Suiten gewinnt immer mehr an Bedeutung. In einer älteren Studie aus dem Jahr 2009 konnten sich nur 11,4 Prozent der Gäste für dieses Thema erwärmen – jetzt sind es schon 25,6 Prozent. „Jetzt wäre also genau der richtige Zeitpunkt, um sich mit solchen Angeboten ein Alleinstellungsmerkmal zu schaffen“, ist Borkmann überzeugt.
Apropos Alleinstellungsmerkmal: Die befragten Hoteliers sind der Meinung, dass nicht nur Design und Ausstattung, sondern vor allen Dingen auch einzigartige und vielfältige Angebote entscheidende Erfolgskriterien sind.
Und das zeigt sich auch darin, welche Angebote die Gäste als wichtig erachten. So hat das „Sanarium“ (61 Prozent) die finnische Sauna (58 Prozent) in dieser Studie sogar knapp überholt. Noch beliebter sind allerdings Dampfbäder (70 Prozent) und vor allen Dingen Schwimmbäder (90 Prozent). Das wichtigste Thema für die Gäste ist allerdings der Ruhe- und Liegebereich (95 Prozent). „Gerade der Ruhebereich bietet also großes Potenzial für Hoteliers, um die Gäste durch einzigartige Entspannungsangebote zu begeistern“, fasst Borkmann die Erkenntnisse zusammen.
Das Potenzial bereits mehrheitlich erkannt haben die Hoteliers beim Thema Energieeffizienz: 81 Prozent der befragten Hoteliers bewerten die Energiekosten als wichtig für den wirtschaftlichen Erfolg, 49 Prozent sogar als sehr wichtig.
Fazit: Vielfältige und zeitgemäße Spa- und Wellness-Erlebnisse sind heute eine wichtige Motivation für Gäste, ein Hotel zu buchen – und häufig wiederzukehren. Gefragt sind aber mehr denn je überraschende, innovative Konzepte, um sich aus der Fülle der Angebote herauszuheben und die Gäste zu begeistern.
Und genau darum ging es in der „Zukunftswerkstatt“, in der rund 40 Hoteliers, Architekten und Branchenexperten aufbauend auf den Erkenntnissen der Studie mögliche Zukunftsszenarien diskutiert und bewertet haben.
Bei allen Kontroversen herrschte hier am Ende des Tages dann doch zumindest in einigen zentralen Punkten Einigkeit – und dieser Konsens passt nahtlos zu den Erkenntnissen der Studie: Die Wellness-Angebote werden sich in Zukunft weiter differenzieren und es wird zu ausgeprägten Nischenkonzepten kommen, die ihre Zielgruppen jenseits des Massenmarktes begeistern. Klar ist aber auch: Von Seiten der Gäste werden die Ansprüche weiter steigen.
Wer als Wellness-Hotelier weiter erfolgreich sein will, muss also die Trends in diesem Bereich im Auge behalten – und mit dem richtigen Partner an seiner Seite sein Angebot immer wieder daran anpassen.