Die zurückhaltende Kunst von Radu Lupu entzieht sich heute üblichen Star-Kategorien. In den 1960er Jahren aus der legendären Neuhaus-Schule am Moskauer Konservatorium hervorgegangen, setzt Radu Lupu mit seinen Interpretationen seit nunmehr vier Jahrzehnten pianistische Maßstäbe. Er gehört zu den stillen Pianisten, die sich ganz auf die Intensität und Schönheit ihrer Kunst konzentrieren. Für seinen einzigartigen Klangsinn und seine subtilen Anschlagsnuancen wird der ungemein selbstkritische Pianist, der ursprünglich Komponist werden wollte, von berühmten Künstlerkollegen in aller Welt verehrt. Das Beethoven- und Schubert-Spiel von Radu Lupu wurde vielfach ausgezeichnet, darunter 1995 mit einem Grammy. Über das Spiel des zurückhaltenden Künstlers schreibt der Musikkritiker Helmut Mauró in seiner Laudatio anlässlich der Preisverleihung: "Die Herangehensweise von Lupu, so natürlich sie erscheinen mag, ist ein langer Prozess mentaler und musikalischer Entwicklung, und vielleicht auch genialischer Begabung. Ob er nun Brahms oder Schumann spielt, Schubert oder Beethoven - man spürt sofort diesen sicheren Instinkt für Tempo und Klang, für Melodieverläufe und harmonische Einbettung, und eine alles zusammenhaltende Erzählspannung."
Dem Klavier-Festival Ruhr gab Radu Lupu in diesem Jahr bereits zum fünften Mal die Ehre. Zuletzt wurde er vom Festivalpublikum 2009 für seine Beethoven- und Schubert-Interpretationen im in der Stadthalle Mülheim mit Ovationen gefeiert. Festival-Intendant Franz Xaver Ohnesorg dankte dem Pianisten für seine freundschaftliche Verbundenheit mit dem Klavier-Festival Ruhr und überreichte dem Künstler symbolisch die Stahlplastik "Diapason" des Düsseldorfer Bildhauers Friederich Werthmann. Mit dem Preis verbunden ist die Vergabe eines Stipendiums an einen jungen Pianisten. Radu Lupu hat dafür den 15-jährigen Spanier Martín García benannt.
Radu Lupu ist der 15. Träger dieser Auszeichnung nach Bella Davidovich (1998), Daniel Barenboim (1999), Dmitri Bashkirov (2000), Graham Johnson (2001), Leon Fleisher (2002), Pierre-Laurent Aimard (2003), Alfred Brendel (2004), Pierre Boulez (2005), Chick Corea (2006), Martha Argerich (2007), Maurizio Pollini (2008), András Schiff (2009), Grigory Sokolov (2010) und Elisabeth Leonskaja (2011).