"Um die Situation zu entspannen und wieder mehr Saisonarbeitskräfte aus Osteuropa anzuwerben, müsste sich vor allem auf politischer Ebene etwas ändern. Für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands in der Landwirtschaft brauchen wir die sogenannte Freizügigkeit für Arbeitnehmer aus den EU-Staaten Mittel- und Osteuropas", erklärt Burkhard Kleffmann, CEO der Kleffmann Group.
Die Arbeitnehmerfreizügigkeit für Osteuropäer gilt bereits in England, Irland, den Niederlanden und Belgien: Hier können diese Arbeitskräfte unbefristet und auch in anderen Branchen arbeiten, in denen mehr verdient wird als in der Landwirtschaft. Aber auch im Agrarbereich verdienen Arbeitskräfte in den europäischen Nachbarstaaten teilweise mehr als in Deutschland. Hierzulande liegt der Lohn zwischen 4,50 Euro und sieben Euro brutto pro Stunde - abzüglich der Pauschalen für Wohnen und Essen. Im europäischen Vergleich ist dies Platz vier.
Auch die Ende 2007 verlängerte Eckpunkteregelung für Saisonarbeitskräfte brachte keine wesentlichen Verbesserungen für die Landwirte: Weiterhin gilt, dass unter den Erntehelfern grundsätzlich 20 Prozent Arbeitslose aus Deutschland sein sollen. Gelingt dies nicht, können die Landwirte weitere zehn Prozent ausländische Helfer einstellen. Die 90-Prozent-Quote gilt auch dann, wenn sie in Regionen mit deutlich unterdurchschnittlicher Arbeitslosigkeit (unter 7,5 Prozent) angewendet wird.
Landwirtschaft plagt auch Fachkräftemangel
Aber nicht nur Saisonarbeitskräfte werden dringend benötigt. Laut der Kleffmann Group fehlen in 38 Prozent der befragten Betriebe generell und langfristig Facharbeitskräfte. Eine Entspannung der Lage ist derzeit nicht in Sicht: Während die Absolventenzahlen im Ausbildungsberuf Landwirt in den letzten Jahren stark zurückgegangen sind, stiegen die der agrarwissenschaftlichen Studiengänge. Jedoch sind letztere meist nicht an einer Hofübernahme interessiert, sondern gehen eher in die Agrarindustrie, die Lebensmittel- und Getränkeindustrie oder in die Forschung.