Dr. Michael Sasse: „Das Leben hat sich grundlegend verändert. Aus medizinischer Sicht ist es so, dass viel Austausch über das Internet stattfindet. Denn es finden zurzeit keine Fortbildungen, Kongresse oder Tagungen statt - und auch größere Sitzungen in der Klinik sind kaum möglich.
Für die Eltern ist es eine große psychische Belastung, weil die Besuchsbedingungen durch Corona stark eingeschränkt sind. So darf immer nur ein Elternteil zu seinem Kind. Großeltern und Geschwisterkinder gar nicht. Einige Eltern machen das so, dass die Mutter am Vormittag kommt und der Vater am Nachmittag – das geht. Und es gibt natürlich auch Möglichkeiten der Kontaktaufnahme beispielsweise per Skype – aber so etwas ersetzt kein Monopoly-Spiel mit den Geschwistern.“
Es hat jetzt drei Online-Seminare mit Michael Steil gegeben. Wie bewerten sie das?
Dr. Michael Sasse: „Ich finde es super hilfreich. Es ist für uns Ärzte sehr entlastend, wenn man das eigene Handeln durch diese Fachvorträge noch mal hinterfragen kann. Es ist eine wichtige Stütze im Klinik-Alltag. Auch weil wir durch fehlenden Austausch auf Kongressen jetzt schon eine ganze Weile sozusagen „im eigenen Saft schmoren“.
Haben die Pflegekräfte überhaupt die Zeit dazu, sich zeitlich damit zu beschäftigen?
Dr. Michael Sasse: „Wenn eine Pflegekraft zu der Zeit des Online-Seminars gerade Schicht hat, geht das natürlich nicht. Aber weil diese Vorträge ja auch aufgezeichnet werden und im Internet abrufbar sind, werden sie doch von sehr vielen Ärzten und Pflegekräften angehört. Ich habe gerade von einem Kollegen aus Bielefeld erfahren, dass die sich das beispielsweise gemeinsam im Nachtdienst anschauen. Insofern findet dieses Angebot schon eine sehr gute Verbreitung.“
Wie bewerten Sie die Idee von „Kleine Herzen Hannover“, so eine Möglichkeit zu schaffen?
Dr. Michael Sasse: „Das ist ganz toll. Super Klasse. Es ist in dieser kommunikationslosen Zeit eine sehr sinnvolle Möglichkeit, mit Fachleuten in Kontakt zu kommen. Und ein gemeinsames Schauen eines solchen Vortrages fördert auch immens die Teambildung.“
Können Sie sich vorstellen, dass dieses Angebot auch nach der Corona-Krise fortgeführt wird?
Dr. Michael Sasse: „Ich bin der Meinung, dass wir nach der Corona-Pandemie durchaus zweigleisig fahren sollten. Auf der einen Seite braucht man natürlich die persönliche Kontaktaufnahme und eine freundschaftliche Vernetzung, die man nur auf Fortbildungen erreichen kann. Aber viele Kliniken können auch keine Fortbildungen mehr anbieten. Insofern sind diese Online-Seminare eine sehr sinnvolle Ergänzung. Denn damit erreichen wir auf einen Schlag sehr viele Menschen. Ich glaube, dass sich das nach Corona als zweites Standbein der Kommunikation etablieren wird.“