"Man geht davon aus, dass etwa vier bis fünf Prozent der Normalbevölkerung von multiresistenten Erregern besiedelt sind. Bei gesunden Menschen richten diese Keime keinen Schaden an. Gefährlich wird es, wenn sie auf ein schwaches Immunsystem treffen", erklärt die angehende Krankenhaushygienikerin Anne Eva Lauprecht. "Menschen mit chronischen Wunden, künstlich angelegten Körperöffnungen oder vorangegangenen Krankenhausaufenthalten sind besonders gefährdet, mit diesen Erregern besiedelt zu sein und werden bereits bei der Aufnahme routinemäßig mittels eines Abstrichs gescreent." Die wichtigste, einfachste und offensichtliche Maßnahme, mit der jeder Einzelne einen Beitrag leisten könne, die Infektionsgefahr drastisch zu senken, sei das Händedesinfizieren, so die Ärztin weiter. An vielen Stellen in der Evang. Huyssens-Stiftung sowie im Knappschafts-Krankenhaus finden Besucher, Patienten und Mitarbeiter deshalb entsprechende Spender. Frau Lauprecht ist seit vielen Jahren im Bereich der Krankenhaushygiene aktiv und durchläuft als hauptamtliche Krankenhaushygienikerin (Trainee) seit November 2012 ein spezielles Ausbildungsprogramm.
Verschärfte Hygieneverordnungen
Die Bundesärztekammer schuf diesen Fortbildungsweg, nachdem das Infektionsschutzgesetz des Bundes und nachfolgend die Hygieneverordnungen der Länder verschärft wurden und nun viele Krankenhäuser zur Beschäftigung eines eigenen hauptamtlichen Krankenhaushygienikers verpflichten. Da es in Deutschland aktuell nur knapp 100 ausgebildete Krankenhaushygieniker gibt - weitaus weniger als es dem Bedarf von 400 bis 600 Krankenhaushygienikern entspricht - wurde ein verkürzter Ausbildungsweg für klinisch tätige Fachärzte wie Frau Lauprecht mit langjähriger Erfahrung in der Hygiene geschaffen. Die zweijährige Fortbildung beinhaltet nun fünf theoretische Lernmodule sowie eine Mentoren-Begleitung mit praktischen Übungen durch einen erfahrenen Krankenhaushygieniker. Die Kliniken Essen-Mitte sind mit der Positionierung eines eigenen Krankenhaushygienikers (Trainee) eines der wenigen Krankenhäuser in Deutschland, die die strengen Vorgaben des Infektionsschutzgesetztes des Bundes und der Hygieneverordnungen der Länder ohne Übergangsfrist umsetzen konnten.
Eine große Verantwortung für jeden
Das fünfköpfige Hygieneteam um Anne Eva Lauprecht arbeitet eng mit den einzelnen Fachabteilungen zusammen. "Wir führen einmal jährlich und bei besonderen Themen auch zwischendurch Schulungen für sämtliche Mitarbeiter durch. Hygiene muss für jeden Mitarbeiter verständlich sein. Darüber hinaus gibt es in allen Abteilungen besonders geschulte ärztliche und pflegerische Hygieneverbindungs-Mitarbeiter als zusätzliche Multiplikatoren", erklärt Frau Lauprecht. Viele Schutzmaßnahmen und Vorkehrungen müssen getroffen werden, um die Gefahr, die von resistenten Keimen ausgeht, gering zu halten. Eine verantwortungsvolle Aufgabe für die Krankenhaushygienikerin und nicht zuletzt für alle Klinikmitarbeiter. Anne Eva Lauprecht: "Die Krankenhaushygiene muss jeder Einzelne ganz selbstverständlich in seinen Alltag integrieren. Jeder Mitarbeiter übernimmt hier persönliche Verantwortung zum Schutz der Patienten."