Die Hypertroph-obstruktive Kardiomyopathie (HOCM) ist ein Erbkrankheit, bei der es durch eine krankhafte Verdickung der Herzscheidewand zu einer Behinderung des Blutausstroms aus der linken Herzkammer kommt. Die Patienten leiden an Atemnot, Schmerzen in der Brust und Bewusstlosigkeit. Bereits 1994 konnte durch Studien der Abteilung für Kardiologie am Klinikum Bielefeld (damals unter Leitung von Prof. Horst Kuhn) gezeigt werden, dass eine Alkoholinjektion durch einen Herzkatheter eine deutliche Linderung dieser Beschwerden bewirkt, da hierdurch eine Schrumpfung der Herzscheidewand erzielt wird. In den letzten 15 Jahren hat dieses sog. TASH-Verfahren die vorher noch routinemäßige Herzoperation bei HOCM bei vielen Patienten ersetzt. Allein in der Abteilung für Kardiologie des Klinikums Bielefeld (seit 2005 unter Leitung von Chefarzt Prof. Christoph Stellbrink) wurden über 1000 Patienten durch dieses Verfahren behandelt. Damit stellt die Abteilung das weltweit größte Zentrum für dieses Verfahren dar.
In 5-10 % der Fälle konnte bislang allerdings die Alkoholinjektion aus anatomischen Gründen nicht durchgeführt werden. Um auch diesen Patienten eine belastende Herzoperation zu ersparen, entwickelte Oberarzt Dr. Thorsten Lawrenz eine neue Kathetertechnik: Durch die Verödung der Herzscheidewand mit einem Wechselstromkatheter (sog. ERASH-Verfahren) wurden ähnlich günstige Effekte wie nach der Alkoholinjektion beobachtet. Am Klinikum Bielefeld konnte daher erstmals auch Patienten geholfen werden, die sonst nur durch eine Operation am offenen Herzen behandelbar gewesen wären. Diese Ergebnisse wurden auf zahlreichen Kongressen vorgestellt und im renommierten "Journal of the American College of Cardiology" (http://www.contact.onlinejacc.org) publiziert.
Laut Oberarzt Dr. Lawrenz hat die Entwicklung dieser beiden Herzkatheterverfahren dazu geführt, dass bei Patienten, die an einer HOCM leiden, eine Herzoperation nur noch in seltenen Ausnahmefällen erforderlich ist. Auf Grund seiner international anerkannten Forschungsleistungen auf dem Gebiet der Kardiologie wurde Herrn Dr. Lawrenz nun im Rahmen einer Feierstunde am 7.12.2011 im Klinikum Bielefeld die Venia legendi für das Fach Kardiologie an der Universität Witten-Herdecke erteilt.